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Bald Tempo 30 auf der Stadtbrücke

Der Knotenpunkt von der Brückenabfahrt zur Fährstraße gilt als Unfallschwerpunkt. Pirna will die Ecke nun entschärfen.

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© Daniel Schäfer

Von Thomas Möckel

Pirna. Die Abfahrt von der Pirnaer Stadtbrücke in Richtung Copitz hat es in sich. Der Radweg fällt an dieser Stelle steil ab, kreuzt wenig später die Fährstraße und führt geradeaus weiter in Richtung Schulstraße. Oft knallt es zwischen Radfahrern und Autos, die nach rechts in die Fährstraße einbiegen. Die Radler haben hier Vorfahrt, viele rechts abbiegende Autofahrer beachten dies aber nicht. Die Kreuzung gilt mittlerweile als Unfallschwerpunkt. Pirna will den Knotenpunkt nun entschärfen. Die SZ erklärt, wie das gelingen soll.

© Koerner, Heidemarie

Welche Konflikte gibt es an der Kreuzung Hauptstraße/Fährstraße?
Der Knotenpunkt hat sich in den letzten Jahren als besonders konfliktträchtiger Bereich für den Radverkehr herauskristallisiert. Die Stadt Pirna hat die Entwicklung mit der Polizei sowie mit einem Verkehrsplanungsbüro ausgewertet, die Ergebnisse liegen jetzt vor. Danach kommen sich an der Kreuzung vor allem in Richtung Fährstraße rechtsabbiegende Kraftfahrzeuge und aus Richtung Innenstadt kommende geradeausfahrende Radfahrer in die Quere, was häufig zu Unfällen führt.

Wie viele Unfälle gab in den letzten Jahren in diesem Bereich?
Nach den Untersuchungen der Verkehrsplaner wurden zwischen 2012 und 2014 an dieser Kreuzung elf Verkehrsunfälle mit einem Schwerverletzten und elf Leichtverletzten erfasst, hiervon zehn Unfälle, an denen Radfahrer beteiligt waren. Für die drei Folgejahre zwischen 2015 bis 2017 weist die Statistik 24 Unfälle mit drei Schwerverletzten und neun Leichtverletzten auf, an 15 Fällen waren Radfahrer beteiligt.

Wie entstehen die meisten Unfälle an dem Knotenpunkt?
Laut den Verkehrplanern gibt es im Wesentlichen vier Abläufe: Von der Stadtbrücke kommende, rechtsabbiegende Autos kollidieren mit geradeausfahrenden Radfahrern; von der Fährstraße nach rechts in die Hauptstraße abbiegende Autos kollidieren mit von der Stadtbrücke kommenden Radfahrern; von der Fährstraße nach rechts abbiegende Autos kollidieren mit von rechts kommenden Radfahrern (Falschfahrer); zudem gibt es Auffahrunfälle auf haltende oder bremsende Autos auf der Brückenabfahrt, auf der Fährstraße sowie in der gegenüberliegenden Einmündung der Rudolf-Renner-Straße. Die an erster Stelle genannten Unfälle stellen das größte Problem dar.

Auf welche Ursachen sind die Unfälle zurückzuführen?
Zum einen biegen die von der Brücke kommenden Autos zu zügig in die Fährstraße ein. Weil der Abbiege-Radius sehr großzügig ist, so die Verkehrsplaner, vermindern viele Kraftfahrer nicht das Tempo. Gleichzeitig beschleunigen Radfahrer auf der Gefällestrecke vor der Kreuzung nochmals deutlich. So kommt es, dass Radler, die auf der Brücke bereits von Autos überholt wurden, dann wieder unerwartet neben dem Abbieger auftauchen. Dieser hat den Radlern Vorfahrt zu gewähren. Darüber hinaus kommt es zu Unfällen, weil Radler den Radweg auf der Fährstraßen-Seite oft in der falschen Richtung benutzen.

Wie lässt sich die Unfallgefahr eindämmen?
Die Verkehrsplaner empfehlen fünf wesentliche Änderungen: Das Tempo wird im Bereich des Knotenpunktes von 50 auf 30 Stundenkilometer reduziert; um das niedrige Tempo durchzusetzen, wird ein stationärer Blitzer aufgestellt; auf der Fußgängerinsel Fährstraße wird ein Blinklicht installiert, das die Autofahrer zusätzlich auf die von der Brücke kommenden Radfahrer hinweist; auf der Hauptstraße werden sogenannte Rüttelstreifen aufgebracht; der Abbiege-Radius in die Fährstraße wird reduziert – allerdings nur so weit, dass die Busse noch problemlos abbiegen können. Mit Letzterem soll auch der Einbau einer sogenannten Fahrradweiche einhergehen – dabei würde der von der Brücke kommende Radweg noch vor der Fährstraße zunächst ein Stück nach rechts geführt und würde erst ein wenig abseits der Kreuzung dann die Fährstraße queren. Dieses Vorhaben ließe sich wegen des baulichen Aufwandes aber nur mittelfristig realisieren.

Was will Pirna an dem Unfallschwerpunkt verändern?
Nach Auskunft des Rathauses soll zunächst das Tempo gedrosselt werden. Die Fachleute stimmen derzeit noch ab, ob der Tempo-30-Abschnitt von der Brücke bis zur Fußgängerinsel an der Trolli-Schänke oder gar bis zur Schulstraße reichen soll. In etwa drei Wochen sollen die Schilder aufgestellt werden. Zudem setzt die Stadt auf verstärkte Kontrollen, um die Flut der Rad-Falschfahrer einzudämmen. Ebenso gibt es erste Überlegungen, die Kreuzung baulich – mit verringertem Abbiege-Radius und Fahrradweiche – zu verändern. Doch dies ist nach Auskunft des Rathauses noch Zukunftsmusik – vor allem, weil dafür Ausgaben nötig sind, die noch nicht im Haushalt verankert sind. Pirna will jetzt zunächst abwarten, wie sich das Tempolimit auf die Unfallzahlen auswirkt, und erst dann gegebenenfalls weitere Schritte überlegen.