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Auge in Auge mit dem Wolf

Ein Ehepaar aus Großröhrsdorf hatte eine besondere Begegnung im Wald und gemischte Gefühle.

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© dpa

Czorneboh/Großröhrsdorf. Der Wolf bewegt die Gemüter. Wolfgang Schüler aus Großröhrsdorf hat die SZ vor sich liegen und liest: „Wolfsriss in Cunewalde vermutet.“ Er ist sich wie seine Frau Ingeborg sicher: Es muss ein Wolf gewesen sein. Denn das Ehepaar sei in dem Gebiet selbst Wölfen begegnet, am hellerlichten Tag. Und der war dann nicht mehr alltäglich. Vorigen Sonntag hatten sich Wolfgang Schüler und seine Frau Ingeborg entschlossen, auf den Gipfel des Czornebohs zu wandern, der sich über Cunewalde erhebt. Das Ziel war die Gaststätte auf dem Berg, um dort einzukehren.

Doch dazu kam es dann nicht. Nach einem etwa 20 minütigem Fußmarsch kam die tierische Begegnung: Auge in Auge mit dem Wolf, daran gebe es für Schülers keinen Zweifel. Mit zwei Wölfen sogar. Die Tiere seien grau und deutlich größer als Schäferhunde gewesen. Da kann schon mal das Blut in den Adern stocken. Beide Wölfe querten den Weg vor ihnen und zogen wohl Richtung Cunewalde, schätzen die Wanderfreunde ein. Einer blieb auch etwas länger stehen und guckte herüber. Er habe mit dem Stock geklappert, berichtet Wolfgang Schüler, dazu laut gerufen. Dann sei auch der zweite Wolf davongetrottet, aber ohne Eile: „Freilich bekommt man einen ziemlichen Schrecken, wenn so ein großes Tier vor dir steht“, sagt Wolfgang Schüler. Es sei schon auch beeindruckend, einem solchen Tier in freier Wildbahn zu begegnen. Er sei noch relativ gelassen geblieben. Seine Frau nicht ganz so. Deshalb kehrten die Großröhrsdorfer um. Wolfgang Schüler will vor allem eines betonen: Es gehe hier nicht um Vermutungen, sondern um Tatsachen, die sie aus eigenem Erleben belegen können. Das sei auch ein Zeichen dafür, dass die Zahl der Wölfe überhandnehme. Es seien viel zu viele: „Muss erst etwas passieren, bevor darauf reagiert wird?, fragt der Rentner.

Er bezweifle, dass der Wolf so viel Positives für die Natur mitbringe. Wenn beim Wandern Angst der Begleiter sei, dann laufe etwas falsch. Zum Beispiel mit dem hohen Schutzstatus des Wolfes. Er sei dagegen, den Wolf so stark zu schützen. Darin sei er sich mit vielen Leuten im Rödertal, mit denen er spreche, einig.

Wandern wollen Schülers trotz der Begegnung noch gehen. Aber in die Gegend um den Czorneboh wohl nicht mehr so schnell, lässt Ingeborg Schüler wissen. Der Wolf im Wald bereite schon ein ungutes Gefühl. Die Reaktion des Tieres sei schwer einzuschätzen. Auch in der heimatlichen Massenei hätten sie schon Wolfsspuren gesichtet. „Wir würden uns schon sicherer ohne den Wolf fühlen, schätzt auch ihr Mann ein. Es werde viel Geld für das ganze Wolfsmanagement eingesetzt, das für die Bildung oder das Gesundheitswesen besser angelegt werden könnte. (SZ/ha)