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Auf zu neuen Ufern

Margrit Kempgen gibt ihre Aufgaben in der Evangelischen Kulturstiftung auf – um sich in Görlitz neuen zu widmen

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Sebastian Beutler

Görlitz. Wer Margrit Kempgen in diesen Tagen in ihrem Büro im Evangelischen Zentrum unterhalb der Landeskrone besucht, der denkt nicht an Ruhestand. Überall türmen sich Berge von Papier, Bücher, Einladungen, Protokolle, E-Mails. Die 68-Jährige arbeitet sich immer wieder durch den Wust, ruft an, organisiert. Das macht sie in der Görlitzer Evangelischen Kirche nun schon seit 23 Jahren. 1995 kam sie als Finanzchefin nach Görlitz, ordnete die Verhältnisse und empfahl das Zusammengehen mit Berlin-Brandenburg. Dazu steht sie auch heute noch, auch wenn sich Hoffnungen von damals nicht erfüllten. Mit der Bildung der neuen Kirche, 2006, ging sie in den vorzeitigen Ruhestand, um sich aber zugleich mit aller Kraft in die Arbeit der Evangelischen Kulturstiftung zu stürzen. Heiliges Grab, Nikolaikirche und Nikolaifriedhof heißen seitdem die Gegenstände ihrer Arbeit. Doch galt ihr Blick immer der gesamten Kirche. Nun macht sie aber wirklich ernst und gibt ihre Spitzenämter bei der Evangelischen Kulturstiftung auf. An diesem Sonntag wird sie feierlich verabschiedet.

Nur ist es nicht so, dass sich die Fachfrau für Geld und Recht nun gänzlich aufs Altenteil zurückzieht. Bei der Kirchlichen Stiftung Evangelisches Schlesien wird sie gebraucht, denn deren Bibliothek und Sammlung soll mit weiteren kirchlichen wie anderen schlesischen Institutionen an einem Ort in Görlitz zusammengeführt werden. Im Gespräch ist die Stadtmission auf der Langenstraße. Auch bei der Sanierung von Kirchenbauten wie der Lutherkirche wird sie weiter mit Rat und Tat zur Stelle sein. Schließlich sind ihr auch die Exkursionen nach Niederschlesien wichtig, genauso wie Bildungsreisen nach Amerika, wohin sie als Nachfahrin der Salzburger Religionsflüchtlinge rege Kontakte pflegt.

Doch an diesem Wochenende wird sie Dank und Respekt für ihre Arbeit bei der Kulturstiftung entgegennehmen. Unermüdlich hat sie das Heilige Grab ins Gespräch gebracht, sich um die Gruftanlagen auf dem Nikolaifriedhof gekümmert und schließlich auch die Wiederherstellung der Inneneinrichtung der Nikolaikirche vorangebracht. Es war daher auch naheliegend, dass sie sich zu ihrem Abschied keine Blumen oder persönliche Geschenke wünscht, sondern Spenden für den Erhalt und zur Sanierung der Grufthäuser auf dem Nikolaifriedhof. Und wer sehen will, wofür das Geld ausgegeben wird, der kann am Sonntag ab 14.30 Uhr an einer literarisch-musikalische Führung über den Nikolaifriedhof teilnehmen. Im Mittelpunkt: die Grufthäuser auf dem Friedhof.