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Auseinandersetzung um Bauprojekt

In der Rabenauer Straße in Dipps soll gebaut werden. Doch Anwohner wehren sich dagegen. Das Haus ist ihnen zu hoch.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Das Dresdner Unternehmen „Lehnert Bau Bauträger GmbH“ will in Dippoldiswalde an der Rabenauer Straße 23a ein Mehrfamilienhaus errichten mit drei Vollgeschossen und einem ausgebauten Dachgeschoss. Insgesamt sind dort acht Wohnungen geplant, wie Inhaber Gerd Lehnert auf SZ-Nachfrage informierte. Er zeigt sich sehr überrascht davon, dass um sein Vorhaben in Dippoldiswalde jetzt eine heftige Diskussion entbrannt ist. „Ich will dort barrierefreien Wohnraum schaffen, nach dem es Nachfrage gibt“, sagt er.

Der Ortschaftsrat sah in dem Vorhaben erst kein Problem und stimmte dem Bauantrag im Februar zu. Im Technischen Ausschuss des Stadtrats zeigte sich schon Gegenwind, aber auch hier wurde das Vorhaben im April bei zwei Gegenstimmen befürwortet. In der öffentlichen Beschlussvorlage dazu war von einem „dreigeschossigen Mehrfamilienhaus mit Carport“ die Rede. Als dann Nachbarn von dem Vorhaben erfuhren, machten sie sich kundig und wandten sich gegen das Bauvorhaben. Sie sprachen im Landratsamt vor, besuchten die nächste Sitzung des Technischen Ausschusses und des Dippser Ortschaftsrats.

Ihre Argumente sind, dass in der Umgebung des Baugrundstücks an der Rabenauer Straße eine villenartige Bebauung vorherrscht und der geplante Neubau dort nicht hineinpassen würde. Kay-Uwe Zschoke, der daneben wohnt, sagte: „Um 1900, als das Wohngebiet an der Rabenauer Straße entstanden ist, haben sich dort die betuchten Dippser ihr Haus gebaut. Das sind alles Schmuckstücke. Da soll so ein Klotz hingebaut werden?“ Torsten Röhlig, ebenfalls Nachbar, zeigte das Bild eines Hauses an der Großen Mühlstraße, das ungefähr die Höhe des geplanten Neubaus hat. „Diesen Anblick soll jeder haben, der die Rabenauer Straße hinaus fährt“, sagt er.

Oberbürgermeister Jens Peter (parteilos) ließ in der Sitzung des Technischen Ausschusses keinen Zweifel daran, dass die Entscheidungen rechtlich einwandfrei sind und nicht sofort zurückgenommen werden können. Die Gemeindeordnung lässt so etwas frühestens nach sechs Monaten zu. Er nahm aber ein Schreiben entgegen, das von 22 Nachbarn unterzeichnet worden ist. Der Ortschaftsrat hingegen drehte schnell seine Meinung und beschloss, seine Entscheidung vom Februar aufzuheben.

Gerd Lehnert sagte gegenüber der SZ, dass für ihn das Vorhaben immer noch wirtschaftlich bleiben muss. Er würde vor allem bedauern, wenn das Konzept von komplett barrierefreien Wohnungen nicht mehr zu verwirklichen wäre. Denn dazu gehört ein Aufzug, und der wäre nur dann wirtschaftlich zu betreiben, wenn auch die beiden Wohnungen im Dachgeschoss genutzt würden. Mehrere Anfragen nach den geplanten Eigentumswohnungen liegen bereits vor, sagt er.

Der Dippser Architekt Ralf Schiller, der das Haus geplant hat, sieht durchaus, dass er ein dominantes Gebäude entworfen hat. Aber im Gesamtblick ist die Rabenauer Straße eine städtische Straße, wo auch das Krankenhaus, die Telekom-Vermittlungsstelle oder der Diska-Markt stehen. „Die Umgebung ist mehr als nur die Häuser direkt daneben. Insgesamt passt es durchaus hin“, sagt er. Inzwischen haben sich Bauherr und Nachbarn zum Gespräch im Bauamt des Landratsamts getroffen, das über die Baugenehmigung entscheidet. Dort haben sie sich verständigt, dass die Nachbarn bis nächste Woche ein Schreiben vorlegen, welche Bebauung sie sich auf der Fläche vorstellen könnten. Dann wird Lehnert sehen, ob er sein Projekt weiter verfolgt.