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Baschkiren besuchen Zeithain

Die Republik Baschkortostan ist Sachsens Partnerregion in Russland. Der Besuch in der Gedenkstätte Ehrenhain soll diese Freundschaft festigen.

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© Antje Steglich

Von Antje Steglich

Zeithain. Zwischen dem Besuch der Porzellanmanufaktur Meissen und dem Leipziger BMW-Werk bleibt in der Gedenkstätte Ehrenhain nicht viel Zeit für die Delegation aus Baschkortostan. Eine halbe Stunde haben Konstantin Borisowitsch Tolkatschjow, Vorsitzender der Staatsversammlung Kurultaij, und die sieben Abgeordneten, um sich über das einstige Kriegsgefangenenlager Zeithain, die vier Friedhöfe und die Art und Weise, wie im Ehrenhain der mehr als 25 000 Opfer gedacht wird, zu informieren. Auch 43 Baschkiren liegen hier begraben, sagt Gedenkstättenleiter Jens Nagel. Zumindest wurden 43 der namentlich bekannten Opfer von der Wehrmacht als Baschkiren gekennzeichnet. In Gedenken an sie wird am Dienstagnachmittag ein Kranz niedergelegt und rote Nelken an jene Stelen, die baschkirische Namen tragen.

„Wir wissen, dass Deutschland das Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges sehr bewahrt“, sagte Konstantin Borisowitsch Tolkatschjow in Zeithain, „und wir danken den Organisatoren der Gedenkstätte für alles, das hier gemacht wird.“ Das sei nicht selbstverständlich, erklärte der 65-Jährige und kritisierte vor allem die baltischen Staaten. Sachsen dagegen betrachtet der Vorsitzende der Staatsversammlung als Freund. „Wir schätzen es sehr, dass wir die Beziehungen zwischen unseren Regionen aufrecht erhalten können. Keine Sanktion kann unsere Freundschaft stören.“ Er werde in seiner Heimat über den Besuch positiv berichten und habe Sachsens Staatsregierung im Gegenzug bereits erneut nach Baschkortostan eingeladen.

Die Republik – vom Status her vergleichbar mit einem Bundesland in Deutschland – liegt in Russland am äußersten Ostrand Europas und pflegt bereits seit 1993 enge Verbindungen nach Sachsen. Mit etwa vier Millionen hat die Republik ähnlich viele Einwohner wie der Freistaat und zählt unter anderem aufgrund eigener Erdölvorkommen und der petrochemischen Industrie zu den reichsten Regionen in Russland. Durch die weltpolitische Lage seien die Beziehungen zwischen dem sächsischen Landtag und dem Kurultaij – dem Landtag in der baschkirischen Hauptstadt Ufa – in den vergangenen Jahren zwar etwas eingeschlafen, sagt der Organisator des Austauschs, Landtagsmitglied Jörg Kiesewetter (CDU). Ziel des Parlamentarischen Forums Mittel- und Osteuropa, dessen stellvertretender Vorsitzender er ist, sei es aber, die Partnerschaft auf politischer, wirtschaftlicher und kultureller Ebene trotz Sanktionen aufrecht zu erhalten. Das Programm in dieser Woche ist dementsprechend anspruchsvoll. Neben großen Unternehmen stehen unter anderem Besuche bei der Wirtschaftsförderung und der Staatskanzlei in Dresden sowie beim Generalkonsul in Leipzig an. Man verstehe sich dabei quasi als Türöffner, so Jörg Kiesewetter. – Er selbst war bereits im Vorjahr unter anderem gemeinsam mit Justizminister Sebastian Gemkow und dem Landtagsabgeordneten Sebastian Fischer (beide CDU) zu Gast in Ufa. Und schon damals habe man viele konkrete Ideen und das Bekenntnis mit zurückgebracht, weiter zusammenarbeiten zu wollen. So sei auch bereits ein weiterer Besuch geplant: Noch in diesem Jahr wird eine Delegation vom sächsischen Landtagsausschuss für Umwelt und Landwirtschaft nach Baschkortostan reisen.