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Aus der Kalten aufs Kalte

In wenigen Tagen messen sich in Geising internationale Topteams im Curling. Zwei sehr erfolgreiche Lokalmatadoren treten danach kürzer.

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© Frank Baldauf

Von Stephan Klingbeil

Geising. Der Herbst zeigt sich noch immer von seiner sonnigen Seite, die frostige, glatte Fläche ist noch nicht fertig. Eismeister Rumen Münch und sein Team geben aber ihr Bestes. Spätestens kommenden Mittwoch sollen die Curlingbahnen im Geisinger Gründelstadion wettkampftauglich sein. Denn vom 25. bis 28. Oktober findet in der Arena des Altenberger Ortsteils der nächste sportliche Höhepunkt statt: der nunmehr dritte CCT Mixed Doubles Cup, eine Station der World Curling Tour. Die Organisatoren vom 1. Sächsischen Curlingverein Geising haben auch in diesem Jahr wieder viele Stunden ihrer Freizeit investiert, um den Curling-Fans in der ostdeutschen Hochburg dieser durchaus packenden Randsportart Duelle von internationalen Spitzenteams zu präsentieren.

„Ohne den Einsatz vieler Vereinsmitglieder und vor allem dank der Sponsoren wäre es nie möglich gewesen, so etwas auf die Beine zu stellen“, erklärt Andy Büttner vom 1. SCV. Nach der Turnierpremiere 2016 habe sich der beschauliche Ort im Osterzgebirge einen guten Ruf erarbeitet. „Mehrere Teams melden sich von alleine, andere schreiben wir an“, erklärt Büttner.

Insgesamt 20 Mannschaften aus acht Nationen gehen dieses Mal an den Start. In vier Vorrundengruppen messen sich die gemischten Duos. Die Sieger der beiden bisherigen Turniere in Geising, die russischen Weltmeister von 2016, Anastasia Bryzgalova und Alexander Krushelnitskiy, fehlen zwar und werden ihren Titel nicht verteidigen; Krushelnitskiy war nach Bronze im Mixed Doubles mit seiner Frau bei Olympia in Pyeongchang wegen eines – noch nicht endgültig aufgeklärten – mutmaßlichen Dopingvergehens disqualifiziert worden.

Doch haben sich nun gleich mehrere andere Topteams im Gründelstadion angekündigt. So starten dort zum Beispiel die Weltmeister von 2013 und 2015, Dorottya Palancsa und Zsolt Kiss aus Ungarn. Auch sind die aktuellen Vize-Weltmeister dabei, Maria Komarova und Daniil Goriachev aus Russland. Die beiden werden unter anderem Gegner von Vanessa Kühnel und Moritz Nickel vom 1. SCV sein.

Die Lokalmatadoren müssen noch gegen zwei weitere ungarische Teams und ein polnisches Duo ran – und haben eher Außenseiterchancen. „Unmöglich ist ein Weiterkommen der beiden aber nicht“, sagt Andy Büttner. Er selbst wird wieder mit seiner bewährten Curlingpartnerin Julia Franke an den Start gehen. Die 31-jährige Geisingerin hatte im Sommer ihren Lebensgefährten Robert Franke geheiratet, der ebenfalls seit ein paar Jahren das sportliche Hobby der Stützpunkttrainerin teilt.

„Wir wollen die Vorrunde überstehen“, sagen Büttner und Franke beide. „Das ist hier eigentlich immer unser Ziel.“ Favorit auf den Gruppensieg seien sie indes nicht. Das sind vielmehr die beiden Schweden Kristian Lindström und Johanna Heldin. Sie hatten erst vor Kurzem auf der World Curling Tour den Mixed-Doubles-Cup in Oberstdorf gewonnen und zählen zu den heißen Titelanwärtern im Gründelstadion. Die vier Gruppenersten stehen sicher im Viertelfinale. Um die weiteren Plätze in der Runde der besten Acht duellieren sich dann die jeweils zweit- und drittplatzierten Teams im Über-Kreuz-Vergleich. Für Julia Franke und Büttner, die im vergangenen Winter daheim Deutsche Vizemeister wurden und im April einen Mittelfeldplatz bei der WM in Schweden schafften, wird es das erste Turnier seit damals sein.

Nach sechs Monaten Pause fühlen sich die beiden dennoch gewappnet. Erfahrung sei wichtig, das Zusammenspiel klappe. „Trotzdem kommen wir aus der Kalten aufs Kalte, könnte man sagen“, sagt Franke, die zuletzt auch noch verletzt war. Erst kurz vor dem Turnierstart werden sie wieder curlen. „Für Amateure, die den Sport zu großen Teilen selbst finanzieren müssen, ist das ohnehin im Sommer nicht leicht. Seit der WM waren wir nicht mehr auf dem Eis, stattdessen gab es – wenn überhaupt – Athletik- und Ausdauertraining.“

Wie Büttner will auch die Lehrerin vom Altenberger Sportgymnasium in dieser Saison kürzertreten. „Anders als in Vorjahren haben wir in der Vorbereitung keine Turniere gespielt“, sagt die Geisingerin. „Wir werden in dieser Saison nach dem jetzigen CCT Mixed Doubles Cup nur noch im Januar bei den Deutschen Meisterschaften antreten.“ Die Karriere auf Eis wollen beide aber noch nicht beenden. „Wir werden in Ruhe schauen, wie wir nach der aktuellen Saison weitermachen“, sagt Julia Franke. Jetzt freuen sich beide erst einmal aufs Heimspiel – und darauf, dass endlich wieder die Eiszeit beim 1. SCV Geising beginnt.