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Auf den Spuren des Oberlausitzer Bergweges

Die Wanderroute von Neukirch nach Zittau gibt es mittlerweile 25 Jahre – als touristische Erfolgsgeschichte.

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© Bernd Dreßler

Von Bernd Dressler

Oberlausitz. Erst neulich bin ich einer Gruppe im Kottmarwald begegnet: Wanderer, die in Neukirch mit dem Ziel Zittau gestartet waren, um in sechs Etappen den 118 km langen Oberlausitzer Bergweg unter die Füße zu nehmen. Großes Gepäck hatten sie nicht dabei. Sein Transport von Hotel zu Hotel gehört inklusive Lunchpaket zum Service der Tour.

Wanderer aus dem ostfriesischen Schortens orientierten sich 2001 in Sohland.
Wanderer aus dem ostfriesischen Schortens orientierten sich 2001 in Sohland. © Bernd Dreßler
Zu den Wanderhotels an der Route gehörte lange Zeit der Beiersdorfer „Amselgrund“. Wirt Hartmut Stolz (†) begrüßte als Sebastian Kneipp seine Gäste.
Zu den Wanderhotels an der Route gehörte lange Zeit der Beiersdorfer „Amselgrund“. Wirt Hartmut Stolz (†) begrüßte als Sebastian Kneipp seine Gäste. © Bernd Dreßler
Das Höhenprofil und die aktuellen Etappenlängen des Oberlausitzer Bergweges.
Das Höhenprofil und die aktuellen Etappenlängen des Oberlausitzer Bergweges. © Repro: SZ
Manche Wegweiser an der Strecke regen zum Schmunzeln an.
Manche Wegweiser an der Strecke regen zum Schmunzeln an. © Bernd Dreßler
Mit Lichteffekten wurde das Sonnenphänomen am Gipfelfelsen der Kälbersteine vom MDR-Fernsehen 2015 für die Sendung „Heute auf Tour“ ins Bild gesetzt.
Mit Lichteffekten wurde das Sonnenphänomen am Gipfelfelsen der Kälbersteine vom MDR-Fernsehen 2015 für die Sendung „Heute auf Tour“ ins Bild gesetzt. © Bernd Dreßler

Vor gut 25 Jahren war das alles erst eine Idee. Ein Wanderweg schwebte den Tourismusverantwortlichen der damaligen Kreise Bischofswerda, Bautzen, Löbau und Zittau und den anliegenden Gemeinden vor, der, einer Perlenschnur gleich, über einige der schönsten Berge und durch die Oberlausitzer Umgebindehaus-Landschaft führen sollte. Gastronomen und Wegewarte saßen mit am Tisch, als über Routenführung, Etappenlängen und geeignete Quartiere beraten wurde, erinnert sich Sylvia Gulich, die im Tourismuszentrum Naturpark Zittauer Gebirge eine der Ansprechpartner ist, wenn es um den Bergweg geht.

Ende September 1993 wagte man die Premiere. Der damalige Dresdner Regierungspräsident Dr. Helmut Weidelener, der Löbauer Landrat Volker Stange und sein Zittauer Amtskollege Christian Neumann sowie einige Bürgermeister weihten den Weg ein. Auf Schusters Rappen hatten sie dafür den Abschnitt von Oberoderwitz nach Großschönau ausgewählt. Allerdings war es noch nicht möglich, den Bergweg ohne großen Rucksack zu erkunden. „Wandern ohne Gepäck“, dieses Angebot gab es erstmals im Sommer 1996.

Offiziell zu Deutschlands besten Wanderwegen zu gehören, davon war man freilich noch ein gutes Stück entfernt. Immer mehr motivierten aber Gästebefragungen die Tourismusverantwortlichen ein begehrtes Zertifikat anzustreben: „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“. Doch das brauchte Zeit, denn die Anforderungen für den Titel sind hoch. So darf so ein Weg maximal vier Kilometer am Stück auf Asphalt verlaufen. Das bedeutete, einige Teilstücke umzuverlegen, Zum Beispiel führt in Sohland nun ein beträchtlicher Wegabschnitt nicht mehr durch den Ort, sondern auf abgeschiedenen Pfaden an der tschechischen Grenze entlang.

Diese jahredauernden Bemühungen wurden 2015 auf der Tourismusmesse CMT in Stuttgart belohnt: Der Oberlausitzer Bergweg erhielt erstmals das begehrte drei Jahre gültige Qualitätssiegel, im Januar 2018 wurde es erfolgreich verteidigt. Damit ist der Wanderweg quasi in eine höhere Liga aufgestiegen. Dadurch haben sich auch die Werbemöglichkeiten wesentlich verbessert. Wenngleich die Wegeverlagerungen nicht unbedingt den Beifall jener Wanderer finden, die sich an den Schönheiten der Orte erfreuen wollen. „Aber“, entgegnet Sylvia Gulich, „die vorgegebene Route kann jederzeit verlassen und individuellen Wünschen angepasst werden, da gibt es keine Vorschriften.“

Und wie beurteilt der Wirt eines Wanderhotels das Projekt Bergweg? Alexander Fichte von der „Sonnebergbaude“ Waltersdorf schätzt ein: „An den Besucherzahlen allein sollte man es nicht festmachen, die sind Schwankungen unterworfen. Der Erfolg wird auf den zweiten Blick sichtbar. Viele Wanderer, die den Bergweg unter die Füße genommen haben, kommen wieder und machen hier länger Urlaub, weil ihr Appetit auf die Oberlausitz geweckt wurde.“ Was die blau-weißen Wegemarkierungen betrifft, so seien die Wegewarte laut Alexander Fichte immer am Ball. Etwas Verbesserungsbedarf gebe es in der weniger begangenen Gegenrichtung von Zittau nach Neukirch.

Zwei Westfälinnen schrieben am Zielquartier „Dresdner Hof“ in Zittau 2006 ins Gästebuch: „Wanderer, kehrst du nach Hause zurück, verkünde dort, du habest sechs Tage lang fast das Paradies erlebt.“ Beim Oberlausitzer Bergweg, so scheint es, hat man die Region, wie es immer so schön heißt, „richtig verkauft“, und das ganz ohne Tourismus-Kleinstaaterei.

www.oberlausitzer-bergweg.de