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AWO startet ambulanten Pflegedienst

Der Verband betreut in Löbau viele geistig behinderte Menschen – und plant Maßnahmen gegen den Pflegekräftemangel.

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© www.foto-sampedro.de

Von Markus van Appeldorn

Löbau. für ambulante Pflege aus. Zum Monatsanfang hat der Wohlfahrtsverband einen Pflegedienst in Löbau in Betrieb genommen. „Wir starten mit vier Kräften“, sagt Pflegedienstleiter Ronny-Volker Quiram. Zunächst werden sich die Geschäftsräume des Pflegedienstes in der AWO-Geschäftsstelle an der Straße der Jugend befinden. In Kürze werde man aber in die Richard-Müller-Straße umziehen, wo derzeit noch umgebaut wird. Der Löbauer Dienst ist der zweite ambulante Pflegedienst der AWO Oberlausitz. Bereits im Juli 2017 war ein Dienst in Görlitz gestartet, der mit mittlerweile acht Arbeitskräften rund 40 Personen in und um Görlitz betreut. Das Angebot des ambulanten Pflegedienstes umfasst die häusliche Kranken- und Altenpflege, die hauswirtschaftliche Versorgung und die medizinische Behandlungspflege nach Verordnung des Hausarztes. Zur Pflege gehören etwa die Hilfe bei der Körperpflege, der Ernährung und der Mobilität. Hilfe bei Einkäufen, Reinigen der Wohnung, der Wäschepflege oder beim Heizen fallen in den Rahmen der hauswirtschaftlichen Versorgung. Außerdem helfen die Pflegekräfte ihren Patienten auch beim Ausfüllen von Anträgen, vermitteln Termine für den Friseurbesuch oder die Fußpflege und organisieren auch die dafür nötigen Fahrdienste. Auch Demenz-Beratung gehört zum Aufgabenspektrum.

Allerdings: Zum Start hatte der ambulante Pflegedienst der AWO noch keinen einzigen Kunden, wie Geschäftsführer Dirk Reinke auf SZ-Anfrage mitteilt. Er macht sich aber keine Sorgen darüber, dass der Pflegedienst nicht gebraucht werde. „Wir haben in Löbau die besondere Situation, dass wir hier rund 160 Menschen mit geistiger Behinderung betreuen“, sagt Reinke. Wegen des zunehmenden Lebensalters würden auch von diesen Menschen immer mehr pflegebedürftig. „So können wir das gesamte Leistungspaket aus einer Hand anbieten. Die Menschen werden von einer Einrichtung gepflegt, die sie bereits kennen“, so Reinke. Aber der Pflegedienst steht natürlich allen offen. „Wir haben Flyer bei Ärzten und bei Krankenkassen verteilt“, sagt Reinke.

Ohnehin würde es immer schwieriger für Betroffene, einen ambulanten Pflegedienst zu finden. Das liegt an der demografischen Entwicklung. „Bis 2030 wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland um 600000 Personen auf dann 3,4 Millionen steigen“, rechnet Reinke vor. Er geht davon aus, dass er seinen Pflegedienst in Löbau schon bald wird erweitern können. Zum Start hatte die AWO das Team mit zwei neuen Kleinwagen ausgestattet. „Wenn in einem Jahr hier vier davon auf dem Hof stehen, sind wir auf einem guten Weg“, sagt Reinke.

Und die Zeichen stehen bereits auf Expansion. „Wir haben Stellenausschreibungen“, sagt Reinke. Über einen Mangel an geeigneten Pflegekräften sorgt er sich momentan noch nicht. „Als neuer Pflegedienst sind wir attraktiv“, sagt er, „die Pflegekräfte wissen, dass sie den Aufbau mitgestalten können.“ Das mache die Suche nach qualifizierten und motivierten Pflegekräften einfacher. Außerdem sei die AWO auch ein Ausbildungsbetrieb und könne so aus eigenen Reihen Stellen besetzen. „Wir konnten bisher alle Ausbildungsplätze besetzen und nahezu alle übernehmen“, schildert Dirk Reinke die Situation. Er ist auch mit der Tarifentwicklung zufrieden. Dinge wie Betriebliches Gesundheitsmanagement, teambildende Maßnahmen und vor allem eine Führungskräfte-Entwicklung würden die AWO zu einem attraktiven Arbeitgeber der Region machen.

Dennoch ist dem Geschäftsführer eine Situation bewusst: Viele Pflegekräfte geben den anstrengenden Beruf vorzeitig auf. „Statistisch gesehen bleibt eine Pflegekraft im Durchschnitt acht Jahre im Beruf“, sagt Reinke und macht sich durchaus Gedanken zur Bevölkerungsentwicklung. „Wir müssen in Zukunft alle Wege denken“, sagt er. Im stationären Bereich arbeite man bereits mit tschechischen Kollegen. „Das passt in unseren Kulturkreis“, sagt er. Es gebe auch besonders im ländlichen Raum Ansätze, mit vietnamesischen Pflegekräften zu arbeiten. Um die Versorgung mit ambulanten Pflegediensten auch in Zukunft sicherzustellen, setzt Dirk Reinke für die AWO auf drei Säulen. Da ist zum einen das Engagement in der Ausbildung von Pflegekräften. „Außerdem werden wir uns die Situation in den Nachbarländern anschauen, ob wir dort Arbeitskräfte gewinnen können“, sagt Reinke. Schließlich denkt Reinke auch an die Rekrutierung von Migranten aus fremdem Kulturkreisen.

www.awo-oberlausitz.de