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Ausflug in die Haftzelle

Das Amtsgericht Pirna öffnet am „Tag der Justiz“ die Pforten für Neugierige – und gewährt ungewohnte Einblicke.

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© Daniel Förster

Von Daniel Förster

Pirna. Die Optik ist dann doch etwas überraschend. „Schön ist anders“, raunt eine Jugendliche beim Anblick der kargen, hellblau gefliesten kleine Haftzelle im Pirnaer Amtsgericht, die lediglich mit Holzbanktisch, Pritsche mit Schaumstoffmatratze, Waschbecken ohne Armatur und einer Toilette ausgestattet ist.

Andreas Beeskow, stellvertretender Direktor des Amtsgerichtes Pirna, führte Schüler der Schule zur Lernförderung „Kurt Krenz“ zum Tag der Justiz in den Haftkeller des Justizzentrums am Schloßhof auf dem Sonnenstein. Er zeigte ihnen dort die vier Vorführ- und Haftzellen, also jene Plätze, wo Straftäter auf ihren Prozess warten. Die Schüler hatten am Dienstagvormittag einen Ausflug an das Amtsgericht gemacht.

Erstmals nach zehn Jahren initiierte das Sächsische Justizministerium in diesem Jahr auch für die Amtsgerichte im Freistaat die „Tage der Justiz“. Das Amtsgericht Pirna hatte sich wie vor zehn Jahren auch schon mit einem eigenen Tag der Justiz und bei einem Tag der offenen Tür der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. „Wir hatten diesmal deutlich mehr Zuspruch. Man spürt das Interesse aus der Bevölkerung an unserer Arbeit“, sagt Beeskow.

Am „Tag der Justiz“ in Pirna zählten die Justizwachtmeister über den Tag verteilt insgesamt rund 200 Besucher bei den verschiedensten Veranstaltungen. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen war bei den fünf Vorträgen zu Gast. Dabei konnten die Teilnehmer beispielsweise mit dem stellvertretenden Direktor über die Rechtsprechung diskutieren. Darüber hinaus warfen viele einen Blick in die Verhandlungssäle, schauten in die Dienstzimmer der Mitarbeiter oder wollten eben auch den Haftkeller besichtigen und sich alles erklären lassen. Technikinteressierte kamen mit Dekra-Verkehrsingenieur Frank Tischendorf ins Gespräch und sie konnten sich bei ihm an den Fahrsimulator setzen.

Annemarie und Siegfried Neumann vom Sonnenstein verfolgten in der Bibliothek zwei Vorträge. Gemeinsam mit jeweils mehr als 20 anderen Interessenten lauschten sie der Rechtsmedizinerin Dr.  med. Uta Flössel und Rechtsanwalt Ralf Rothhaar. Letzterer referierte zu den Themen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. „Es war hochinteressant. Wir würden uns freuen, wenn die Justiz hier vor Ort öfter zum Tag der offenen Tür einladen würde“, sagt Familie Neumann.