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Aufregung um Blechboxen

Stadt plant Fahrradgaragen an verschiedenen Orten. Diese würden jedoch die Altstadt verschandeln, fürchten Stadträte.

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© Claudia Hübschmann

Von Uta Büttner

Meißen. Kleine verschließbare Kisten aus Blech oder Plaste sollen ab nächstem Jahr an verschiedenen Orten in der Meißner Altstadt aufgestellt werden. Dort können Touristen dann ihre Fahrräder einschließen, wenn sie die Sehenswürdigkeiten besuchen wollen. So zumindest stellte Meißens Stadtmarketing- und Tourismuschef Christian Friedel das geplante Projekt erstmalig bei der Bauausschusssitzung Ende Oktober vor.

„Um den Fahrradtourismus weiter voranzubringen, müssen wir so etwas realisieren. Und an weit mehreren Orten als nur einem“, sagte Friedel. In anderen Städten würden solche Boxen sehr gut angenommen werden. Als ganz wichtigen Ort nannte er die Bodenstation vom Panorama-Aufzug, wo viele Leute ankommen. Auch die kleine Grünfläche zwischen Kaendlerpark und Parkplatz am Sägewerk sei seiner Meinung nach einer der wichtigsten Standorte. Diesen Ort hält Kreisdenkmalpfleger Andreas Christl für ungünstig, da er für Fahrradtouristen schlecht zu erreichen sei. Wesentlich sinnvoller fände er die Errichtung solcher Boxen direkt an der Elbe. Bedenken seitens Friedel, dass aus Hochwassersicht Fahrräder sehr schwer direkt an der Elbe abgestellt werden könnten, teilt Christl nicht. Er meint, was solle mit Fahrradboxen passieren?

Als weiteren Abstellplatz schlägt Friedel den Bahnhofsvorplatz für Pendler vor. Die Deutsche Bahn habe auch schon grundsätzlich grünes Licht gegeben. Auch hier hat Christl einen Gegenvorschlag: Im Bahnhof, wo die ehemalige Gepäckaufbewahrung war, wäre Platz.

Auch auf dem Heinrichsplatz will die Stadt – in Abstimmung mit dem Denkmalschutz, eine Abstellmöglichkeit für Fahrräder schaffen. Und als letzten Orte nennt Friedel einen Bereich vor den Neumarkt-Arkaden sowie an der Mauer vorm Roßmarkt, wo sich der Wasserspender der Stadtwerke befindet. Zudem gibt es dort auch einen Stromanschluss, wo man die Batterien von E-Bikes aufladen könnte. Letztere Idee kann Christl überhaupt nicht verstehen. Grundsätzlich ist er zwar auch der Meinung, dass abschließbare Abstellmöglichkeiten geschaffen werden müssen, aber an versteckteren Orten. Denn jede Art von Box, ob nun gut gestaltet oder nicht, zerstöre die Wirkung der denkmalgeschützten Gebäude, meint Andreas Christl.

Ebenso reagierten einige der Stadträte. Sie sind der Meinung, vor historische Gebäude gehören keine Fahrradgaragen hin. So sagte Jörg Schlechte (CDU): „Ich bin sprachlos, wer auf die Idee kommt, vor unserem Stadtmuseum – selbst wenn die Dinger einen gotischen Rundbogen hätten.“ Ein guter Platz hingegen wäre seiner Meinung nach am Kaendlerpark. An der Mauer könnte man ein Fachwerkschauer mit Biberschwänzen gedeckt hinstellen. Strom ist auch vorhanden, meinte Schlechte.

So gibt es noch eine Menge Redebedarf. Einen Vorschlag mit nur einem zentralen Parkhaus wies Christian Friedel jedoch gleich zurück: „Wir brauchen mehrere Orte. Die Touristen wollen nicht ihr Gepäck durch die ganze Stadt tragen.

Auch Andreas Christl ist dieser Meinung. Nur sollen sie eben nicht so sichtbar sein. Als weitere Vorschläge für Boxen nennt er das Ende der Eisenbahnbrücke in Höhe Obergasse oder den ehemaligen Trafostandort und die ehemaligen Toiletten gegenüber dem Hotel Residenz.

Auf Nachfrage der Sächsischen Zeitung betont Tourismuschef Christian Friedel noch einmal die Notwendigkeit solcher Fahrradboxen. Aber er könne verstehen, dass Denkmalpfleger gegen den Standort Heinrichsplatz sind. Zum Vorschlag der Errichtung der kleinen Garagen direkt an der Elbe sagt Friedel „Wir dürfen ja nicht einmal Bänke dorthin stellen.“ Trotzdem will die Stadt im Zusammenhang mit den Fahrradboxen noch einmal einen Versuch starten.

Ein nächstes Gespräch mit den Denkmalpflegern und Fahrradfreunden soll es laut Christian Friedel zur Arbeitsgemeinschaft Radverkehr im November geben, „um gemeinsam Alternativen und gute Kompromisse zu finden“.