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Biberbau im Moor zerstört

Der Nager hat den Runzengraben gestaut – mit Folgen für das Lösch- und Brunnenwasser im benachbarten Dorf.

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© Symbolfoto/Patrick Pleul, dpa

Von Eric Weser

Röderaue. Der Runzengraben zwischen Raden und Treugeböhla ist ein gemächliches kleines Gewässer. Zuletzt war er aber kaum mehr ein Rinnsal. Denn dort, wo der Graben aus der Runze – einem Moor bei Raden – austritt, hatte der Biber einen Bau quer in den Bach gestellt. Hunderte Äste und Zweige hatte der Nager so drapiert, dass es zum Stau in Richtung Moor kam.

Am Runzengraben in Raden hat ein Biber einen Bau errichtet. Der wurde aber nun von Unbekannten zerstört – wohl mit Hintergedanken.
Am Runzengraben in Raden hat ein Biber einen Bau errichtet. Der wurde aber nun von Unbekannten zerstört – wohl mit Hintergedanken. © Eric Weser

Bis die Anwohner im nahen 300-Seelen-Dorf Raden etwas davon mitbekamen, dauerte es jedoch lang. Der Graben versorgt im Ort zig Grundstücke mit Brunnenwasser. Auch das von Konrad Freudemann. Dass kein Wasser im Graben war, habe er bis jetzt noch nie erlebt, sagt der CDU-Gemeinderat. Nun fürchtet er, dass sein Hauswasserwerk hinüber ist. Die Pumpe habe ins Leere gesaugt und sei heiß gelaufen. Und das alles wegen des Bibers.

Inzwischen liefern viele Brunnen aber wieder Wasser. Denn der Biberbau am Oberlauf ist zerstört worden. Jemand hat den Damm in der Mitte durchbrochen, sodass das Wasser wieder aus Richtung des Moores in den Ort fließen kann.

„Was da passiert ist, ist eine illegale Handlung“, sagt Bürgermeister Lothar Herklotz (CDU). Der Rathaus-Chef geht davon aus, dass ein Bürger seiner Gemeinde dafür verantwortlich ist. Wer wisse er aber nicht. Illegal ist die Biberbau-Zerstörung, weil das Tier streng geschützt ist. Wer dennoch Hand anlegt, riskiert eine Geldstrafe von bis zu 50 000 Euro oder bei Vorsatz bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe. Dass die Biberbau-Zerstörung das Wasserversorgungsproblem in Raden dauerhaft löst, glaubt Gemeindechef Herklotz indes nicht. Zumal es nicht nur um die Brunnen-, sondern vor allem um die Löschwasserversorgung des Ortes geht. Denn die hängt ebenfalls am Runzengraben – und ist nach den Worten von Lothar Herklotz „im Moment nicht gewährleistet“.

Das Rathaus wolle deshalb bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt beantragen, dass der Biber eingefangen und umgesiedelt wird. Eine Umsiedlung habe aber keine Aussicht auf Erfolg, heißt es von den Naturschützern beim Landkreis auf SZ-Anfrage. „Der Biber ist seit Längerem im Naturschutzgebiet Radener Runze heimisch. Arttypisch gehört da auch ein Damm im Gewässer dazu“, heißt es aus der Behörde. Beeinträchtigt werde dadurch niemand.

Das sehen die Menschen in Raden anders. „Wie kann es sein, dass der Biber wichtiger ist, als die Menschen?“, fragt eine Familie, die auf der Radener Brunnenstraße wohnt, ihren Namen aber lieber nicht in der Zeitung lesen will. Sie hätten auch ein Hauswasserwerk und nutzten Grabenwasser für die Gartenbewässerung, sagt das Ehepaar. Und auch als Löschwasserlieferant sei der Graben bei ihrem Grundstück schon einmal gebraucht worden – allerdings vor mehr als 50 Jahren, als die Scheune des Bauernhofs gebrannt hatte.

Bürgermeister Lothar Herklotz beruhigt, dass die Löschwasserversorgung gesichert sei. Die Feuerwehr könne den nahen See in der Radener Kiesgrube anzapfen. Notfalls ebenso die Trinkwasserversorgung, auch wenn das andere Probleme mit sich bringen könnte. Der Gemeindechef hätte am liebsten einen biberlosen Graben, weiß aber auch um die Belange des Naturschutzes. „Wir müssen eine Lösung finden, mit der beide Seiten zufrieden sind.“