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Baden-Württemberger kaufen EAB

Der Chef will in den Ruhestand gehen. Der Betrieb in Ebersbach-Neugersdorf geht dennoch weiter.

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© Matthias Weber

Von Gabriela Lachnit

Ebersbach-Neugersdorf. Johann Infanger hat von Abraham Lincoln gelernt: Am besten wechselt man die Pferde nicht während einer Flussüberquerung. Diese Weisheit von Lincoln ist schwarz auf gelb in einem Beratungszimmer der Firma Elektroanlagenbau Neugersdorf (EAB) zu lesen. Infanger, der Geschäftsführer des Unternehmens an der B 96 in Ebersbach unweit des ehemaligen Gasthofes Goldener Löwe, hat die Firma zu einer Zeit verkauft, in der sie gut da steht, also nicht wie die Pferde mitten im Fluss. Der Wechsel kommt zur rechten Zeit. Im Juli ist EAB an die Konzmann Holding in Friedrichshafen am Bodensee verkauft worden. Infanger wird im nächsten Jahr 70, langsam denkt er an den Ruhestand. 1992 hat er die Firma in Neugersdorf erworben und sie seither kontinuierlich ausgebaut. 42 Mitarbeiter zählte er vor 26 Jahren im Betrieb, heute sind es 116, darunter 15 Lehrlinge in drei Lehrjahren. Das Unternehmen stellt Elektro-Schaltschränke für Gebäude her. Derzeit beispielsweise für das Städtische Klinikum in Görlitz. Schaltschränke aus Ebersbach-Neugersdorf stehen unter anderem im russischen Woronesch, in Spanien, Frankreich, Portugal, Schweden, China und natürlich im ganzen Bundesgebiet. Rund 14 Millionen Euro beträgt der Jahresumsatz von EAB.

Die Konzmann-Gruppe entstand 2003. Sie entwickelte sich durch den Erwerb von weiteren Firmen und Gründungen von verschiedenen GmbH, die sich mit speziellen Aufgaben beschäftigen, darunter Dienstleistungen im technischen Gebäudemanagement und in der Kältetechnik. Außerdem ist Konzmann auch auf dem Gebiet von Heizungs-, Sanitär- und Lüftungstechnik tätig. „Der Elektroanlagenbau passt dabei genau ins Portfolio“, meint EAB-Geschäftsführer Infanger. Seit etwa drei Jahren hat er mit acht, neun Unternehmen über einen Verkauf verhandelt. Es seien auch welche darunter gewesen, die nur Geld machen wollten und denen der Erhalt der Firma nicht am Herzen lag, sagt der Geschäftsführer. Dieses Gefühl habe er jetzt bei Konzmann nicht. „Sonst hätte ich nicht verkauft“, betont er.

Auf die Firma Konzmann ist er durch einen Wirtschaftsberater gestoßen. Bis er mit dem Käufer einig war, hat es nahezu ein Jahr gedauert. Beiderseits wurde genau geprüft und abgewogen. Aber nun ist alles perfekt. Das Kartellamt hat den Verkauf geprüft und seine Zustimmung erteilt, berichtet Johann Infanger. Die EAB-Mitarbeiter sind in der Vorwoche während einer Betriebsversammlung über den Verkauf informiert worden. Sorgen machen müssen sie sich nicht. „Die Firma steht gut da, die Auftragsbücher sind bis weit ins Jahr 2019 voll“, berichtet Infanger. Er sieht die Zukunft von EAB gesichert. Das Unternehmen bleibt eine eigenständige GmbH mit einem starken Markennamen, betont der Chef. Die Zugehörigkeit zu einer Firmengruppe sichere zudem finanzielle Stabilität. Die Arbeitsplätze sind gesichert, auch in Zukunft. Es sollen sogar noch Arbeitsplätze hinzukommen – was angesichts der Fachkräftesituation derzeit schwierig werden wird, weiß Infanger. Für die Mitarbeiter von EAB bedeutet der Firmenverkauf, dass sie weiter in ihrem gewohnten Arbeitsumfeld tätig sein können und auch mit dem gewohnten Kundenumfeld zu tun haben werden.

In der Firmengruppe gehe es künftig darum, gemeinsam Kunden über die gesamte Bandbreite der Gebäudetechnik zu gewinnen. EAB-Kunden können nun auch auf das Angebot der anderen Firmen im Verbund aus den Bereichen Heizung, Lüftung und Kältetechnik zurückgreifen. Das ermöglicht es, Projekte von der Planung bis zur Montage und den Betrieb der Anlagen über alle technischen Gewerke zu realisieren. Infanger sieht eine ganze Menge an Synergie-Effekten. Beispielsweise können die Kompetenzen des Personals gebündelt und optimiert ausgelastet werden. Verwaltungs- und administrative Leistungen werden künftig gemeinsam effektiver erledigt. Und vor allem: Elektrische Schaltanlagen werden in allen Bereichen der Konzmann-Gruppe nachgefragt.

Demnächst geht auch die Internetseite von EAB wieder online, dann schon mit den aktuellsten Informationen. Die Seite wurde vor Kurzem aus dem Netz genommen, um der neuen, seit Ende Mai gültigen, Datenschutzverordnung gerecht zu werden. Dafür ist ein Umbau der Seite erforderlich gewesen.

Nun hat EAB zwei Geschäftsführer. Neben Johann Infanger steht der Diplom-Ingenieur Frank Eisenhut aus Oderwitz der Firma vor. Er hat in Zittau studiert. Infanger wird sich nach und nach zurückziehen. Es wird ihm schwerfallen, loszulassen, denn was er in 26 Jahren mit seinen Mitarbeitern aufgebaut hat, könne sich sehen lassen. Seine Maxime: „Unternehmer müssen etwas unternehmen.“