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Ausstellung über DDR-Heimerziehung

Die Einrichtungen gelten als grausam. Eine Schau erzählt in Gröba demnächst fünf Schicksale von betroffenen Kindern.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Gewalt, Erschöpfung, Erniedrigungen – all das war Bestandteil der Kindheit von Alexander M. Der Junge war zu DDR-Zeiten in verschiedensten Heimen. Seine Mutter war freischaffende Künstlerin, alleinerziehend. Das passte allerdings der Staatsführung nicht. Frau M. sollte stattdessen als Näherin in einer Textilfabrik im Vogtland arbeiten. Das überforderte Mutter und Sohn. Er fing an, die Schule zu schwänzen. Damit begann für Alexander eine traurige Reise. Unter anderem war er im geschlossenen Jugendwerkhof in Torgau gefangen. „Es war in jedem Fall schlimmer als ein Knast“, sagt Alexander M. Heute engagiert er sich im Opferbeirat der Gedenkstätte Jugendwerkhof Torgau.

Die Geschichte von Alexander M. ist eine von Hunderten – und eine von fünf, die in der Ausstellung „Ziel: Umerziehung! Die Geschichte repressiver Heimerziehung in der DDR“ erzählt wird. Am Mittwoch, 7. November, wird die Schau um 18 Uhr in der Aula des Werner-Heisenberg-Gymnasiums eröffnet. Veranstalter sind der Verein Sprungbrett und das Stadtmuseum.

Um die Ausstellung nach der Eröffnung auch sehen zu können, müssen sich die Gäste auf eine kleine Wanderschaft begeben – nicht bis ins Haus am Poppitzer Platz, sondern ins benachbarte Stadtteilhaus Gröba. Denn wegen der beengten räumlichen Verhältnisse in dem Sprungbrett-Gebäude an der Hafenstraße 2 kann die Feier dort nicht stattfinden. Weil die Ausstellung im Rahmen des Projekts Stadtgefährten „Mit kleinen Schritten in die große Welt – Kind sein in Riesa im 20. und 21. Jahrhundert“ stattfindet, war es den Organisationen wichtig, dass die Veranstaltungen nicht nur im Haus am Poppitzer Platz stattfinden.

Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehören auch Veranstaltungen für Schulen mit Zeitzeugen – sowie eine Lesung mit Geralf Pochop. Der gebürtige Hallenser war Punk in der DDR. In der Schlossremise in Gröba liest er am Dienstag, 13. November, aus seinem Buch: „Untergrund war Strategie. Punk in der DDR: Zwischen Rebellion und Repression.“ Für Sprungbrett-Chef Andreas Näther, der um die Wende herum Proteste und Friedensgebete organisiert hat, schließt sich damit ein Kreis. „Damals waren auch Punks aus Riesa dabei. Ich bin gespannt, ob man das ein oder andere Gesicht bei der Lesung sieht.“

Lehrer, die sich mit ihren Klassen an dem kostenlosen Begleitprogramm der Ausstellung „Ziel: Umerziehung“ beteiligen wollen, können sich bei Jana Wotruba im Stadtmuseum melden: Telefon 03525 6593016