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Bertelsmann-Dienstleister streicht 100 Stellen in Dresden

950 Mitarbeiter an sieben Standorten im Osten müssen nächstes Jahr gehen.

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© Symbolfoto: Paul Zinken/dpa

Von Sven Heitkamp, Leipzig

Der Dienstleistungsriese Arvato des Bertelsmann-Konzerns streicht im Osten fast 1 000 Jobs. Wie Unternehmenssprecher Gernot Wolf auf SZ-Anfrage bestätigte, sind von den Schließungen an sieben Standorten im April und im Juni 2019 insgesamt 950 Menschen betroffen. In Dresden hat das Arvato-Servicecenter derzeit 103 Mitarbeiter, die bis Ende Juni nächsten Jahres gehen müssen. In Leipzig verlieren 92 Mitarbeiter in der Kundenkommunikation ihren Job. Besonders hart trifft es Magdeburg und Cottbus, wo derzeit jeweils rund 290 Menschen bei der Bertelsmann-Tochter beschäftigt sind. Weitere 125 Kollegen betrifft die Streichung in Halle sowie einige Kollegen in Gera und Suhl. „Wir behalten aber nach wie vor sehr viele Standorte auch im Osten, die nicht betroffen sind“, betonte Wolf. Dazu zählten etwa Chemnitz sowie der IT-Dienstleister Arvato Systems in Leipzig. Die Botschaft des Unternehmens sei nicht, dass gezielt im Osten gestrichen werde, so Wolf. Insgesamt habe allein der Unternehmensbereich für die Kundenkommunikation Arvato CRM Solutions mehr als 12 000 Mitarbeiter in Deutschland.

Automatisierung ersetzt Zentren

Weltweit hat Arvato nach eigenen Angaben mehr als 70 000 Beschäftige. Gründe für die geplante Schließungswelle seien sinkende Aufträge – bei einer fehlenden Wirtschaftlichkeit des Betriebes. „Insbesondere strukturelle Rahmenbedingungen wie Personalkostenstruktur, Produktivität, Größe und Abhängigkeit von einzelnen Auftraggebern führen dazu, dass eine wirtschaftliche Fortführung des Servicecenters leider nicht möglich ist“, teilte Wolf mit. So lassen sich viele Kundenanliegen mittlerweile durch moderne Informationstechnologien wie künstliche Intelligenz automatisiert bearbeiten. Die Geschäftsführung wolle nun umgehend mit den Arbeitnehmervertretungen verhandeln, um einen Interessenausgleich und einen Sozialplan zu vereinbaren. „Erklärtes Ziel des Managements ist es, sozialverträgliche Lösungen zu finden“, so Wolf.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi nannte die Standort-Schließungen indes einen „Skandal“. Arvato habe es versäumt, den Beschäftigten durch Restrukturierungen längerfristige Perspektiven zu schaffen. „Menschen, die mit Mindestlohn von Arvato abgespeist werden, sollen damit auch noch von Arbeitslosigkeit betroffen sein“, beklagte Gewerkschaftssekretärin Kerstin Chagoubi. Alle von der Schließung bedrohten Standorte seien früher Kundenservice-Standorte der Telekom gewesen, die vor zehn Jahren an andere Unternehmen verkauft wurden. Den Beschäftigten seien damals zukunftssichere Beschäftigungsperspektiven versprochen worden, so Chagoubi.

Verdi fordere daher sichere Beschäftigungsperspektiven für die betroffenen fast 1 000 Beschäftigten.