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Autobahnlärm nervt

Der Lärmkartierung zufolge gibt es keine wesentliche Lärmbetroffenheit. Die Anwohner sehen das anders.

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© André Braun

Von Elke Braun

Wettersdorf/Wetter- witz. Swen Hoffmann aus Wettersdorf schüttelt den Kopf. Er kann, wie weitere Anwohner aus Wettersdorf und Wetterwitz, die Ergebnisse der Lärmkartierung für den Bereich Roßwein nicht nachvollziehen. „Wir können uns zeitweise auf der Terrasse nicht normal unterhalten. Und nachts müssen wir die Fenster zumachen, sonst können wir nicht schlafen“, sagt er.

Das Ergebnis der Lärmkartierung, die nach einer EU-Richtlinie aller fünf Jahre erstellt werden muss, besagt jedoch, dass im Gemeindegebiet keine wesentliche Lärmbetroffenheit vorliegt und diese sich in den letzten zehn Jahren nicht geändert hat (DA berichtete am 24. April). Lediglich ein Grundstück kommt danach in den Bereich der Lärmbelästigung, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen könnte.

Weitere Anwohner in Wettersdorf und Wetterwitz beziehungsweise Naußlitz seien zwar ebenso betroffen, doch für sie seien keine gesundheitlichen Schäden zu befürchten, heißt es in der Auswertung der Erfassung. Als gesundheitlich relevant werden Lärmpegel über 65 Dezibel eingestuft. Nachts liegt der Grenzwert bei mehr als 55 Dezibel. Die Stadt Roßwein sieht daher auch keinen akuten Handlungsbedarf, muss aber dennoch der Öffentlichkeit ein Mitspracherecht einräumen. Deshalb kam am Mittwoch in der Sitzung des Ortschaftsrates Gleisberg das Thema auf den Tisch. „Jetzt sind die Anwohner gefragt. Sie können ihre Einwände und Bedenken dem Stadtrat kundtun“, sagt Ortsvorsteher Bernd Handschack.

Er weiß, dass besonders bei Ost- und Nordostwind die Belastung durch Autobahnlärm für die Anwohner in den Ortsteilen hoch ist. „Damit verbunden ist ja auch eine Wertminderung für die Grundstücke“, so der Ortsvorsteher. In den letzten fünf Jahren habe der Lärm durch die Autobahn extrem zugenommen, empfinden die Betroffenen. „Seit der EU-Osterweiterung brettern viel mehr Lkw über die A 14“, sagt Swen Hoffmann. Da könne doch nicht gesagt werden, dass sich in den vergangenen zehn Jahren nichts geändert hat.

Außerdem blieben aus der Sicht der Anwohner noch viele Fragen offen: Wer hat die Messungen überhaupt durchgeführt, wann und wie? „Ich habe selbst bei mir auf dem Grundstück gemessen, da sind wir mit durchgängig 65 bis 70 Dezibel schon im gesundheitsgefährdenden Bereich“, sagt er. Aber diese Messungen würden von den Behörden nicht anerkannt.

Maßnahmen zum Lärmschutz, deren Kosten der Baulastträger – also im Fall der Autobahn der Bund – tragen müsste, könnten Betonelemente sein, die an die Leitplanken angebracht, den Lärm brechen sollen. „Das wäre wahrscheinlich die kostengünstigste und am schnellsten zu realisierende Maßnahme“, sagt Ortschaftsrat René Seltmann. Der Einbau von Flüsterasphalt oder Lärmschützwänden würde weitaus mehr Geld kosten. Dass so eine Maßnahme umgesetzt würde, daran glauben die Ortschaftsräte nicht.

Bis 18. Juli muss die Stadt Roßwein an die EU Bericht erstatten. Zuvor beschäftigt sich der Stadtrat am 28. Juni noch einmal mit dem Thema, wägt ab und entscheidet über eventuelle Maßnahmen. Bis dahin wollen die Anwohner ihre Bedenken zu Papier bringen und Unterschriften sammeln. „Vielleicht wäre es auch ganz gut, wenn einige Anwohner zur Stadtratssitzung in der Bürgerfragestunde auftreten und dort noch einmal deutlich sagen, wie sich der Autolärm auswirkt“, so Bernd Handschack.