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Bei der Feuerwehr stürzt die Decke ein

Von Weinhübel bis Klingewalde – die Görlitzer Kameraden haben mit widrigen räumlichen Verhältnissen zu tun.

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© Nikolai Schmidt

Von Matthias Klaus

Görlitz. Es sieht nicht gut aus bei der Freiwilligen Feuerwehr in Weinhübel. Zwischendeckeneinsturz, der Veranstaltungsraum nicht mehr nutzbar, weiterer Einsturz droht – so beschreibt es Matthias Urban, CDU-Stadtrat und selbst bei der Feuerwehr Stadtmitte aktiv. „Die Räume sind nicht mehr nutzbar“, sagt er. Die Umkleide für die Feuerwehrleute befindet sich jetzt im früheren Bürgerbüro. Inzwischen beschäftigen sich Statiker mit dem Problem. Allein der Deckenaustausch kostet um die 60 000 Euro, sagt Urban. Im eigentlichen Finanzrahmen sei diese Summe aber nicht drin. Außerdem: „Im Gerätehaus haben sich zudem Risse gezeigt“, schildert Matthias Urban. Im schlimmsten Fall bedeute dies einen Abriss und Neubau. Aber daran möchte der CDU-Stadtrat jetzt lieber noch nicht denken. Das sieht der Wehrleiter in Weinhübel ähnlich. „Wir hoffen, dass bis Ende des Jahres entsprechende Baumaßnahmen abgeschlossen werden“, sagt Nico Göthert.

So oder so: Die Feuerwehren in Görlitz haben offensichtlich Raum-Probleme. Beispiel Klingewalde. Dort zogen die Kameraden ins Gerätehaus. Grund: Feuchtigkeit, keine Heizung. „Klingewalde ist eigentlich nicht mehr tragbar“, sagt Matthias Urban. Die Wache Innenstadt sei sehr beengt, für Frauen gibt es keinen separaten Raum zum Umziehen.

Schon seit über einem Jahr ist derweil das Vorhaben einer Feuerwache für die Görlitzer Innenstadt im Gespräch. Dafür fehlt allerdings noch ein Gutachten. Zudem ist völlig unklar, wie ein derartiges Projekt finanziert werden soll. Bislang geht die Stadt davon aus, dass der Standort Krölstraße saniert wird. In einen Neubau an der Cottbuser Straße könnten aber auch Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr einziehen. Die Stadt rechnet damit, dass ein Neubau einen zweistelligen Millionenbetrag kostet. Die Förderung liege aber nur bei 20 bis 30 Prozent, erhebliche Eigenmittel wären deshalb erforderlich. Andererseits könnte ein gemeinsamer Feuerwehrkomplex für die Zukunft auch wirtschaftlicher sein. Ein Problem war bisher: Kann die Ausfahrt Cottbuser Straße genutzt werden, obwohl sie doch an einer Bundesstraße liegt? Inzwischen liegt die Antwort auf diese Frage vor, positiv beschieden. Die Ausfahrtoptionen reichen für beide bauliche Varianten aus. Dabei wurden zwei mögliche Ein- beziehungsweise Ausfahrten An der weißen Mauer und über ein angrenzendes Grundstück auf die Rauschwalder Straße betrachtet. Eine Entscheidung gibt es aber noch nicht, ein Vergleich zu Funktion und Wirtschaftlichkeit steht noch aus. Das Rathaus rechnet damit, dass das entsprechende Gutachten im Laufe des Jahres vorliegt. Eine grobe Planung ergab: praktisch gleich hohe Kosten für die getrennte als auch die zusammengelegte Neubauvariante. Ob dies aber für eine Argumentation im Stadtrat ausreicht, bleibt derzeit noch offen. Trotz der avisierten relativ niedrigen Förderchancen. Der Freistaat will in den Brandschutz investieren. Das neue Regierungsprogramm „Zukunftspaket Sachsen“ soll auch den Freiwilligen Feuerwehren zugutekommen. In den kommenden fünf Jahren sollen allein in den Brandschutz 215 Millionen Euro fließen. Für das Jahr 2018 stehen dem Landkreis Görlitz knapp zwei Millionen Euro zur Förderung des Brandschutzes zur Verfügung. Hinzu kommen 1,7 Millionen Euro als „Verstärkungsmittel“.

Aber der Bedarf an Fördermitteln in Sachen Feuerwehr ist im gesamten Kreis hoch, flächendeckend. Das Landratsamt möchte das Geld vor allem in Gerätehäuser und Fahrzeuge investieren, aber auch in Einsatzkleidung, Ausrüstung, Atemschutz und Alarmierungstechnik.

Görlitz unterhält neben der Freiwilligen Feuerwehr als einzige Stadt im Kreis eine Berufsfeuerwehr. In Zittau und Weißwasser gibt es hingegen hauptamtliche Kräfte in den Freiwilligen Feuerwehren. Die haben gerade in Görlitz Zuwachs. Anfang des Jahres konnte der Görlitzer Feuerwehrchef Uwe Restetzki verkünden: 254 Mitglieder sind dabei, das sind zehn mehr als im Vorjahr. Kameraden, die aber auch eine entsprechende Arbeitsumgebung benötigen.