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Ausstellung zeigt Luxuspapier

Der Traditionsverlag Brück & Sohn präsentiert Kalender, Gemälde und Postkarten aus sieben Generationen im Stadtmuseum.

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© Stephan Hönigschmid

Von Stephan Hönigschmid

Meißen. Unter dem Namen „Als Papier noch Luxus war“ ist ab Donnerstag eine neue Ausstellung im Meißner Stadtmuseum zu sehen. Anlässlich des 225. Jubiläums des Verlages Brück & Sohn können sich die Besucher auf eine Zeitreise begeben und ein breites Spektrum an Glückwunschkarten, Bildpostkarten, Kalendern, Kartonagen, Gemälden und Fotos vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart bewundern.

„Ich hatte schon länger eine Ausstellung mit Luxuspapier im Meißner Stadtmuseum geplant. Schön, dass wir dieses Vorhaben jetzt gemeinsam mit der Familie Brück zu ihrem Jubiläum verwirklichen konnten“, sagt Museumschefin Martina Fischer (61). Der Begriff Luxuspapier wurde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts geprägt, als sich die maschinelle Herstellung durchsetzte. Auf diese Weise konnte das Papier noch besser verarbeitet und veredelt werden. Bei der Präsentation der Ausstellung verwies Martina Fischer auf die lange Tradition von Brück & Sohn in Meißen.

„Wenn man bedenkt, dass die Porzellanmanufaktur auf zwölf Generationen zurückblickt, ist die Familie Brück mit ihren sieben Generationen gar nicht so weit davon entfernt“, so Fischer.

Vor diesem Hintergrund gliedert sich auch die Ausstellung im Stadtmuseum in sieben Rubriken – jede für eine Generation. Interessant sind dabei nicht nur die Ausstellungsstücke an sich, sondern auch die Geschichten, die sich dahinter verbergen. Der Adventskalender von 1956 ist dafür ein gutes Beispiel.

„Damals gab es großen Ärger, weil sich darauf nicht nur eine weihnachtliche Stadtansicht befand, sondern auch eine Kirche. Den politischen Machthabern hat das nicht gefallen. Deshalb musste der Himmel auf dem Bild so sehr verdunkelt werden, bis man die Kirche nicht mehr gesehen hat“, erzählt Annette Brück (62). Eine Abbildung mit englischen Soldaten erwies sich anno 1964 wiederum als Glücksfall. Während die DDR-Führung eigentlich kleinen Verlagen wie dem in Meißen den Garaus machen wollte, war sie gleichzeitig nicht bereit, auf Devisen zu verzichten. Genau die brachten die Drucksachen mit den Soldaten aber ein, weil sie nicht für den heimischen Markt, sondern für den Export nach England produziert worden sind.

Neben diesen geschichtlichen und wirtschaftlichen Aspekten bietet die Schau auch Einblicke in das Freizeitverhalten früherer Zeiten. Wer sich im 19. Jahrhundert einen Kalender aus dem Hause Brück & Sohn zulegte, wollte darin nämlich nicht nur seine Termine eintragen, sondern suchte auch ein kurzweiliges Amüsement. Zusätzlich zu Bestandteilen wie dem Hundertjährigen Kalender oder dem Bauernkalender fanden sich deshalb darin auch unterhaltsame Geschichten und Informationen.

Obwohl es eine Menge Arbeit war, hatte Annette Brück Freude bei der Sichtung des Materials. „Das war eine gute Gelegenheit, das Material zu ordnen. Wir hatten zwar alles vorliegen, aber lediglich das Postkartenarchiv war geordnet“, sagt Brück.

Die Ausstellung ist bis zum 17. Februar nächsten Jahres im Stadtmuseum, Heinrichsplatz 3, zu sehen. Ein Höhepunkt ist unter anderem ein Vortrag des Ehepaares Brück am 19. Oktober um 18 Uhr, in dem es von einer USA-Reise zu ihren Vorfahren berichtet. Außerdem führen Annette und Helmut Brück am 2. November von 15 bis 18 Uhr selbst durch die Ausstellung.

www.stadt-meissen.de/stadtmuseum.html