Merken

Aufräumen in der Heide

Erst zwei Drittel der Wintersturm-Schäden sind beseitigt. Ein gefürchteter Waldbewohner nutzt das für sich.

Teilen
Folgen
NEU!
© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Vogelgezwitscher und das weiche Licht der Nachmittagssonne stehen in krassem Gegensatz zum Chaos, dass sich dem Waldbesucher in der Klotzscher Heide bietet. Böen des Sturms Friederike haben nahe dem Prießnitzwasserfall im Januar bis zu 150 Jahre alte Bäume umknicken lassen wie Streichhölzer. Noch immer ragen die riesigen Wurzelteller in die Höhe, liegen die Stämme am Boden. „Es sind so viele Bäume gefallen, dass wir noch lange brauchen, um alle aus der Heide zu holen“, sagt der Dresdner Forstchef Heiko Müller.

Abgebrochen wie ein Streichholz steht ein Buchenstumpf nahe des Prießnitz-Wasserfalls.
Abgebrochen wie ein Streichholz steht ein Buchenstumpf nahe des Prießnitz-Wasserfalls. © Sven Ellger
Nach dem Sägen bleiben häufig bizarre Formen zurück.
Nach dem Sägen bleiben häufig bizarre Formen zurück. © Sven Ellger

Arbeit dauert lange: Noch Tausende Kubikmeter im Wald

Von den rund 20 000 Kubikmetern Holz, die die Stürme Friederike und der vorherige Herwarth in der Dresdner Heide umgeworfen haben, sind bislang erst etwa 13 000 Kubikmeter aufgearbeitet worden. Die am schlimmsten betroffenen Reviere waren Ullersdorf und Langebrück, wo noch viel liegt. In Bühlau, wo nur rund 3 000 Kubikmeter fielen, ist bereits alles aus dem Wald geholt worden.

Bergung ist schwierig: Manche Stellen nur mit Pferd erreichbar

Nicht überall ist es einfach, das Holz zu bergen. Der Bereich am Prießnitzwasserfall zum Beispiel kann nur mithilfe eines sogenannten Rückepferdes beräumt werden. Das Tier holt die schweren Stämme bis zum Fluss, von dort hebt sie ein Kran über das Wasser auf den Transporter. Auch an anderen Stellen kann keine schwere Technik eingesetzt werden. Momentan geschieht das in den Abendstunden, um der großen Hitze zu entgehen. Doch es gibt kaum noch Privatunternehmer, die mit Pferden arbeiten, weil es eine sehr schwere Tätigkeit ist, die noch dazu nicht gut vergütet wird. Dementsprechend gefragt sind die Pferde derzeit.

Probleme bei der Lagerung: Holz darf nicht lange in der Heide bleiben

Seit 15 Jahren ist Heiko Müller für den Forstbezirk Dresden bei Sachsenforst zuständig. Damals hat er entschieden, keine Chemie mehr einzusetzen. Das gilt auch für das aufgearbeitete Holz, was teilweise noch in der Heide gelagert werden muss, bevor es zum Kunden geht. Doch genau diese Stämme sind ein Fest für den Borkenkäfer, der sie schnell befällt und seine Eier in die Borke oder das Holz ablegt. Die Stämme sind dann wertlos. Um das zu vermeiden, gibt es in der ehemaligen Bühlauer Forstbaumschule ein Nasslager, bei dem das Holz vier Mal am Tag mit Brunnenwasser beregnet wird, damit es bis zum Herbst gelagert werden kann.

Preise im Keller: Überall gibt es viel Sturmholz

Momentan ist es äußerst schwierig, das Holz an den Mann zu bringen, denn sowohl Niedersachsen, Sachsen-Anhalt als auch Teile von Brandenburg hätten viele Sturmschäden, sagt Heiko Müller. Dementsprechend groß ist das Angebot auf dem Holzmarkt. Allein in Sachsen fielen 2,5 Millionen Kubikmeter an. Der Sachsenforst profitiert von den langfristigen Verträgen, die der Staatsbetrieb mit Abnehmern hat. So unter anderem mit Kronospan in Lampertswalde bei Großenhain, wo Bretter und Balken hergestellt werden. Trotzdem kann nicht jeder Baum sofort verarbeitet werden. Zudem gibt es unterschiedliche Kundenwünsche, was Länge und Stärke angeht. Müller hofft, dass im Herbst sowohl Nachfrage als auch Preise wieder steigen.

Gesperrte Wege: Wenig Verständnis bei Waldnutzern

Um die Bäume zu zersägen und aus dem Wald zu holen, müssen bestimmte Bereiche abgesperrt werden. Denn dabei fliegen Splitter durch die Gegend oder angekippte Bäume müssen überhaupt erst zu Fall gebracht werden. „Da kann es lebensgefährlich für Waldbesucher werden“, sagt Müller. Trotzdem erleben es die Waldarbeiter immer wieder, dass Leute Warnschilder umwerfen, Absperrbänder zerreißen und dicht an den Arbeitsstellen vorbeilaufen oder mit dem Rad vorbeifahren. „Es ist nie lange gesperrt, da kann man erwarten, dass die Leute die Gefahr erkennen“, sagt Müller. Noch bis Oktober ist mit den Aufräumarbeiten im Wald zu rechnen. „Und es passiert auch jetzt noch, dass ein Baum umfällt, dessen Wurzeln nicht mehr ganz fest waren.“

Gefährlicher Schädling: Borkenkäfer befällt auch gesunde Bäume

Die Trockenheit der letzten Wochen macht dem Forstbezirksleiter Sorgen. Denn auch die gesunden Bäume würden dadurch enorm gestresst und seien anfälliger für den Borkenkäfer. „Meist sieht man lange nicht, dass ein Baum befallen ist, weil die Nadeln oder Blätter lange grün bleiben“, sagt Müller. Ist der Schädling entdeckt, kommt meist ein Harvester zum Einsatz, eine schwere Holzerntemaschine. Dabei werde auch die Brut weitgehend zerstört. Betroffen sind oft Fichten, deren flache Wurzeln am wenigsten Wasser finden und die am stärksten austrocknen.