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Aus Vattenfall wird die Leag

Die tschechischen Investoren versprechen sichere Jobs bis 2020 und baldige Klarheit über die Tagebau-Zukunft.

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© dpa

Von Tilo Berger

Das Geheimnis ist gelüftet: Das Lausitzer Braunkohlerevier findet sich jetzt auch im Unternehmensnamen wieder. Die bisher zum schwedischen Vattenfall-Konzern gehörenden Tagebaue, Kraftwerke und weiteren Betriebsanlagen firmieren jetzt als Leag. Unter dieser Dachmarke gibt es ab sofort die Lausitz Energie Bergbau AG und die Lausitz Energie Kraftwerke AG.

Zum neuen Vorstandsvorsitzenden beider Unternehmen berief der Aufsichtsrat am Dienstag in Cottbus den bisherigen Vattenfall-Finanzvorstand Helmar Rendez. Der 54-Jährige ist seit 1998 in der Energiewirtschaft tätig, seit 2007 in verschiedenen Funktionen bei Vattenfall. Der bisherige Vorstandschef Hartmuth Zeiß steht jetzt an der Spitze des Aufsichtsrates.

Vattenfall hatte fast auf den Tag genau vor zwei Jahren bekannt gegeben, sich vom Braunkohlegeschäft in Deutschland zu trennen. Neuer Besitzer der Anlagen ist ein Konsortium des tschechischen Energiekonzerns EPH mit dessen internationalem Finanzpartner PPF. EPH gehört bereits die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH (Mibrag) im Leipziger Revier.

Die Leag werde bis 2020 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten, versicherte EPH-Vorstand Jan Springl. Ebenso würden alle Tarifverträge für die rund 8 000 Mitarbeiter übernommen. In der Leag-Verwaltung in Cottbus werden mehr als 160 Mitarbeiter neu angesiedelt, die bisher für Vattenfall in Berlin und Hamburg tätig waren. Die Leag werde ihre Steuern in Deutschland zahlen, erklärte Springl. In den ersten Jahren würden EPH und PPF auf eine Dividende verzichten, damit der gesamte Erlös der Unternehmen in der Region investiert werden könne. Rendez zufolge werde die Leag wie schon Vattenfall die Region weiter „mit Augenmaß“ unterstützen. „Wir haben aber kein unendliches Füllhorn.“ Als Beispiel für Sponsoring nannte der Vorstandschef den derzeitigen Fußball-Regionalligisten Energie Cottbus.

Springl kündigte für die nächsten Monate eine Entscheidung über die Erweiterung von Tagebauen im Lausitzer Revier an. „Alle Betroffenen brauchen baldige Klarheit“, sagte der Manager. Vattenfall hatte Planungen für die Erweiterung der Tagebaue Nochten, Welzow-Süd und Jänschwalde vorangetrieben, diese aber wegen des bevorstehenden Verkaufs zuletzt auf Eis gelegt. Leag-Vorstandschef Rendez sagte auf Anfrage der SZ, die Entscheidung werde vielleicht noch in diesem Jahr, spätestens aber vor dem Sommer 2017 fallen. Davon hängt ab, ob mehrere Tausend Einwohner von Schleife, Welzow und anderen Orten umziehen müssen.

Rendez, der in seiner Freizeit Ausdauersport betreibt, verglich die Zukunft der Leag mit einem Marathonlauf. „Das ist kein 400-Meter-Sprint.“ Von der Leag komme derzeit jede zehnte Kilowattstunde Strom in Deutschland, dies solle auch so bleiben. Dazu müsse das Unternehmen aber flexibler, noch effizienter und digitaler aufgestellt werden. „Mit unserem modernen Kraftwerkspark spielen wir in der Bundesliga-Spitzengruppe der Energieerzeugung.“ EPH-Vorstand Springl erklärte, Kerngeschäft der Leag sei die Förderung und Verstromung von Braunkohle. Die tschechische Muttergesellschaft selbst investiere auch in erneuerbare Energien, so derzeit rund 600 Millionen Euro in einen Windpark in Großbritannien.

Erleichtert über den Eigentümerwechsel zeigte sich die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE): „Es ist gut für die Beschäftigten des Unternehmens und die gesamte Region, dass wir mit EPH wieder einen Eigentümer haben, der nicht irgendwie aussteigen will, sondern ein unternehmerisches Interesse an der Braunkohle entwickelt“, sagte IG BCE-Hauptvorstandsmitglied Petra Reinbold-Knape .

Im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung hatten Kohlegegner des Bündnisses Ende Gelände am Mittwochmorgen kurzzeitig den Tagebau Welzow-Süd besetzt. Auf dem Platz vor der Leag-Hauptverwaltung in Cottbus hatten sich dagegen zahlreiche Mitarbeiter des Unternehmens versammelt.

www.leag.de