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Bagger in der Kulturlandschaft

Zwischen Birkwitz und Söbrigen soll ein neuer Kies-Tagebau erschlossen werden. Anwohner verstärken ihren Protest.

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© Kay Haufe

Von Kay Haufe

Pirna. Das Elbtal liegt ihm zu Füßen. Wenn Winzer Klaus Zimmerling in seinen Pillnitzer Weinbergen arbeitet, genießt er den Blick auf die Auen, den Fluss und die große Apfelsortensammlung des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Doch schon bald könnte sich ihm ein ganz anderes Bild bieten: Bagger graben sich bis zu 15 Meter in die Tiefe, um Sand und Kies abzubauen.

Die Kieswerke Borsberg GmbH & Ko KG Heidenau, die zur Valet und Ott Unternehmensgruppe in Freiberg am Neckar gehören, wollen rund um Söbrigen Kiese und Sande abbauen, die zu den hochwertigsten in Sachsen zählen, wie sie sagen. Die Firma ist bereits in Pirna-Pratzschwitz und -Copitz aktiv. Sie hat im November 2017 beim Sächsischen Oberbergamt einen überarbeiteten Rahmenbetriebsplan eingereicht, um das seit über zehn Jahren laufende Planfeststellungsverfahren für das neue Abbaufeld voranzutreiben. Ihr Plan ist, auf einem knapp 32 Hektar großen Gebiet abzubauen und außerdem ein neues Kieswerk zu errichten, das inklusive Lagerflächen und Straßen, Absetzbecken und Randbegrünung noch einmal rund sieben Hektar einnehmen wird.

Nicht nur die Söbrigener Bürgerinitiative wehrt sich gegen den geplanten Kiesabbau. Auch die Dresdner Stadtverwaltung und Teile des Stadtrates lehnen das Vorhaben ab, ebenso die Stadt Pirna. Auch in Birkwitz-Pratzschwitz gibt es eine Bürgerinitiative gegen den Kiesabbau. Das Dresdner Rathaus stellte in Schreiben an das Oberbergamt bereits 2006, 2008 und 2009 klar, dass es planerische und naturschutzfachliche Gründe gibt, die gegen den Kiesabbau sprechen. Vor allem werden schwerwiegende Eingriffe in die sensible Pillnitzer Kulturlandschaft befürchtet. Zudem würde das geplante Bergbaugebiet durch Lärm, Staub und Erschütterungen die Gesundheit und die Lebensqualität der betroffenen Anwohner für Jahrzehnte massiv gefährden.

Diese Haltung will die Kooperation aus SPD, Grünen und Linken im Dresdner Stadtrat jetzt noch einmal bekräftigen. Sie verweist auf das laufende Verfahren beim Oberbergamt, zu dem es wohl in der zweiten Hälfte dieses Jahres eine Anhörung mit Öffentlichkeitsbeteiligung geben soll. Dabei wird der Rahmenbetriebsplan in Pirna und Dresden ausgelegt. „Das ist die Gelegenheit für die Landeshauptstadt, ihre ablehnende Haltung erneut deutlich zu artikulieren. Dies sollte im Interesse der Landeshauptstadt und ihrer Bürger klar und eindeutig erfolgen“, heißt es in einem Antrag der Kooperation, über den nun im Stadtrat abgestimmt werden soll.

Nach Aussage des Oberbergamtes in Freiberg ist die besondere Herausforderung in diesem Verfahren neben den naturschutzrechtlichen Belangen vor allem die Suche nach einem Standort für die Aufbereitungsanlage der im zukünftigen Tagebau Söbrigen gewonnenen Kiessande. Denn solch ein Werk erzeugt neben Staub auch erheblichen Lärm, wie man beim Kieswerk zwischen Pratzschwitz und Copitz erleben kann.

Offenbar gibt es bereits Ideen, wie das neue Kieswerk gebaut werden könnte. Der Leiter des Oberbergamtes, Bernhard Cramer, schreibt auf SZ-Anfrage, dass die Nähe zur geschützten Landschaft bei der Umweltverträglichkeitsprüfung eine Rolle spielen wird. „Dabei sind Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen, wie zum Beispiel eine niedrigere Bauart der Aufbereitungsanlage, zu berücksichtigen.“

Nach Cramers Aussagen kann das Verfahren im Ergebnis des Anhörungsverfahrens frühestens Ende 2019 abgeschlossen werden. Die Kieswerke Borsberg stehen bereits in den Startlöchern und wollen spätestens 2021 beginnen, Kies zu fördern, sagt Geschäftsführer Lutz Hammer. Rund 600 Tonnen sollen pro Jahr rund um Söbrigen abgebaut werden.

Für Winzer Zimmerling ist es unvorstellbar, dass die Kulturlandschaft bis in die Nähe von Schloss Pillnitz zerstört wird. „Hier würde etwas geopfert, das so nicht wiederherstellbar ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass rein monetäre Interessen schwerer wiegen als jahrhundertealte kulturelle Traditionen.“ Kommentar