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Barriere im Bahnhof

Einer der beiden Aufzüge des Bahnhofs Elsterwerda ist seit Wochen defekt. Wer Hilfe braucht, muss getragen werden.

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© Manfred Feller

Von Manfred Feller

Elsterwerda. Wohl dem, der gut zu Fuß und nicht auf fremde Hilfe angewiesen ist. Wer aber nicht Treppensteigen kann oder im Rollstuhl sitzt, ist ohne Anmeldung auf dem Bahnhof in Elsterwerda ziemlich hilflos. Dank der Rampe kann das Gebäude vom Vorplatz aus gut erreicht werden. Auf dem Bahnsteig 1 ist auch noch alles gut. Aber es geht nicht weiter. Der Aufzug ist defekt.

Ilona Stephan, Vorsitzende des Seniorenrates, weiß von Betroffenen wie Bernd Konwiarz, dass dies mindestens seit Anfang Mai so ist. Auf der Fahrstuhltür steht: „Ein Techniker wurde verständigt. Wir bitten um Verständnis.“ Laut der Pressestelle der Deutschen Bahn AG funktioniert der Aufzug erst seit dem 15. Mai nicht. Was stimmt denn nun?

„Sollten Sie zum Beispiel auf einen Rollstuhl angewiesen, blind oder sehbehindert sein, so organisieren die MitarbeiterInnen der Mobilitätsservice-Zentrale gerne alles Notwendige, und Sie können so an einen barrierefreien Nachbarbahnhof gelangen“, heißt es weiter. Folglich muss jede noch so kurze Reise sehr gut geplant werden.

„Wir haben jeden mit einer Behinderung, den wir in Elsterwerda kennen, informiert“, sagt Ilona Stephan mit Verweis auf den Aufzug außer Betrieb – damit niemand auf dem Bahnhof unverhofft vor Tatsachen gestellt wird und seinen Zug verpasst.

Wer Unterstützung brauche, fordere diese beim DRK an. Umsteigehilfe genannt. Wenn die Technik auf dem Bahnhof funktioniert, reiche eine Kraft als Begleitung und Kofferträger. Nun müssen vier kräftige Arme ran, um Personen die Treppen hinab- und/oder hinaufzutragen. Denn der Aufzug hinauf zu den Bahnsteigen 2 und 3 lässt sich zwar im Tunnel öffnen, jedoch beim Test in dieser Woche mit der Vorsitzenden des Seniorenrates nicht oben auf dem Bahnsteig. „Beim Umstieg geht es manchmal um wenige Minuten“, sagt Ilona Stephan. Wenn die Bahn jedoch vorher wisse, dass jemand Hilfe benötigt, funktioniere die Absprache auch zwischen ankommendem und abfahrendem Zug problemlos. Zur Not fahre die Bahn auch später ab. – Bernd Konwiarz hätte Pech gehabt, wenn er mit seiner Frau Annelies plötzlich vor dem defekten Aufzug gestanden hätte. Der 72-Jährige leidet an der unheilbaren Krankheit Morbus Parkinson. „Sie erzeugt eine Blockade des Bewegungsapparates. Das hat man früher Schüttellähmung genannt. Dann kann mein Mann zeitweise gar nicht laufen“, so Annelies Konwiarz. Ansonsten könne er mit Geländer und ihrer bescheidenen Hilfe nur wenige Stufen steigen. Der Rollator sei sein ständiger Begleiter.

Die beiden sind oft auf den Zug oder fremde Fahrhilfe angewiesen. Mal muss Bernd Konwiarz zum Arzt nach Dresden, dann nach Gröditz oder in die Klinik nach Senftenberg. „Wir sind zum Glück rechtzeitig vom Seniorenrat auf das Aufzugsproblem aufmerksam gemacht worden“, sagt die Elsterwerdaerin.

Ilona Stephan hat zwischenzeitlich auch die Elsterwerdaer Bürgermeisterin über den wochenlangen Missstand auf dem Bahnhof informiert, damit auch diese Druck ausübt. Von der Deutschen Bahn kam auf Nachfrage jetzt die Antwort: Der Aufzug soll voraussichtlich Ende der 22. Kalenderwoche wieder in Betrieb genommen werden. Das wäre im günstigsten Fall an diesem Freitag. Ilona Stephan glaubt nur, was sie selbst sieht und ausprobiert. Sie will die Aussage zeitnah überprüfen. (LR)