Von Markus van Appeldorn
Eibau. Ja. Wir haben ihn uns ja alle sehnlichst gewünscht. Den Regen. Aber doch bitte nicht ausgerechnet zum Eibauer Bierzug. Bei Nieselregen, Wind und Pullover-Temperatur startete am Sonntagmorgen der 26. Historische Bierzug am Fuße des Kottmar. Die tausenden Besucher verdross das Wetter nicht. Schon lange vor dem Umzug säumten sie wohlpräpariert den Zugweg. Viele hatten sich Stühle und Schirme mitgebracht. Und natürlich Bier. Denn Bier macht das Warten schön.
Eibauer Bierzug 2018
„Die warmen Getränke sind jetzt auch fertig“, verkündete einer der Zug-Moderatoren an der Sprechstelle Faktorenhof. Auch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) musste sich bei seiner Premiere als Landesvater den Eibauer Bierzug zwar nicht schön aber mit einem Becher Glühwein warm trinken. Bester Laune und fesch in Oberlausitzer Tracht gekleidet führte er den Bierzug gemeinsam mit Kottmars Bürgermeister Michael Görke (parteilos) und Gunther Rößler im historischen Gewand des „Förster Sieber“ an. Wenn der Zug stockte, plauderte Kretschmer mit den Gästen am Straßenrand.
Über 80 Bilder sorgten für Freude, Lachen und Staunen an der Strecke. Die vielen Kinder der integrativen Kindertagesstätte „Spatzennest“ in Eibau begeisterten als kleine Bäcker. Und das wohl höchste Durchschnittsalter im Zug dürfte mit 70 Jahren der Mönchszug der singenden Mönche aus Oybin ausgewiesen haben. Ein Spektakel für Jung und Alt.
Eine Schau ist auch stets das Motto, das sich die Natur- und Heimatfreunde Kottmarsdorf ausdenken. „Ohne Jauche auf dem Feld, wär’s um die Gerste schlecht bestellt“, titelten sie. Mit Schubkarren und Kübeln ausgestattet, hatten sie für den Festzug auch ordentlich Jauche angerührt und leerten sie vor den Füßen vieler Gäste am Straßenrand aus. Da sprang mancher erschrocken zur Seite. Keine Angst, war bloß eingefärbtes Wasser.
Und was wäre ein Bierzug ohne Pferde? Diese prächtigen Kaltblüter, die vor die Bierwagen gespannt sind. Hoch von der Fässer-Pyramide prostete der Braumönch der Privatbrauerei Eibau den Gästen zu. Der Legende nach soll es ein Zittauer Mönch gewesen sein, der sich einst im Malzkeller der Eibauer sehr heimisch fühlte. Sieben sächsische und eine tschechische Brauerei beschickten das Fest mit ihrem Bier. Und sie alle zeigten im Bierzug ihre stärksten Mitarbeiter als Vierspänner. Der Löbauer Bergquell-Brauer Steffen Dittmar sorgte als Lokführer eines pferdebespannten Bierzugs für Lacher.
Weil das Braugold schließlich auf dem Felde wächst, gehört auch traditionelle Landwirtschaftstechnik zum Eibauer Bierzug. Die Landtechnik Oberlausitz aus Kittlitz legte den Zugweg mit einem 60 Jahre alten Mähdrescher E 175 „Patriot“ zurück. Etliche historische Fahrzeuge der Treckerfreunde Kemnitz knatterten durch Eibau. „Die haben die schwarze Feinstaubplakette“, kommentierte der Sprecher die Parade.
Ja, und getanzt werden durfte auch. Das Jugendblasorchester aus Sebnitz hatte eine Gardetanz-Truppe mitgebracht. Und der Rock ’n’ Roll Klub Bautzen ließ mit Tanzeinlagen und US-Oldtimern das Lebensgefühl der 50er wieder aufleben. Für Sportlichkeit sorgte auch das Volksbad Neugersdorf, die ein Volleyball-Netz hinter ihrem Trecker-Gespann herzogen. Das bevorstehende Badefest mit Beachvolleyball bewarben sie so mit „Street-Volleyball.“ Die Gewichtheber vom SG Fortschritt Eibau marschierten gar mit Hanteln.