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Bärenhecke auf Expansionskurs

Bäckereien haben es schwer. Ein Unternehmer aus dem Osterzgebirge hat trotzdem gute Gründe, neue Filialen zu eröffnen.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Osterzgebirge. Petra Kuhn lächelt und hebt den mit Brötchen gefüllten Korb hoch. „Alle sind frisch aus dem Backofen“, sagt die Bäckereifachverkäuferin. Und das schätzt die Kundschaft, die nach dem Einkauf im Reinholdshainer Kaufland noch einen Stopp am Stand der Bäckerei Bärenhecke einlegt, sagt sie. Die Nachfrage sei gut, von Vormittag bis Nachmittag. Auch das zum Stand gehörende Café nebenan werde gut angenommen, sagt die Filialleiterin. Die Stühle und Bänke füllen sich vor allem um die Mittagszeit. Unter den Kunden sind viele, die im Gewerbegebiet beschäftigt sind.

Bärenhecke-Chef Gerald Seifert ist zufrieden. Der Backwarenverkaufsstand im Kaufland Reinholdshain läuft gut. Auch der dazugehörige Cafébereich werde gut besucht.
Bärenhecke-Chef Gerald Seifert ist zufrieden. Der Backwarenverkaufsstand im Kaufland Reinholdshain läuft gut. Auch der dazugehörige Cafébereich werde gut besucht. © Egbert Kamprath

Auch Gerald Seifert, Geschäftsführer der Bäckerei und zugleich Petra Kuhns Chef, wirkt zufrieden. Mit der neuen Filiale haben sich seine Erwartungen erfüllt. Dass es so kommen könnte, hatte er am Tag der Eröffnung geahnt. An diesem stellte er sich selbst hinter die Theke und verkaufte seine Produkte. Das habe ihm Spaß gemacht. „Die Leute greifen wieder vermehrt zu regionalen Produkten“, sagt er. Dieser Trend setzte vor ein, zwei Jahren ein.

Chancen fürs Bäckerhandwerk

Seifert sieht das als Chance fürs Bäckerhandwerk, wenngleich der Überlebenskampf in der Branche tobt. Denn inzwischen bieten fast alle Discounter und Supermärkte in ihren Märkten Brot, Brötchen und Gebäck an – und das zu Discounterpreisen. Bäckereien haben es schwer, vor allem bei Kunden, die sehr preisbewusst sind. Deshalb glaubt er nicht, dass das seit Jahren andauernde Bäckereisterben zu Ende ist. Vor allem kleinere Betriebe ohne Filialen hätten es zunehmend schwerer. Aber auch Mittelständlern wie seinem Unternehmen fällt der Erfolg nicht in den Schoß. „Wir müssen kämpfen“, sagt er. Und dazu gehört auch, Kundenwünsche und Umsatzzahlen noch genauer zu beobachten. Aber das machen andere ebenso.

„Bei den Supermarktketten gibt es offenbar ein Umdenken“, sagt Seifert. Nachdem sich einige von ihren Partnern aus dem Bäckerhandwerk verabschiedet haben, könnte es bald wieder eine Rückkehr von Bäckereifilialen geben. Gerald Seifert hatte in den letzten Wochen jedenfalls mehrere mutmachende Gespräche – unter anderem auch mit dem Reinholdshainer Kaufland. Bis vor Kurzem war dort eine andere Bäckerei tätig. Als deren Vertrag auslief, sei man mit Kaufland ins Gespräch gekommen, sagt Seifert. Mit dieser Kette habe er gute Erfahrungen gemacht. Seit mehreren Jahren verkauft er in der Vorkassenzone des Kauflands im Elbepark seine Produkte. Nun ist die Bärenhecke auch in Reinholdshain mit einer eigenen Filiale präsent. Das Geschäft ist gut angelaufen. Der Umsatz stimmt und macht Mut. „Im nächsten Jahr werden wir expandieren“, sagt Seifert. Sein Unternehmen werde weitere Filialen eröffnen. Wo, das will er noch nicht verraten. Nur so viel: Das Unternehmen wolle in der Region bleiben. Und zu der gehört für ihn neben dem Osterzgebirge auch die Sächsische Schweiz und der Großraum Dresden. In diesem Jahr hat die Bärenhecke bereits vier neue Läden eröffnet. Neben dem im Kaufland Reinholdshain waren das Filialen in den Dresdner Stadtteilen Löbtau und Prohlis sowie in Glashütte. Auch die Filiale in der Uhrenstadt habe seine Erwartung erfüllt. Am Sonntag werde das Lokal gut frequentiert, vor allem von den Besuchern des Deutschen Uhrenmuseums.

Trotz der jüngsten Erfolge bleibt Seifert Realist. Jede Filiale wird weiterhin genau beobachtet. Läuft es nicht, werde man sich auch zurückziehen. „Wir können keine Filiale subventionieren“, sagt er. Ein guter Berater sei dabei sein Sohn Roman. „Das ist ein Zahlenfuchs“, sagt der Senior.

Und das betrifft auch Investitionen, die notwendig sind. „In diesem Jahr haben wir jeden unserer Standorte mit neuen Backöfen ausgestattet“, sagt Seifert. „Das hat mehrere 10 000 Euro gekostet“, ergänzt er. Genauer wollte er im Hinblick auf die Konkurrenz nicht werden. Auch im kommenden Jahr wird das Unternehmen weiter investieren. Dann sei der Stammsitz dran.

Problematisch bleibe die Mitarbeitergewinnung. Denn mit den 90 Mitarbeitern, die das genossenschaftlich geführte Unternehmen gegenwärtig hat, wird die Expansion nicht zu schaffen sein. „Es gehen viele Bewerbungen ein“, sagt Seifert.

Es sei aber „verdammt schwer“, unter den Bewerbern die zu finden, die auch Herzblut für das Bäckereigewerbe haben, die fleißig und kontaktfreudig sind. Petra Kuhn sei so eine, sagt der Chef. Die Dippserin habe ihm Tipps zur Einrichtung der Filiale gegeben.