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Autoteile für Europa

Die amerikanische Firma MPI baut ihren Standort in Technitz aus. Im kommenden Jahr will sie richtig durchstarten.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Die Leute bei MPI haben Humor: Am Ausgang der Fabrikhalle hängt ein Schild mit immer der gleichen Aufschrift in fünf Sprachen: „Sie verlassen den amerikanischen Sektor“. Es erinnert dezent daran, dass MPI eine amerikanische Firma ist. Sie will in Europa verstärkt Geschäfte machen und hat sich dafür Technitz als Standort ausgewählt. Die Aktivitäten stehen noch ziemlich am Anfang. Aber die Firma will wachsen und, wenn es nötig ist, sich auf dem Gelände erweitern.

Anfang des Jahres war unter anderem eine riesige Spritzgießmaschine an ihren alten Einsatzort in der Halle zurückgekehrt. Mit ihr hatte bis vor zwei Jahren die Firma Stemke Kunststofftechnik produziert, die sich nach dem Umzug ins Gewerbegebiet Fuchsloch geschäftlich überhoben hatte und mittlerweile abgewickelt ist. MPI hat einige Spritzgießmaschinen von Stemke aus der Insolvenzmasse gekauft und in der Halle aufgestellt. Lothar Mühlbach, der bei Stemke gearbeitet hat, holt ein schwarzes Plastikteil aus der Maschinen. Es ist ein Ansaugkrümmer für ein amerikanisches Automodell. Und es ist erst der Anfang der Produktion am Standort. Richtig los geht es erst, wenn der Betrieb nach ISO 9000 zertifiziert ist. Das wird voraussichtlich Ende des Jahres der Fall sein, sagt Prokurist und Standortleiter Stephan Müller. Das Zertifikat ist die Voraussetzung, um überhaupt an europäische Hersteller liefern zu können.

Im Besprechungsraum von MPI hängen vier Uhren, die die Zeiten von Dresden, Detroit in den USA, Shanghai in China und Seoul in Südkorea anzeigen. Sie entsprechen den vier Niederlassungen der Firma, die 1997 gegründet wurde. Seit 2012 ist MPI in Deutschland tätig – mit einem Ingenieurbüro in Dresden. „Der Firmenchef liebt Ingenieurarbeit aus Deutschland. Das ist ein unglaublich gutes Verkaufsargument“, sagte Richard Breitenbücher, der für MPI als Berater arbeitet. Die deutschen Ingenieurleistungen seien besser, die Produkte zwar teurer, aber auch langlebiger, so Breitenbücher. Made in Germany habe gerade in Amerika einen guten Klang.

MPI lebt geradezu von guten Ingenieuren. Die Spezialität der Firma sind komplizierte Plastikteile in kleinen Serien bis maximal 100 000 Stück im Jahr. Einer der Kunden ist im absoluten Luxussegment die Firma Bugatti, die unter 100 Fahrzeuge im Jahr in Handarbeit herstellt. Auch Ersatzteile alter Modelle werden von MPI neu aufgelegt. „Der Bulli von VW ist gerade wieder sehr beliebt. Die Nachfrage nach Ersatzteilen steigt. Die originalen Werkzeuge zur Herstellung der Teile hebt aber keiner auf“, sagte Breitenbücher. Die Spezialität von MPI ist es, solche Teile mit den Technologien und Werkstoffen von heute neu aufzulegen, was sie trotz der kleinen Stückzahlen für den Kunden bezahlbar macht. „Die Qualität ist in der Regel sogar besser als bei den Originalen“, sagte Müller.

Die Ansiedlung von MPI in Sachsen sei strategisch angelegt, sagte Breitenbücher. Wichtig sei für die Firma auch die Nähe zu den technischen Hochschulen in Dresden und Chemnitz. „In Dresden gibt es das Institut für Kunststofftechnik, das zu den Top-Instituten auf diesem Gebiet gehört“, sagte Breitenbücher. Mit dem Umzug nach Technitz hat MPI die Voraussetzungen für die nächsten Schritte geschaffen: Der Aufnahme der Produktion für Kunden in Europa. Vom Ingenieurbüro mit drei Mitarbeitern ist MPI in Technitz auf neun Mitarbeiter gewachsen – die meisten sind Ingenieure, zwei Leute arbeiten in der Produktion. Im nächsten Schritt werden weitere Mitarbeiter eingestellt. Müller, der bis 2013 selbst bei Stemke Kunststofftechnik gearbeitet hatte, setzt seine Hoffnung auch auf ehemalige Kollegen.

„Wir müssen jetzt die Kontakte zu den Kunden aufbauen. Es ist viel Produktion nach China gegangen, aber es gibt wieder eine Rückwärtswelle, weil nicht alle Erfahrungen positiv waren“, sagte Breitenbücher. Die Maschinen bei MPI sind derzeit bei weitem noch nicht ausgelastet. „Wir können später auch mehrschichtig arbeiten“, so Müller. Perspektivisch ist der Bau einer weiteren Halle möglich – auf dem Gelände gibt es dafür genug Platz. Bisher ist MPI nur eingemietet. Die Firma hat aber eine Kaufoption für das Gelände.

Die Werkzeuge für die Plastikteile lässt die sächsische Niederlassung in der Regel bei Partnern in Deutschland, aber auch in Korea und China herstellen. Der Aufbau eines eigenen Werkzeugbaus sei – bis auf Reparaturarbeiten – nicht vorgesehen, sagte Müller.