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Baulöwe und Fußballfan

Peter Lemme gründete eine Elf, holte Promis und startete nach der Wende noch mal neu. Jetzt wird der Heidenauer 80.

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Von Heike Sabel

Heidenau. Manchmal versucht seine Frau, ihn zum Runterschalten zu bewegen. Sie mahnt, etwas weniger zu tun. Doch Peter Lemme wäre nicht so gut drauf, hätte er nicht seine Aufgaben und Termine. Am 7. September wird er 80 und staunt selbst über diese Zahl. Irgendwie fühlt er sich gar nicht so. Aber wie hat man sich mit 80 zu fühlen? „Glücklich und zufrieden bin ich“, sagt Peter Lemme, der in Dresden geboren wurde und seit 1965 Heidenauer ist. Hier ist sein Name mit vielen Baustellen, Veranstaltungen und Fußballspielen verbunden.

Als er Ende der 1980er-Jahre im Dresdner Mühlenbau die Bauabteilung übernahm, dachte er, hier bleibt er bis zur Rente. Zur Wende war die Bauabteilung eine der ersten, die überflüssig wurde. Lemme wollte noch nicht überflüssig sein und hatte bis zur Rente noch ein paar Jahre. Er tat das, was er schon einmal getan hatte: Der gelernte Maurer und inzwischen studierte Ökonom machte sich selbstständig. Doch unter ganz anderen Bedingungen als einst im Fernstudium. Ein Gast aus Heidenaus neuer Partnerstadt Troisdorf erklärte ihm abends beim Bier den Cashflow. Diese betriebswirtschaftliche Kennzahl, die die Liquidität eines Unternehmens kennzeichnet, hat ihm und seiner Frau einige Male Kopfzerbrechen bereitet. Die Zahlungsmoral von Kunden brachte den Betrieb in Schwierigkeiten, doch immer rappelte sich Lemme-Bau wieder auf. Eines der großen Objekte war das Heidenauer Gymnasium. Erst im Rentenalter gab er seinen Betrieb auf, bleibt aber dem Bauen treu. Dabei helfen ihm die Erfahrungen und Kontakte aus vielen Jahren Obermeister im Bauhandwerk der Stadt Dresden und Bausachverständiger. Noch heute betreut er als Bauleiter Projekte. Besonders stolz ist er auf die Arbeit am Schloss Röhrsdorf. Die Arbeit ist zum zweiten Hobby geworden.

Das erste ist der Fußball. In jungen Jahren als Tormann selbst aktiv, gründet er 1973 in Heidenau eine Fußballmannschaft. Die WSG 73 spielte sich bis 2001 zur ersten Kreisklasse hoch. Nach dem Ende der WSG war Lemme einige Jahre im Vorstand des Heidenauer SV. Seit fünf Jahren schreibt er für Blau-Weiß-Zschachwitz Spielberichte.

Das Bauen und der Fußball sind die beiden roten Fäden in seinem Leben. Dazu kommt eine Leidenschaft, mit der er viele unterhielt und überraschte. In seiner Jugend wurde er als junges Talent entdeckt. Damals dachte er sich Fußballreportagen aus und eiferte Heinz Florian Oertel nach, den er auch einmal zum Erfahrungsaustausch traf. Lemme moderierte schon Ende der 1950er und in den 1960er-Jahren Kulturveranstaltungen. Später holte er Promis zu Veranstaltungen nach Heidenau – Schauspieler wie Günter Schubert und Heinz Behrens, Sänger wie Ina-Maria Federowski, Sportreporter Dirk Thiele und Nachrichtensprecher Klaus Feldmann interviewte Lemme. Zu seinem 70. Geburtstag vor zehn Jahren lud er Dorit Gäbler als Überraschung für seine Gäste ein. Mal sehen, welche Überraschungen es diesmal gibt… (SZ)