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Auf den Spuren der mittelalterlichen Bergstadt

Ein neuer Rundweg führt an zentrale Stellen des Bergbaus in Dippoldiswalde. Die SZ zeigt, welche Stationen es gibt.

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© Frank Baldauf

Von Anja Ehrhartsmann

Dippoldiswalde. Nun ist es offiziell: Der Dippser Bergbaulehrpfad ist eröffnet. Der Förderverein für den mittelalterlichen Bergbau hat damit sein bisher größtes Projekt in der Vereinsgeschichte umgesetzt. Mit dem Lehrpfad will der Verein den Menschen den mittelalterlichen Bergbau in der Stadt näherbringen. Denn wie bei einem Besucherbergwerk in die Tiefe zu steigen, ist in Dippoldiswalde nicht möglich, die Schächte und Stollen sind dafür viel zu eng. Der Lehrpfad soll deshalb an Stationen, die für die Bergbaugeschichte der Stadt wichtig sind, erklären, welche historischen Schätze der Untergrund birgt. Dazu stehen an jeder Station Tafeln bereit, die aufwendig gestaltet wurden. Wo die Stationen sind und was dort erklärt wird, zeigt ein Überblick der Sächsischen Zeitung.

Station 1 am Busbahnhof:
Holz – ein seltener archäologischer Fund

In der Archäologie sind Holzfunde zwar sehr selten. Da in mittelalterlichen Bergwerken aber feuchtkühle und damit ideale Bedingungen herrschen, haben sich viele Gegenstände aus Holz erhalten. Was mit den archäologischen Hölzern passiert, die auch in der Dippser Erde gefunden wurden, und was sich daraus ableiten lässt, erläutert die Tafel am Busbahnhof, sagt Dr. Christiane Hemker, Mitarbeiterin des Landesamts und Leiterin des EU-Forschungsprojekts Archaeomontan, das den mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge erforscht.

Der Bergbaulehrpfad

Fußläufig ist der Bergbaulehrpfad gut zu bewältigen. Wer alle Stationen ablaufen und lesen möchte, sollte je nach Interesse etwa eine Stunde Zeit einplanen.

Ausländische Touristen etwa finden die Informationen auf den Tafeln auch in englischer Übersetzung.

Flyer des Lehrpfads, auf denen die einzelnen Stationen markiert sind, liegen in Dipps bei Tourist-Info und Stadtverwaltung aus. Ab Freitag, 24. August, auch im neu eröffneten Museum für mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge.

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Station 2 am Obertorplatz:
Die Suche nach dem Silbererz

Wie Holzfunde belegen, begann der „Silberrausch“ in Dippoldiswalde um 1180. Unter dem Obertorplatz wurden Reste einer Bergbausiedlung gefunden. Ein gezeichnetes Bild an der Station zeigt, wie es damals dort ausgesehen haben könnte, erklärt Dr. Christiane Hemker. Auch eine fast vollständige Haspel aus der Zeit um 1220 wurde entdeckt. Viele der unter Tage gefundenen Werkzeuge, die ein Bergmann damals bei seiner Arbeit verwendete, werden künftig im Museum für mittelalterlichen Bergbau im Erzgebirge zu sehen sein, das kommende Woche in Dipps eröffnet.

Station 3 an der Glashütter Straße:
Bergmännisches Leben Untertage

Für den Bergwerksbetrieb waren Luftzirkulation und eine funktionierende Wasserhaltung unerlässlich. In den Bergwerken unter der Glashütter Straße wurde um 1220 ein umfangreiches System aus Rinnen, Wasserkästen und Sammelbecken angelegt. An dieser Station soll es in absehbarer Zeit die Möglichkeit geben, mit dem Smartphone hinab in die Erde zu steigen und eine Visualisierung abzuspielen, informiert Dr. Christiane Hemker. Interessierte erfahren außerdem mehr über die Spuren des mittelalterlichen Bergbaus in der hiesigen Region.

Station 4 in der Herrengasse:
Unter der Stadt

Unterhalb der Herrengasse wurde ein abgebauter Erzgang entdeckt, der über einen sogenannten Querschlag mit dem Stollen unter dem Obertorplatz verbunden war. Diese gemeinschaftliche Maßnahme, die unter anderem zur Ableitung von Grubenwasser genutzt werden konnte, dient als Nachweis dafür, dass hier genossenschaftlich gearbeitet wurde, erklärt Dr. Christiane Hemker.

Station 5 am Maltitzsches Bergamt:
Entwicklung zur Bergstadt

Diese Station nimmt in den Blick, wie sich Dippoldiswalde vom Waldhufendorf zur Bergbausiedlung und dann weiter zur Bergstadt entwickelte, auch als der Bergbau um 1300 zurückging. Zeugnis ist etwa das ehemalige Maltitzsche Bergamt, das 1543 als Sitz des landesherrlichen Bergmeisters errichtet wurde. Namensgeber ist Sigismund von Maltiz, dessen Erfindung zu revolutionären Fortschritten im Bergbau führte.

Station 6 an der Stadtkirche St. Marien und Laurentius:
Bergleute und Religion

Spätestens um 1200 baute die Berggemeinde ein eigenes Gotteshaus, das zunächst „Unser Lieben Frauen“ hieß. Die Pfarrkirche St. Nikolai blieb damit den Bewohnern der Weißeritzaue vorbehalten. Die Kirche der Bergleute wurde vermutlich 1429 zerstört und dann wieder aufgebaut. Unter anderem Teile des Turms stammen noch vom ersten Bauwerk.