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Bester Jungfleischer kommt aus Rothenburg

Philipp Eichler setzt damit die Familientradition fort. Und will zusammen mit seinem Bruder noch mehr erreichen.

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© André Schulze

Von Frank-Uwe Michel

Rothenburg. Welchen Beruf ergreift der Nachwuchs in einer Fleischerdynastie? Er wird natürlich ebenfalls Fleischer. Könnte man meinen. Doch für Philipp Eichler standen auch Lokführer und Automechaniker zur Diskussion. „Ich habe mich dann aus Liebe zur Familie für den Fleischer entschieden“, meint er schmunzelnd. Und er sagt auch, warum die Entscheidung so ausgefallen ist: „Tradition verpflichtet.“ Immerhin sei die Firma Eichler in Rothenburg schon seit über 240 Jahren aktiv. „Da will man doch dabei sein, um dies fortzusetzen, zumal mir mein Vater Christoph und mein Bruder Robert die Vorzüge dieses Handwerks schon beizeiten vermittelt haben.“

Philipp ist sozusagen zwischen Fleisch- und Wurstherstellung groß geworden. „Ich habe da schon als Kind ab und zu mit reingeschnuppert, dann später in der Gaststätte ausgeholfen. Deshalb ist aus dem anfänglichen Interesse auch ein Berufswunsch geworden.“ Wobei er Wert darauf legt, dass er die Technik des Fleischerhandwerks erst in der Lehre beigebracht bekam – und zwar nicht im elterlichen Betrieb, sondern bei einem befreundeten Kollegen in Mittweida. „Robert hatte ja zu Hause schon alles gelernt. Da wollte ich in die Ferne schweifen und schauen, wie man das anderswo macht.“ Von August 2016 bis Juli 2018 ließ sich der junge Mann ausbilden, lernte die Vielfalt der Anforderungen, Gemeinsamkeiten, aber auch regionale Unterschiede kennen. Der entscheidende, stellte er fest, ist der unterschiedliche Geschmack mancher Produkte. „Am Rande des Erzgebirges liebt man es ein wenig saurer und verarbeitet viel Meerrettich. Wir hier haben doch eher einen schlesischen Einschlag. Bei uns spielt Kümmel eine große Rolle.“

Im Sommer dieses Jahres gerade mit der Gesellenprüfung fertig, hatte sich Philipp Eichler damit in seiner Altersgruppe für die Teilnahme am Landesausscheid von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen qualifiziert. Ende September fand der Wettkampf in Regie der Leipziger Handwerkskammer im nur wenige Kilometer von der Messestadt entfernten Borsdorf statt. Dabei musste der 21-Jährige eine ganze Reihe von Aufgaben bewältigen. „Ich sollte das Hinterviertel eines Rindes fachgerecht zerlegen. Außerdem war eine Pastete herzustellen. Ich habe mich für eine in Herzform entschieden – natürlich aus Liebe zu unserem Handwerk“, erzählt er stolz. Darüber hinaus sollten mehrere küchenfertige Erzeugnisse entstehen, darunter Rollbraten und Grillspezialitäten. „Das alles war schon sehr anspruchsvoll. Mit dem Sieg hatte ich jedenfalls überhaupt nicht gerechnet.“ Doch die Juroren fanden die Leistung des jungen Rothenburgers so gut, dass sie ihn auf den Spitzenplatz setzten.

Dies ist nun verbunden mit einer weiteren Ehre: Philipp Eichler ist durch den Sieg für die deutsche Fleischer-Nationalmannschaft seiner Altersgruppe startberechtigt. Die Entscheidung, ob er dem Team beitreten wird, will er in Kürze fällen. Damit verbunden wären dann mehrere Trainings im Jahr und natürlich auch die Teilnahme an Wettkämpfen. „Ich tendiere schon dahin, denn man lernt ja bei jedem dieser Zusammentreffen dazu.“

Im Rothenburger Familienbetrieb ist der jüngste Fleischerfilius momentan dabei, seinen Platz zu finden. Immerhin arbeiten hier neben Vater und Bruder auch Mutter und Schwester mit – volle Kraft also für beste Qualität bei Wurst und Fleisch. „Ich lerne gerade noch die Feinheiten in den verschiedenen Produktionsabläufen kennen. Wenn man in einem selbstständigen Handwerksbetrieb arbeitet, ist das ja ein lebenslanger Erkenntnisprozess.“

Zusammen mit Bruder Robert hat er für die Zukunft noch Großes vor: „Wir wollen an eine sehr erfolgreiche Zeit in unserer Firmengeschichte anknüpfen. In den 1930er Jahren haben schon einmal zwei Brüder die Geschicke der Fleischerei geführt. Das soll auch bei uns bald wieder so sein.“ Der Name werde dann irgendwann in nächster Zeit „Fleischerei Gebrüder Eichler“ lauten. Den historischen Schriftzug gebe es noch. Er soll restauriert und wieder angebaut werden.