Merken

Badespaß ohne Saugwurm

Seit Donnerstag hat das Elbgaubad in Weinböhla wieder geöffnet. Die Beckenreinigung war aufwendig. Badleiter Peter Fröbel hofft jetzt auf viele Badegäste.

Teilen
Folgen
NEU!
© Arvid Müller

Von Beate Erler

Weinböhla. Am vergangenen Sonnabendmittag ist das Elbgaubad in Weinböhla fast leer. Die Badegäste lassen sich an genau einer Hand abzählen. Der Badleiter Peter Fröbel schiebt eine Schubkarre voll Laub. Sein Kollege Andreas Engst holt mit einem Netz kleine Rückstände aus dem gerade erst frisch gefüllten Wasserbecken. Ein bisschen Freibadfeeling kommt aber trotzdem auf: Die drei Kinder haben sichtlich Spaß im 22 Grad warmen Wasser.

Andreas Engst vom Bäderteam holt Rückstände aus dem frisch befüllten Wasserbecken des Elbgaubades in Weinböhla.
Andreas Engst vom Bäderteam holt Rückstände aus dem frisch befüllten Wasserbecken des Elbgaubades in Weinböhla. © Arvid Müller
Nicht viel los trotz angenehmer Temperatur. Im gereinigten Becken dürfte es bald wieder von Badegästen wimmeln.
Nicht viel los trotz angenehmer Temperatur. Im gereinigten Becken dürfte es bald wieder von Badegästen wimmeln. © Arvid Müller

Erst am vergangenen Donnerstag hat das Naturbad nach drei Wochen unfreiwilliger Schließzeit wieder geöffnet. Zuvor hatten einige Badegäste über Hautreizungen geklagt. Es stellte sich heraus, dass das Wasser von Saugwürmern befallen war, die solche Reizungen auslösen. Daraufhin beschloss Weinböhlas Bürgermeister Siegfried Zenker (CDU), die in diesem Jahr bereits zweite komplette Reinigung des Beckens.

„Wir konnten die Arbeiten einen Tag früher abschließen als geplant“, sagt Peter Fröbel. Einen Tag mehr Einnahmen wollten sie sich nicht entgehen lassen und haben deshalb bereits 24 Stunden vor dem offiziellen Start wieder geöffnet. Hier und da habe es sich auch rumgesprochen und einige Badegäste sind in den vergangenen beiden Tagen gekommen. Peter Fröbel macht sich über die geringe Resonanz am Wochenende keine Sorgen: „Ich vermute, dass es am Wetter liegt und außerdem sind gerade viele Familien in den Sommerferien und im Urlaub.“

Stefanie Wittkowski hat sich von den schlechten Nachrichten um das Elbgaubad nicht abschrecken lassen. Als sie gehört hat, dass das Bad wieder offensteht, hat sie ihren Freund und seine drei Kinder geschnappt und ist mit ihnen nach Weinböhla gefahren. „Von den Würmern habe ich auch gelesen, aber sie haben ja das komplette Wasser ausgetauscht“, sagt die Coswigerin.

Deshalb macht sie sich auch keine Sorgen. Die gebürtige Weinböhlaerin kennt das Bad seit ihren Kindertagen. Schon als Kind war sie hier baden und ist sozusagen Stammgast. Am Sonnabend um die Mittagszeit haben die fünf das gesamte Bad für sich allein.

Auch für Peter Fröbel war es das erste Mal, dass die Saugwürmer in seinem Bad aufgetaucht sind. Seit 2002 arbeitet er hier, seit 2004 ist er Badleiter. In einem Naturbad sei man vor so etwas nie sicher. Auch nach der gründlichen Reinigung können die winzig kleinen Tierchen wieder auftreten. „Wir und die Badegäste können das nur beobachten“ sagt er. Auf die Saugwürmer würden einige Badegäste gar nicht anschlagen, wieder andere müssten sich am ganzen Körper kratzen und es würden sich kleine rote Punkte bilden. „Es ist schon ein unangenehm prickelndes Gefühl auf der Haut“, sagt Engst. Er selber sei ein guter Indikator für das Auffinden von Saugwürmern, weil er besonders auf sie reagieren würde. Deshalb sind er und Badleiter Peter Fröbel nach der Reinigung einige Runden in dem frischen Wasser geschwommen, um zu testen, ob alles in Ordnung ist.

Für ihre Badegäste haben sie also Wasserratte beziehungsweise Versuchskaninchen gespielt. „Es ist alles okay, bei mir sind keinerlei Reizungen aufgetreten“, sagt Andreas Engst. In der näheren Umgebung sind die meisten Freibäder auch Naturgewässer, sagen sie. Dort können überall solche oder ähnliche Sachen passieren. Deshalb haben sie auch keine Sorge, dass jetzt einige Badegäste das Elbgaubad meiden. „Die letzten zwei Tage habe ich schon viele meiner Stammgäste wieder begrüßen dürfen“, sagt Fröbel.

Für ein so kleines Tier mussten er und seine Kollegen viel Aufwand betreiben. Das Bad wurde geschlossen, mehrere Wochen Einnahmen fehlen. Ungefähr 4 000 Hektoliter Wasser wurden abgepumpt. Damit das schneller ging, haben sie Hilfe von der Feuerwehr bekommen. Das Becken wurde von den befallenen Pflanzen und dem Schlamm befreit. Außerdem wurde noch der Beckenboden ausgespült. Das gereinigte Becken mit frischem Grundwasser zu füllen, hat dann noch mal einige Zeit in Anspruch genommen. Der nun hoffentlich beseitigte Saugwurm wird über Spitzhornschnecken, Enten und andere Wasservögel übertragen. „Immer wenn wir Vögel auf dem Wasser landen sehen, verjagen wir sie“, sagt Andreas Engst. Aber die ganze Zeit und vor allem nachts können sie sich natürlich nicht auf die Lauer legen.

Die Saugwürmer, oder Zekarien, werden über Nacht von den Enten ins Wasser eingeschleppt. Wenn diese Würmer wiederum Larven legen, siedeln diese sich an den Spitzhornschnecken an und werden auch zu Würmern. Das Gesundheitsamt hat bestätigt, dass die Saugwürmer für den Menschen nicht gefährlich sind. Der Juckreiz kann aber bis zu einer Woche anhalten. Damit ist es im Elbgaubad aber vorbei. Abgesehen von der Schließzeit sei die Saison bisher ordentlich gelaufen, sagt Peter Fröbel. Natürlich hofft er, dass bald wieder mehr Badegäste und das Sommerwetter zurückkommen. Der Eintrittspreis bleibt unverändert bei zwei Euro für Erwachsene und einem Euro für Kinder ab drei Jahren.