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Aus und vorbei

Die Görlitzer Kema stellt noch im Juni ihren Geschäftsbetrieb ein. Das Insolvenzverfahren ist gescheitert.

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© Jens Trenkler

Von Ingo Kramer

Dem Optimismus über das aussichtsreich erscheinende Insolvenzverfahren folgt die Ernüchterung: Das Traditionsunternehmen BMS Kema stellt noch in diesem Monat seinen Geschäftsbetrieb ein. Die Firma hatte an der Pomologischen Gartenstraße in der Südstadt Maschinen für die gesamte Keramikbranche hergestellt. Über das Ende informierte gestern der Dresdner Rechtsanwalt Matthias Rönsch von der Kanzlei Munz Rechtsanwälte. Er war im April 2013 als Sanierungs-Geschäftsführer bei der Kema eingestiegen.

„Entgegen der ursprünglichen Planung konnte die Sanierung der BMS Kema nicht erfolgreich abgeschlossen werden“, sagt Rönsch. Grund sei die mangelnde Auslastung. Eine Hauptauftraggeberin habe bereits im Januar neue Maschinenbauaufträge in einem Volumen von mehr als einer Million Euro angekündigt, bis heute aber nicht erteilt. Der langjährige Kema-Geschäftsführer Hans-Jürgen Rafelt bestätigt diesen Fakt: „Das wären sogar drei Einzelaufträge für eine deutsche Kundin gewesen.“ Über die Gründe, warum der Auftrag nicht erteilt wurde, will er nicht spekulieren. Wenn der Großauftrag jetzt doch noch käme, würde es nichts mehr nützen: Das Geld ist alle, die Mitarbeiter könnten nicht bezahlt werden. Immerhin aber hat die Firma den Kredit über 300.000 Euro, den sie voriges Jahr von der Sächsischen Aufbaubank (SAB) bekommen hatte, komplett zurückgezahlt. So ist das Ende zwar bitter, aber zumindest sauber gelaufen.

Mit der Betriebsschließung verlieren die letzten 32 Mitarbeiter ihre Arbeit. Vor der Insolvenz im April 2013 waren es 50 Kollegen. Einige mussten zwischenzeitlich entlassen werden, andere haben gekündigt, weil sie eine neue Arbeit gefunden haben. Viele von denen, die bis zum Schluss an Bord waren, stehen kurz vor dem Renteneintritt. Bis Mai haben sie noch Aufträge abgearbeitet. Danach ist das Geschäft massiv eingebrochen. „Den Juni hätten wir nicht mehr überstanden“, erklärt Rafelt. Aktuell erledigen noch acht Mitarbeiter die letzten Restarbeiten: „Alle angefangenen Dinge werden auch zu Ende gebracht.“ Nach Pfingsten wird die letzte Maschine ausgeliefert. Und spätestens Mitte Juni wird wirklich alles erledigt sein. Dann ist auch für die letzten Männer Schluss.

Doch zumindest eine gute Nachricht hat Rafelt: Die Firma BMS Stahlbau, die er ebenfalls leitet, ist von der Insolvenz nicht betroffen. „Die Auftragslage ist gut, solange uns Siemens wohlgesonnen ist“, so der Geschäftsführer. Die BMS Stahlbau ist auf die Standorte Tauchritz und Ostritz verteilt und beschäftigt 48 Menschen. In Ostritz läuft derzeit – mit etwas Zeitverzug – sogar eine Erweiterung. Einzelne Spezialisten aus der BMS Kema will die BMS Stahlbau übernehmen, kündigt Rafelt an. Beispielsweise seien Schweißer gefragt. Dafür baut die BMS Stahlbau aber Zeit- und Leiharbeiter ab. Die Arbeitsmarktchancen der Kollegen, die weder zur BMS Stahlbau wechseln, noch in Rente gehen, schätzt Rafelt nicht als schlecht ein: „Es sind ja viele Schlosser und Dreher dabei.“

Auch die Zukunft des Geländes in der Görlitzer Südstadt ist noch offen. Die Kema war nicht die Eigentümerin, sie hatte die Hallen nur gepachtet. Am 31. Juli laufen die Verträge aus. „Ein Teil wird wegen der schlechten Bausubstanz sicher stillgelegt“, vermutet Rafelt. Es gebe aber auch zwei Hallen, die recht gut in Schuss sind: „Dafür wird sich kurzfristig ein Mieter finden.“

Rönsch lobt indes, dass nahezu alle am Insolvenzverfahren beteiligten Gläubiger, aber auch die Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien und die SAB, die Sanierungsbemühungen sehr gut unterstützt hätten. „Gescheitert ist es an den fehlenden Aufträgen“, erklärt er.