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„B-Lage reicht mir“

Händlerin Andrea Wolf zieht auf dem Boulevard weiter Richtung Elbgalerie – aber nicht zu nah dran. Aus gutem Grund.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Andrea Wolf hat sich mit der Lage ihres Ladens Clou 1709 angefreundet. Dort verkauft sie Mode für Herren und Damen. An einem vorsommerlichen Mittag unter der Woche herrscht allerdings nicht allzu viel Betrieb. Gemeinsam mit ihrer Tochter, die auf einen Plausch vorbeigekommen ist, sitzt die Ladeninhaberin in der Sonne vor dem Schaufenster an der Hauptstraße. Ab und zu kommt eine Stammkundin vorbei, um sich im Laden umzuschauen. Statt hektisch hinter ihnen her zu laufen, raucht die Clou-Chefin in Ruhe ihre Zigarette zu Ende. Sie vertraut ihren Stammkunden. „Das läuft bei mir ganz locker.“

Vor fünf Jahren hat sich die Einzelhandelskauffrau zwischen Pausitzer Straße und Dr.-Scheider-Straße selbstständig gemacht. „1-B-Lage“ nennt Andrea Wolf diesen mittleren Teil des Boulevards. „Der Abschnitt an der Elbgalerie ist die 1-A-Lage, das Teilstück bis zum Rathaus ist die 1-C-Lage“, erläutert die 52-Jährige. Obwohl in ihrer Umgebung viele Läden leerstehen, findet sie „1-B“ optimal. „Hier sind die Mieten in Ordnung, und trotzdem ist man mitten drin.“ Andrea Wolf wird zwar bald umziehen, bleibt aber in der Nachbarschaft.

Mitten im „Boutiquenviertel“

Nur ein paar Türen weiter in Richtung Elbgalerie hat sie einen neuen Standort gefunden – natürlich weiterhin in B-Lage. „Es können ja nicht alle hier wegziehen. Der Boulevard geht schließlich vom Puschkinplatz bis zum Rathausplatz.“ Auch sie als Händlerin habe die Verantwortung dafür, dass die Ladenstraße nicht ausstirbt.

In der B-Lage pudelwohl fühlt sich auch Sandra Abraham. Die Inhaberin des Dessousladens Calotta war im vergangenen Jahr von der C-Lage aus hergezogen. „Ich habe es nicht bereut, ganz im Gegenteil.“ Wegen ihres Sortiments schätzt sie die Lage genau aus dem Grund, dass es ein bisschen ruhiger zugeht als in der Nähe der Elbgalerie – aber auch nicht zu ruhig. „Manche Kunden sind nicht bereit, noch 200 Meter weiter zu gehen. Das ist einfach so.“ Nun ist sie also mitten im „Boutiquenviertel“, wie sie sagt. „Manche werden diesen Begriff für Riesa vielleicht für unpassend halten, aber ich finde, dass er passt.“ Die Bekleidungsgeschäfte in der Nachbarschaft – ob Margenberg, das Wäschestübchen oder Toujours – profitierten gegenseitig voneinander. „Da kann man dann wirklich mal von Geschäft zu Geschäft bummeln“, so Abraham. Die Geschäftsfrau freut sich, dass Andrea Wolf in die Nähe zieht. „Der Laden passt super hierher.“

Folien an den Schaufenstern des neuen Ladens weisen schon auf den Umzug im Juli hin. „Na ja, es wird wohl doch eher August werden“, sagt Andrea Wolf. Grund für den Wechsel ist nicht die Tatsache, dass der Laden näher an der Elbgalerie ist. „Ich brauche mehr Platz.“ Bislang lagert sie ihre Ware im Geschäft hinter einem Vorhang. „Das muss sich unbedingt ändern.“ Etwa 20 Quadratmeter mehr stehen an ihrem neuen Standort zur Verfügung. „Außerdem habe ich dort bodentiefe Fenster.“

Einziger Nachteil: die Sonne. Für ein Schwätzchen am Vormittag wird Wolf künftig wohl die Seite wechseln müssen. Doch selbst dem kann sie etwas Gutes abgewinnen: „Dann bleichen die Farben nicht so schnell aus“, sagt sie lachend. Ihr neuer Laden soll aber nicht nur größer sein, sondern auch einen jugendlicheren Anstrich bekommen. „Wir nehmen andere Möbel und zusätzlich noch eine jüngere Marke auf.“ Sie möchte, dass Mutter und Tochter etwas Passendes bei ihr finden.