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Dresden trauert um Dietrich Ewers

Der stadtbekannte Kommunalpolitiker, Marathonmann, Elbeschwimmer und Integrations-Spezialist verstarb im Urlaub bei einem Wanderunfall. Das teilte seine Familie am Montag mit.

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© Steffen Füssel

Von Nadja Laske

Dresden. Ewers Pumpe war ein großes Herz. Unermüdlich und stark beim Sport. Leidenschaftlich in der Politik und mitfühlend im Umgang mit anderen Menschen. Wer ihn noch im Sommer als Elbeschwimmer die längste Bahn der Stadt absolvieren sah, konnte sich kaum vorstellen, dass Dietrich Ewers nicht noch über 80-jährig in die Strömung steigen würde. Doch es war ihm anderes bestimmt. Am 28. Oktober ist Dietrich Ewers im Alter von 79 Jahren während eines Urlaubes auf Korfu gestorben.

Ganz gleich welche seiner Wegbegleiter sich an ihn erinnern, die Schilderungen ähneln sich: Ewers, der Unermüdliche, der Neugierige, Offene, Mutige und Streitbare. „Das Wort Ruhestand hatte für ihn keine Bedeutung“, sagt Bernd Rohloff. Im Frühjahr 2017 übernahm er den Vorsitz des Stadtverbandes Leichtathletik in Dresden aus Ewers Händen. Der hatte 13 Jahre lang den Vorstand geleitet. Ständig unterwegs sei er gewesen, auf der Suche nach Missständen, die beendet werden sollten und für Menschen, die Hilfe brauchten. Nicht alles habe er erreicht, aber sehr viel.

Als „extrem umtriebig“ hat auch Daniel Baumann seinen Mitstreiter in Erinnerung. „Wir waren Nachbarn und sind von Balkon zu Balkon ins Gespräch übers Elbeschwimmen gekommen“, erzählt er. Das hatte Ewers einst ins Leben gerufen und jahrelang organisiert. In diesem August übernahm Baumann den Posten als Chefschwimmer, schwamm Schulter an Schulter mit ihm in die neue Aufgabe hinein. „Er hat immer positiv gedacht und wollte für andere da sein. Er war mein Vorbild.“

Vor 60 Jahren zog Dietrich Ewers nach Dresden. Den gebürtigen Magdeburger hörte man ihm trotzdem an. Die Wende brachte dem Maschinenbauingenieur die großartige Chance, Politik mitzubestimmen. Er gehört zu den Gründern der SPD in Dresden und übernahm 1990 die Leitung des Ortsamtes Altstadt. Insgesamt 14 Jahre lang kämpfte er für die Belange seiner Stadtviertel und deren Bewohner. Sein Credo: „Probieren wir es doch mal aus“. Den Dresden-Marathon zum Beispiel, der inzwischen Läufer ganz Deutschlands und darüber hinaus anzieht. Als in Ewers Wohnviertel Johannstadt Vietnamesen Brachen mit Blumen bepflanzen wollten, fand er Wege und Mittel zur Stadtgartengründung. Sonntags joggte er mit Flüchtlingen das Flussufer entlang und vermittelte über den Sport einen Teil hiesiger Lebensweise. Auch auf Dresdner und Gäste der Stadt, die nicht gut zu Fuß sind, nahm er Rücksicht, setzte sich für den Bau eines Fahrstuhls ein, der Besucher zur Brühlschen Terrasse bringt. Seine Einweihung am 10. Dezember im Ständehaus erlebt Dietrich Ewers nicht mehr mit.

In der Menschenkette zum 13. Februar sah man ihn, bei Stadtteilfesten oder einfach mit dem Fahrrad durch die Straßen rollen, Augen und Ohren stets offen für das, was Bürger bewegt. Nun ist der Mensch, dem Gesellschaft im doppelten Sinn so viel bedeutet hat, von einer einsamen Wanderung nicht zurückgekehrt. Über eine Trauerfeier für ihn ist noch nichts bekannt.