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Besuchern die Frauenkirche erklären

Siegfried Sachse führt seit 25 Jahren durch das Gotteshaus. Nun werden Nachfolger gesucht.

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© Sven Ellger

Von Andreas Weller

Eine Gruppe Syrer, 40 bis 50 Leute, die beim Anblick des Altars mit Jesus Christus, der noch lebt, und der Geschichte, die Siegfried Sachse dazu erzählt, zu Tränen gerührt ist – das ist eines von zahlreichen Erlebnissen, die der dienstälteste Kirchenführer der Frauenkirche nie vergessen wird. Sachse ist mittlerweile 85 Jahre alt und erklärt seit 25 Jahren die Besonderheiten der Frauenkirche, früher der Ruine.

Wie vielen Gruppen Sachse bereits von der Kirche vorgeschwärmt hat, kann er nicht mehr zählen. „Aber es waren viele“, so der ehemalige Mitarbeiter der Finanzdirektion. „Die Frauenkirche hat so viel Inhalt, den ich erklären und zeigen kann: die Geschichte Sachsens, der Zweite Weltkrieg, die DDR, die Wende.“

Es gibt Fans, die immer wieder kommen. „Im vergangenen Jahr sind mir drei oder vier Ehepaare aufgefallen, die ich vom Sehen kannte“, erzählt der alte Herr. Er hat sie angesprochen. Die Antwort treibt Sachse noch heute ein Lächeln ins Gesicht und lässt seine Augen funkeln. „Die haben gesagt: Wir sind aus Köln, aber im Dom fühlen wir uns nicht so wohl wie in der Frauenkirche.“ Die Gruppe kommt alle drei Monate nach Dresden, vorwiegend, um die Frauenkirche zu besuchen.

Nun überlegt Sachse aufzuhören, mit seinen 85 Jahren. „Das wäre traurig und ein herber Verlust“, fasst Anja Häse zusammen. Sie ist die Leiterin des Besucherdienstes. Auch wenn sie Sachse noch vom Aufhören abbringen will, sucht sie dringend Führer für die Frauenkirche.

Aktuell gibt es 55 Personen, die durch die Dreikönigs- und die Frauenkirche führen. Dafür gibt es gemeinsame Ausbildungen. Da aber gerade die Frauenkirche sehr beliebt ist, jedes Jahr kommen rund zwei Millionen Besucher, soll es bald reine Frauenkirchenführer geben. Der Stamm soll erweitert und stabilisiert werden, sagt Häse. Egal ob Studenten oder Ruheständler, alle seien willkommen. „Interessierte sollten vom Thema Kirche begeistert sein, offen mit Menschen umgehen, ein gewisses Sprachgefühl haben und eine christliche Haltung“, erklärt Häse. Im Januar soll der eigene Kurs losgehen. Dieser ist kostenlos, für Führungen gibt es eine kleine Aufwandsentschädigung. Ersetzen könne Siegfried Sachse niemand, aber derzeit noch von ihm lernen.

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