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„Baufehler nehmen extrem zu“

Pfusch am Bau, Schimmel, Energiesparen: Dafür ist Mike-Hagen Petrenz Experte. In Riesa will er mit einem Irrtum aufräumen.

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© privat

Von Stefan Lehmann

Riesa. Zur Messe Riebau am Sonnabend, 29. September, und Sonntag, 30. September, wird es auch eine Reihe von Fachvorträgen geben. Mit dabei ist auch Energieberater und Bausachverständiger Mike-Hagen Petrenz.

Herr Petrenz, zur Baumesse in Riesa referieren Sie gleich zu vier Themen. Was interessiert die Kunden denn erfahrungsgemäß am meisten?

Hauptsächlich das energetische Bauen. Da geht es dann neben der Qualität um ökonomische Fragen: Was rechnet sich für den Bauherrn? Das alles möglichst unter praktischen Gesichtspunkten. Denn die Vorgaben, nach denen oftmals geurteilt wird, sind überholt.

Wie meinen Sie das?

Schauen Sie auf die Berechnungsmethodik, ein statisches Modell. Ein Beispiel: Das typische Einfamilienhaus unterliegt einem gewissen Wandel. Bei einer jungen Familie werden die 150 Quadratmeter durch die Kinder genutzt, wenn später nur noch das ältere Ehepaar dort lebt, sind vielleicht nur noch 50 Prozent der Räume beheizt. Die Normung nimmt darauf aber keine Rücksicht. Darauf versuche ich im Vortrag aufmerksam zu machen.

In einem Ihrer Vorträge geht es auch um Thermografie.

Ja, wobei mir die Sache mit den Wärmebildern zu plakativ ist. Ohne die richtige Beratung nützt das nichts, weil die bunten Bilder nur ein Oberflächenbild liefern.

Über Pfusch am Bau sprechen Sie auch. Ist das tatsächlich ein so großes Problem?

Der Titel soll natürlich auch neugierig machen. Aber die Baufehler und daraus folgende Schäden nehmen schon extrem zu. Ich will über die Ursachen und Hintergründe sprechen: Was läuft schief – und wie kann man gegensteuern? In 90 Prozent der Schadensfälle ist unzureichende Kommunikation zwischen den Gewerken und Bauherren die Ursache.

Sie sind auch regelmäßig auf der Baumesse in Löbau vertreten. Welche Frage taucht am häufigsten auf?

Eine ganz häufige Frage ist: Wann macht Dämmen Sinn? Viele Leute haben immer noch die falsche Vorstellung im Kopf, dass gut gedämmte Wohnungen zu Schimmel führen. Dabei hat das oft andere Ursachen.

Das klingt nach einem Klassiker.

Ja, es hat sich leider über die Jahre nicht geändert. Sie können die Physik nicht ändern. Insbesondere im Altbau gibt es nun einmal die Wärmebrücken. Das war damals Stand der Technik.

Es liegt also am falschen Heizen und Lüften?

Oftmals schon. Der Baukörper muss vor allem die Möglichkeit haben, warm zu werden. Wenn ich nur heize, während ich daheim bin, genügt das natürlich nicht. Die Leute unterliegen auch dem Irrglauben, dass sie mehr bezahlen würden, wenn sie im Schlafzimmer die Heizung leicht aufdrehen. Nach dem Motto: Das Zimmer wird doch von alleine warm. Dabei kommt die warme Luft eigentlich von den anderen Räumen – und bringt dann Feuchtigkeit mit. Wer die Heizung im Schlafzimmer zumindest zwischen Stufe 1 und 2 aufdreht, wird also nicht mehr bezahlen. Das Bewusstsein dafür muss aber erst einmal in die Köpfe der Mieter.

Interview: Stefan Lehmann