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Bäume müssen für Schwimmhalle Prohlis weichen

Eigentlich sollten 180 Exemplare gefällt werden. Doch wegen strenger Auflagen musste die Bäder GmbH umplanen.

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© Sven Ellger

Von Juliane Richter

Aus dem Korb des Hubsteigers hat Frank Bittrich den besten Blick über das Gelände des Schwimmkomplexes Prohlis. Von hier oben kann er in die Senke des Freibades blicken, sieht das leere Becken und Dutzende gefällte Bäume. Am Dienstag haben die Arbeiten begonnen, die den Auftakt für den Umbau zum modernen Kombibad bedeuten. Frank Bittrich, Ingenieur im Fachgebiet Landespflege, achtet während der Fällungen streng darauf, dass dabei nicht der Lebensraum bedrohter Tierarten zerstört wird. Zehn Bäume hat er schon vor zwei Wochen mit dem Fernglas ausgemacht, in denen womöglich Fledermäuse, Juchtenkäfer oder schützenswerte Vögel leben. An diesem Donnerstag überprüft er das in luftiger Höhe.

Das Fällen der Bäume kann er letztendlich nicht verhindern – aber so lange herauszögern, bis die Tiere erfolgreich auf Bäume in der Umgebung umgesiedelt wurden. Wenn das nicht geht, werden Teile des Baums eventuell stehend gefällt und an einen Ort gebracht, an dem sie gemeinsam mit anderen eine Totholzpyramide bilden, in der die Tiere weiterleben können.

Dass Frank Bittrich mit einem Endoskop in eine kleine Höhle des Kirschbaums schaut und nach Tieren sucht, gehört zu einer der zahlreichen Auflagen des Umweltamtes. Dieses hatte der Bäder GmbH zunächst die Baugenehmigung verwehrt und Umplanungen verlangt. Denn ursprünglich wollte die GmbH 180 Bäume auf dem weitläufigen Gelände fällen, viele davon an der Grundstücksgrenze zur benachbarten Kita Spatzennest. Viele wären gewichen, um Platz für Parkplätze zu machen. Davon musste die Bäder GmbH abrücken. Nun werden die rund 80 Parkplätze auf die Fläche der bisherigen Schwimmhalle verlegt. Die Badegäste, die künftig mit dem Auto anreisen, müssen deshalb ein paar Meter mehr zu Fuß zurücklegen.

Außerdem musste die Gesellschaft das neue große Hauptgebäude, das unweit der Georg-Palitzsch-Straße entstehen soll, fünf Meter von der Straße weg weiter Richtung Grundstücksmitte rücken. Unterm Strich führen die Auflagen dazu, dass statt der geplanten 180 nur noch 100 Bäume gefällt werden dürfen. Davon haben laut Projektleiter Heinrich Seiling lediglich 36 den Status schützenswert. Eine weitere Auflage ist, dass nach dem Bau als Ersatz rund 65 neue Nadel- und Laubbäume sowie 20 Großsträucher auf dem Gelände gepflanzt werden. Dass für den Umbau zum Kombibad nun überhaupt so viele Bäume weichen müssen, liegt an der neuen Anordnung der Gebäude auf dem Gelände.

Bisher befindet sich die kleine Schwimmhalle am Grundstücksende hin zur Senftenberger Straße und ist vom Freibadbereich weit entfernt. Künftig soll das deutlich größere Hauptgebäude mit Schwimmbecken, Erlebnisbadebereich und Sprunghalle am anderen Ende unweit der Georg-Palitzsch-Straße stehen. Das Freibadbecken wird daran angeschlossen, ähnlich wie im Georg-Arnhold-Bad.

Das Umweltamt hatte laut Projektsteuerer Seiling sogar überlegt, das neue Hauptgebäude zu drehen. Das wollten die Bäder GmbH und die Architekten aus „städtebaulicher Sicht“ aber nicht. Denn das neue Hauptgebäude soll auch als Auftakt zur Prohliser Allee hin sichtbar sein.

Die Arbeit von Frank Bittner an diesem Tag hat sich gelohnt. Im Kirschbaum hat er drei Fledermäuse entdeckt, in anderen Bäumen die Nester von Buntspechten, Staren und auch Meisen. Diese brüten jetzt nicht mehr, müssen dann auf dem Gelände aber Ersatz in Form von Nistkästen erhalten.

Im Jahr 2020 soll das neue Kombibad öffnen. Bis dahin bleibe die alte Halle in Betrieb, bekräftigt Bäder-Sprecher Lars Kühl. Anwohner hatten zuletzt befürchtet, dass kein lückenloser Übergang gelingt.