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Auf Erkundungstour

Wirtschaftsvertreter lassen sich die Firma Celltechnik in Lodenau erklären. Die kauft auch Immobilien im Ort.

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© André Schulze

Von Frank-Uwe Michel

Es läuft bei der Firma Celltechnik in Lodenau. Jeden Tag sind im Auftrag des Unternehmens bis zu 50 Lastkraftwagen unterwegs, die im Werk an der Neiße mit den verschiedensten Produkten beladen werden und dann durch den Ort in Richtung ihrer Auftraggeber fahren. Früher mussten sie über altes Kopfsteinpflaster hoppeln, seit geraumer Zeit sind die Transporte leiser unterwegs – die asphaltierte Straße macht es möglich. Generell spielt die Minimierung von Lärm- und Geruchsbelästigungen eine große Rolle in der Unternehmensphilosophie. „Nachts ist am Fabrikzaun ein Lärmpegel von maximal 45 Dezibel erlaubt. Wir betreiben einen großen Aufwand, um das zu erreichen“, erklärt Volker Altus seinen Gästen vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft, die sich einen Abend lang über die Produktionsabläufe in der Celltechnik informieren wollen. „Wenn in einer Firma jede Woche an sieben Tagen vierschichtig gearbeitet wird, dann ist es nicht leicht, die Emissionen in den Griff zu bekommen. Ich spreche dabei nicht nur vom Lärm, sondern auch vom Bitumengeruch, der bei unserem Produktportfolio nun einmal nicht ganz zu vermeiden ist“, bekräftigt der Betriebsleiter. Deshalb ist das zur Rettenmaier-Gruppe gehörende Unternehmen in den letzten Monaten noch einmal aktiv geworden, hat den Schallschutz der betriebseigenen Kläranlage reduziert und im Umfeld des Firmengeländes mehrere lehrstehende Immobilien erworben. Ein Haus wurde nach dem Ankauf abgerissen und auf der Fläche Wiese eingesät. Bei dem Ensemble von Schloss, Gut und Park ist die Verwendung dagegen noch nicht geklärt. „Wir haben erstmal Rasen gemäht, Sträucher verschnitten und das Dach abgedichtet. Fest steht, dass hier kein Seniorenheim entstehen wird. Das passt mit unserer Industrieproduktion einfach nicht zusammen“, erläutert Altus. Gegenüber anderen Ideen sei man aber offen.

Das alte Schloss in Lodenau gehört jetzt der Celltechnik. Damit will die Firma möglichen Konflikten mit Anwohnern wegen Lärm- und Geruchsbelästigung aus dem Weg gehen.
Das alte Schloss in Lodenau gehört jetzt der Celltechnik. Damit will die Firma möglichen Konflikten mit Anwohnern wegen Lärm- und Geruchsbelästigung aus dem Weg gehen. © André Schulze

In der Celltechnik werden aus verschiedenen Grundstoffen feinste Fasern für die Industrie hergestellt. So kommen jedes Jahr bis zu 25 000 Tonnen Altpapier – auch aus den blauen Tonnen des Landkreises – hier an. Schweighofer Kodersdorf liefert Kiefernsägespäne nach Lodenau. Daraus entsteht in einem neuartigen Verfahren sogenanntes EFC Filtracel – ein innovativer Faserstoff, der unter anderem in der Lebensmittelindustrie für Filterzwecke zum Einsatz kommt. Rund 8 000 Tonnen werden davon jedes Jahr ausgeliefert.

In einer zweiten Produktionslinie wird Viatop hergestellt. Dahinter verbirgt sich ein Faserprodukt, mit dessen Hilfe der sogenannte Splittmatrix-Asphalt entsteht. „Dabei dienen die Fasern als Bindemittel. Somit entsteht ein homogenes Steinchen-Bitumengemisch“, erklärt Volker Altus. Angefangen habe man mit 2 000 Tonnen im Jahr, aktuell würden bis zu 25 000 Tonnen das Werk verlassen. Wobei die Lodenauer Faser nur 0,4 Massenprozent am Asphalt ausmacht, der dann in den Mischwerken hergestellt wird. 70 Prozent der Viatop-Fasern gehen in den Export. „Bis auf die Antarktis haben wir schon in die ganze Welt geliefert.“

Die Celltechnik-Geschichte

1871 errichteten die Gebrüder Fünfstück eine Mahl- und Schneidmühle

1908 wurde eine Kartonmaschine aufgebaut

1946 wurde die Firma in VEB Pappfabrik Lodenau umbenannt

1991 gründete man die Celltechnik Lodenau GmbH & Co KG

1993 ging das zuvor komplettsanierte Wasserkraftwerk Lodenau wieder in Betrieb

1994 startete man die Viatop-Produktion, eines Faserproduktes für den Straßenbau

2018 beschäftigt das Unternehmen etwa 60 Mitarbeiter