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Bauen oder nicht bauen?

Die Müglitztaler haben ein Ziel: mehr Einwohner. Aber über den Weg gehen die Meinungen auseinander.

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© Marko Förster

Von Heike Sabel

Müglitztal. Da sind die Müglitztaler wohl etwas übers Ziel hinausgeschossen. So viel neue Flächen für Wohnungsbau – das geht nicht. Das sagen zumindest die benachbarte Landeshauptstadt Dresden, das Landratsamt Pirna und weitere Behörden. Ihnen zufolge haben die Planer dem Wohnunsgbau im künftigen Flächennutzungsplan der Gemeinde Müglitztal einfach zu viel Platz eingeräumt.

Die Landesdirektion Sachsen ist der Ansicht, dass mehr neue Wohnflächen ausgewiesen sind, als Bedarf vorhanden ist und kritisiert, dass Baulücken zu wenig berücksichtigt wurden. Das Landratsamt fordert konkret die Zurücknahme der Bauflächen für Schmorsdorf und Mühlbach. Auch der regionale Planungsverband hat Bedenken, zum Beispiel bei den Weesensteiner Flächen im Überschwemmungsbereich. Harte Forderungen. Doch Planer Michael Kühfuss sieht das nicht so eng: Die meisten Behörden und Verbände hätten ihre Zustimmung gegeben. Trotzdem muss nachgearbeitet werden. So wie der Plan jetzt aussieht, scheint er nicht genehmigungsfähig.

Insgesamt gab es in der aktuellen Runde Hinweise von 46 Behörden  – und 49 Einwohnern. Planer Michael Kühfuss bezeichnet das als eine „rege Beteiligung“. In der Tat ist das überdurchschnittlich viel. Insgesamt muss Kühfuss mit seinen Kollegen 785 Einzel-Einwendungen abarbeiten. Auch das ist überdurchschnittlich viel.

Die Äußerungen der Müglitztaler gehen dabei weit auseinander. Inzwischen haben sich zwei Gruppen gebildet. Die eine will unbedingt mehr Bauland, die andere warnt vor zu viel und drängt stattdessen auf die Wiederbelebung leerstehender Häuser. Das Ziel beider Gruppen ist jedoch das Gleiche: Wohnungen für neue Einwohner schaffen. Die Nachfrage für die Orte im Müglitztal ist groß, von Wiederkehrern, jungen Familien und Entdeckern der stadtnahen Idylle. Die Bauflächen und die neuen Einwohner werden als die Chance für die Zukunft gesehen.

Manche wollen, dass bestimmte Flächen als Bauland aufgenommen werden. Dafür wurden auch Ausgliederungen aus dem Landschaftsschutzgebiet beantragt. Andere hingegen wollen, dass Flächen aus dem Gebiet der Bebaubarkeit rausgenommen werden. Vor allem zu den umfangreichen Erweiterungsmöglichkeiten in Maxen und Mühlbach gibt es Widerspruch von Einwohnern, sagt Planer Kühfuss. Die Nutzung von Brachflächen und leeren Häusern wird von beiden Gruppen angesprochen. In der von Einwohnern initiierten Bürgerversammlung Anfang Oktober in Maxen war deshalb auch das Förderprogramm „Vitale Dorfkerne“ gemeinsames Ziel.

Die Müglitztaler diskutierten den neuen Flächennutzungsplan von Anfang an kontrovers. Schon bei der ersten Einwohnerversammlung dazu im Januar vergangenen Jahres wurde der Spagat klar. Die Müglitztaler sahen sich bei den der Planung zugrunde gelegten Prognosen hinsichtlich der Einwohnerentwicklung benachteiligt. Viel zu wenig, sagten sie damals. Und Planer Kühfuss versuchte sie zu beruhigen: Da wird sich noch vieles ändern. Als Nächstes die Menge der Bauflächen, sagt Kühfuss. Daran führt kein Weg vorbei. Die Frage wird sein, in welcher Größenordnung. Das ist der Kampf der Planer mit den Behörden.

Der Flächennutzungsplan wird aufgrund der Änderungen und Umarbeitungen später fertig. War zunächst von Ende dieses Jahres die Rede, wird jetzt mit der Genehmigung nicht vor Mitte nächsten Jahres gerechnet. Einige, die hofften, schon bald bauen zu können, sehen ihre Felle davonschwimmen.