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Auf den Spuren der Müllersleute

Pfingstmontag besichtigten viele Besucher die Fehrmann-Mühle bei Göda. Für das Denkmal sucht der Förderverein jetzt einen neuen Besitzer.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Göda. Zum Luftholen kam Lothar Gnauk am Pfingstmontag kaum. Eine Besuchergruppe nach der anderen wollte von ihm wissen, wie ein Mühlstein geschärft und wie das Korn gemahlen wird. Zünftig gekleidet mit roter Weste und Zipfelmütze erklärte der Müller im Ruhestand, wie es so läuft in einer alten Mühle. Die Fehrmann-Mühle in Coblenz bei Göda war auch in diesem Jahr zum traditionellen Mühlentag am Pfingstmontag ein beliebter Anziehungspunkt. Dank des schönen Wetters kamen viele Besucher mit dem Rad. Doch auch der Autoparkplatz war gut gefüllt.

Seit fast 20 Jahren kümmert sich ein Förderverein um die Erhaltung des technischen Denkmals. Der gründete sich am 28. Februar 1999, nachdem im Jahr zuvor der letzte Müller, Ernst Fehrmann, gestorben war. Seine Tochter Heidi Lehmann scharte eine Gruppe von Enthusiasten um sich, die sich seither darum bemühen, dass die Technik erhalten bleibt, damit auch nachfolgenden Generationen die Geschichte des Müllerhandwerks nahegebracht werden kann. Doch jetzt plagen Heidi Lehmann große Sorgen. Die Zahl der Mitglieder habe sich von einstmals 32 auf heute 18 fast halbiert.

Hinzu komme die Überalterung. „Einige Mitglieder sind uns leider schon weggestorben“, bedauerte Müllerstochter Heidi Lehmann. Es sei immer schwerer geworden, die Organisation des Mühlentages zu stemmen. Eigentlich habe man dieses Jahr gar nicht am Mühlentag teilnehmen wollen, sagte Heidi Lehmann. Doch nachdem die Gemeinde Göda Hilfe bei den Vorbereitungen zugesichert hatte, entschlossen sich die Vereinsmitglieder, das Fest doch wieder zu organisieren.

Das Problem sei, dass kaum jüngere Mitglieder nachkommen, weil die junge Generation mit Beruf und Familie voll ausgelastet ist. Am liebsten wäre es Heidi Lehmann, wenn sich ein Käufer für die Mühle fände, der immer vor Ort ist und sich beispielsweise sofort um die Regulierung des Wasserstandes im Mühlgraben kümmern kann, der manchmal verrückt spielt. „Ein neuer Besitzer könnte uns als Verein sehr entlasten“, hofft Heidi Lehmann.

Dankbar ist sie den fünf Fachleuten, die das immer sehr interessierte Publikum unermüdlich durch die Mühle führten. Neben Lothar Gnauk, der sein Handwerk in der Fehrmann-Mühle erlernt hatte, war das auch Dietmar Fehrmann, ein Neffe des letzten Mühlenbesitzers Ernst Fehrmann. Er hatte in der Geha-Mühle Weißenberg gelernt und später als Mühlen-Ingenieur in den Bienert-Mühlen Dresden gearbeitet. Die Fehrmanns seien eine weit verzweigte Dynastie von Müllern und Bäckern gewesen, sagte Dietmar Fehrmann. So ist es nicht verwunderlich, dass sich André Fehrmann, Bäckermeister aus Göda, mit Backwaren um die Bewirtung der Besucher kümmerte. Für die deftige Fleischzulage sorgte Meister Thomas Keller aus Bautzen.

Die Besucher konnten an der Fehrmann-Mühle alte Landtechnik, wie Lanz-Buldogs oder eine Dreschmaschine bewundern. Erstmals dabei war aber auch ein junger Landwirt mit einem modernen Riesen-Traktor, den vor allem die Kleinsten bestaunten und erklettern durften. „Ich finde, auch die modernen Landmaschinen gehören zu so einem Fest dazu“, sagte Philipp Henzelmann, der seit Kurzem das „Gut Mütterlein“ in Coblenz bewirtschaftet.

Extra aus Leppersdorf kam Volkmar Lehmann erstmals nach Coblenz. Der Hobby-Landwirt erklärte, dass er ebenfalls alte Landtechnik sammelt und noch selber schrotet. Deshalb konnte er dem Mühlenführer auch sehr fachspezifische Fragen stellen. Das Fest an der Fehrmann-Mühle sei sehr gut organisiert gewesen, lobte er.