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Automatisch zum Erfolg

Die Firma EKF sorgt dafür, dass in beinahe allen deutschen Autos ein Stück Freital steckt – mit moderner Robotertechnik.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen – ganz so simple Aufgaben wie einstmals Aschenputtel haben die Maschinen von Franziska Würz zwar nicht, aber das Sortieren von Bauteilen gehört durchaus zu deren Kernkompetenzen. Roboterarme, Laufbänder, magnetische Greifer, jede Menge Kabel und monatelange, manchmal jahrelange Entwicklungsarbeit sind nötig, damit eine Anlage genau die Handgriffe beherrscht, die der Kunde wünscht. Die Freitaler Firma EKF, deren Geschäftsführerin Franziska Würz ist, hat sich darauf spezialisiert, solche automatischen und halbautomatischen Anlagen maßgeschneidert für die Industrie zu fertigen – und das äußerst erfolgreich. In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen kontinuierlich gewachsen.

Der Ursprung der Firma liegt in Dresden. Dort gründeten das Ehepaar Ellen und Hannes Jahn 1991 das Unternehmen. Doch die Räume in Plauen wurden zu klein. 2015 entschieden sich die Jahns deshalb für den Umzug nach Freital ins Technologiezentrum. EKF ist auch dort seitdem stetig gewachsen und mit 65 Mitarbeitern das mit Abstand größte Unternehmen in dem boomenden Wirtschaftsstandort. „Wir fühlen uns in Freital sehr gut aufgehoben“, sagt Franziska Würz, die die Tochter der beiden Unternehmensgründer ist und seit etwa zwei Jahren zusammen mit ihrem Vater die Geschäfte führt. Mutter Ellen Jahn ist als Leiterin der Projektierung und des Vertriebs tätig. „Wir sind ein Familienunternehmen“, sagt sie.

Als solches hat es mit immer neuen Anforderungen der Kundschaft zu tun. Die Anlagen, die EKF entwirft, werden immer komplexer und können mittlerweile leicht für die Fertigung anderer Bauteile umgerüstet werden. Solche Maschinen können kompakt wie Kleinwagen sein, aber auch lang wie Straßenbahnen. Die Preisspanne reicht von einer sechsstelligen Summe bis zu einem Millionenbetrag.

Was die Anlagen leisten, erklärt Franziska Würz an einem Beispiel. Für das Land Sachsen entwickelte EKF eine Maschine, mit der Partikelfilter, die in Messstationen stecken, vollautomatisch gewogen werden können. So erhält die Behörde unter anderem schnell und präzise Auskunft darüber, welche Abgasbelastungen an welchen Straßen vorherrschen. Über die meisten anderen Auftraggeber kann die Geschäftsführerin nicht so offen reden. Die Kunden stammen zumeist aus der Automobilbranche. Es sind Maschinenbauer und Automobilzulieferer. Dort herrschen strenge Geheimhaltungsregeln. Man könne jedoch davon ausgehen, dass eine EKF-Anlage in jedem Wagen der großen deutschen Autobauer seinen Teil geleistet hat, sagt Ellen Jahn. Ein Stück Freital steckt dank EKF also in ziemlich vielen Autos auf der Straße.

Wegen der Spezialisierung auf die Automobilbranche muss sich die EKF-Leitung derzeit auch Gedanken wegen des eingeleiteten Wandels zur Elektromobilität machen. Getriebeteile, die die EKF-Anlagen beispielsweise herstellen, würden dann nicht mehr gebraucht. „Aber bislang hat das unser Geschäft wenig beeinflusst“, sagt Ellen Jahn und ihre Tochter ergänzt: „Die Anforderungen an die Automatisierung ähneln sich. Wir sind auch schon jetzt bei der Fertigung von Elektroautos dabei.“

Dass mit den EKF-Anlagen menschliche Arbeit durch Roboter ersetzt wird, ist nicht von der Hand zu weisen. Ist die Firma also ein Jobkiller? „Damit setzen wir uns natürlich auch auseinander“, sagt Ellen Jahn. Der Vorwurf, dass dadurch Arbeitsplätze wegfielen, sei aber nicht zutreffend. Die Kunden seien vorwiegend stark wachsende Unternehmen. „Sie setzen die Arbeitnehmer dann für andere Aufgaben ein“, so die Unternehmerin. „Wir haben es noch nicht erlebt, dass wegen unserer Anlagen Arbeitsplätze abgebaut werden“, ergänzt Franziska Würz. „Unsere Anlagen dienen dazu, wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Für die eigene Wettbewerbsfähigkeit will sich EKF, das pro Jahr einen Umsatz zwischen sechs und acht Millionen Euro macht, in den kommenden Jahren behutsam entwickeln. „Wir wollen mit den Projekten und gesund wachsen“, sagt Ellen Jahn. Eine konkrete Wachstumsvorgabe gebe es nicht. Zusammen mit ihrem Mann will sich die 64-Jährige in den kommenden Jahren schrittweise und nicht abrupt aus dem Unternehmen zurückziehen. „Wir haben das Glück, dass sich unsere Tochter für das interessiert, was wir machen“, sagt sie. Daneben seien in den vergangenen Jahren weitere Mitarbeiter an künftige Leitungsaufgaben herangeführt worden.

Die Zukunft des Unternehmens sieht die Firmenleitung in Freital. Wenn möglich und nötig, will EKF im Technologiezentrum weitere Flächen anmieten. Außerdem hat sich das Unternehmen eine Optionsfläche im Technologiepark, der gerade erweitert wird, gesichert. Dort könnte bald eine große Montagehalle entstehen.