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Aus fünf mach vier

Der Aufstieg in die 3. Liga soll neu geregelt werden. Klingt einfach, ist aber höchst kompliziert und sehr emotional.

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© Bongarts/Getty Images

Von Daniel Klein

Diskutiert wird seit Monaten – und das äußerst heftig. Es geht um die Frage, ob die deutsche Fußballkarte neu geordnet werden muss oder nicht. Entscheiden soll das der DFB-Bundestag am Freitag. Auslöser der Kontroverse ist die Aufstiegsregelung aus den fünf Regionalligen in die 3. Liga. Es dürfen nur drei Mannschaften hoch, also nicht mal jeder Meister. Dass dies unfair ist und geändert werden muss – darüber herrscht große Einigkeit. Die Frage ist nur: wie? Darüber gibt es viele Meinungen. Die SZ stellt einige vor und erklärt, warum es nahezu unmöglich ist, eine für alle Seiten gerechte Lösung zu finden.

Was ist das Grundproblem?

Die Ligenstruktur sollte wie eine Pyramide aufgebaut sein. Ganz unten viele Kreisklasse-Staffeln und ganz oben eine eingleisige Bundesliga. Allerdings sind die drei obersten Ligen eingleisig. Die Pyramide hat also eine sehr lange Spitze und wird dann plötzlich breit. Vor sieben Jahren hatte der DFB den Umbau der Regionalliga von drei auf fünf Staffeln beschlossen. Auslöser für die Reform waren fehlende Derbys, geringes Zuschauerinteresse und hohe Reisekosten. Das Problem: Nun gab es fünf Meister, aber nur drei Aufstiegsplätze. Geregelt wird das seit der Saison 2012/13 über die Aufstiegsrunde mit drei Paarungen, also sechs Mannschaften. Mitspielen darf auch der Vizemeister des Landesverbandes mit den meisten Vereinen, das war stets Südwest. Die Kritik an diesem Modell wurde zuletzt immer lauter.

Wie sieht die logische Lösung aus?

Die 3. Liga bekommt zwei Staffeln, dann hätte die Pyramide ansehnliche Proportionen. Doch diese Variante steht beim Bundestag nicht einmal zur Diskussion. „Das ist derzeit kein Thema, bleibt aber ein Fernziel“, erklärt DFB-Vizepräsident Rainer Koch. Größtes Hindernis sind die Fernsehverträge, die bis 2022 laufen. Eine zweite Lösung: Statt drei gibt es künftig fünf Aufsteiger, was zur Folge hätte, dass aus der 3. Liga fünf Vereine absteigen müssten. „Die Gefahr ist groß, dass sich dann viele Drittligisten schon in der Winterpause finanziell übernehmen, um ja nicht abzustürzen“, warnt Koch. Zudem könnten einige Teams bereits früh in der Saison als Absteiger feststehen – eine Wettbewerbsverzerrung würde so erleichtert. Auch diese Variante steht nicht zur Abstimmung.

Welcher Kompromiss ist der Favorit?

Die fünf Regionalliga-Staffeln schrumpfen auf vier, dann gäbe es auch vier Aufsteiger. Doch bei der Frage, wo die Grenzen verschoben werden sollen, gehen die Meinungen weit auseinander. Koch plädiert dafür, bei einer Neugliederung die Zahl der Männer-Mannschaften als Maßstab zu nehmen. Da gibt es ein klares West-Ost-Gefälle: In Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sind annähernd genauso viele Mannschaften gemeldet wie im Rest der Republik. Die logische Konsequenz: Fusioniert werden müsste im Norden und Nordosten, wo die Fußballinfrastruktur besonders dünn ist. Dagegen wehren sich die Vereine aus den östlichen Bundesländern vehement, sie wollen ihre Regionalliga unter allen Umständen erhalten.

Wie argumentieren die Ost-Vereine?

Sie kontern die Mannschaftszahlen mit der Fläche. Die Regionalliga Nordost macht knapp ein Drittel des Bundesgebietes aus. Sechs von 21 DFB-Landesverbänden kommen aus dem Osten. Und sie verweisen auf die Erfolge: In den vergangenen fünf Jahren setzten sich in den Aufstiegsrunden viermal die Nordost-Meister durch. In einem diskutierten Modell würden Thüringen und Sachsen zur Regionalliga Bayern kommen, der restliche Osten mit dem Norden fusionieren. Dagegen läuft auch Budissa Bautzen Sturm. Der Viertligist würde, genauso wie der FC Oberlausitz, dann nicht mehr gegen Lok Leipzig und den BFC Dynamo antreten, sondern gegen Illertissen und Buchbach. „Ein Zuschauerschwund wäre die Folge“, heißt es in einer eigens verfassten Pressemitteilung. Eine Zerschlagung der Nordost-Staffel würde die Vereine in ihrer Existenz gefährden.

Was fordert der Nordosten?

Der NOFV hat zwei Anträge an den Bundestag gestellt. In der ersten Variante soll es nur noch vier Regionalligen geben, die Nordost-Staffel aber unbedingt erhalten bleiben. Wie die Grenzen dann verschoben werden sollen, steht nicht im Papier. In der zweiten Variante bleibt es bei fünf Staffeln, jedoch soll es vier statt bisher drei Aufsteiger geben. Drei Meister kommen direkt in die 3. Liga, die beiden anderen treten bei einem Hin- und Rückspiel an. Geregelt werden soll das über ein Rotationsprinzip. Der Nordostmeister würde so dreimal innerhalb von fünf Jahren direkt aufsteigen.

Welche Anträge gibt es noch?

Die meisten Anträge schlagen eine Reduzierung auf vier Staffeln vor. Eine breite Allianz vom Norden über den Südwesten bis nach Bayern favorisiert jedoch die Beibehaltung der fünf Regionalligen, wobei die Meister West und Südwest direkt aufsteigen, zwei weitere durch eine Relegation ermittelt werden. Sachsens Fußballchef Hermann Winkler kündigt für den Fall, dass sich dieser Vorschlag am Freitag durchsetzt, eine juristische Prüfung und notfalls den Gang vor ein Gericht an. Womöglich bleibt auch alles beim Alten.