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ARD filmt Rostiger Zwillingsmädchen

Ein Fall für „Brisant“: Weil sie als Frühchen geboren sind, will die Kasse ihnen keinen kompletten Schutz gewähren.

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© Kristin Richter

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Abby und Amy sind geduldig. Schläfrig träumen die elf Wochen alten Kinder an diesem Mittwochmorgen vor sich hin. Bei einem leisen Wiegenlied bekommen sie nichts mit von den vielen Menschen, die das Wohnzimmer ihrer Eltern Sandy und Frank Dippmar in Beschlag nehmen. Susann Blum, Redakteurin beim ARD-Fernsehen, ist gemeinsam mit den Kameramännern Uwe Nitschke und Jonathan Schörnig aus Leipzig angereist.

Im Boulevardmagazin „Brisant“ soll noch in dieser Woche bundesweit über den Bildschirm erzählt werden, was die Sächsische Zeitung exklusiv berichtet hatte: Weil Abby und Amy aus dem Großenhainer Ortsteil Rostig nicht wie errechnet am 5. Oktober, sondern bereits am 3. August das Licht der Welt erblickt hatten, weigerte sich die private Krankenversicherung von Frank Dippmar, die Töchter aufzunehmen. Als Selbstständiger hatte er sich 2003 bei der Bayerischen Beamtenkasse privat versichert. „Aus heutiger Sicht der Dinge zu niedrig eingestuft. Aber woher sollte ich denn wissen, dass ich fünfzehn Jahre später Vater von Zwillingen werden würde“, sagt Frank Dippmar.

Gemeinsam mit seiner Frau hat der 47-Jährige mittlerweile auf der Couch Platz genommen. Beinah zeitgleich haben die Töchter signalisiert, dass sie hungrig sind. Während Mama Abby das Fläschen gibt, wird Amy vom Papa versorgt. Noch sind die eineinigen Zwillinge durch ihre Statur und die Menge der Haare zu unterscheiden. Was beide für immer eint: Aufgrund eines Blasensprungs entschieden sich die Ärzte bei Sandy Dippmar an jenem Sommertag innerhalb von wenigen Stunden für einen Kaiserschnitt. Wie war das denn für den werdenden Papa, möchte Susann Blum wissen. Die Kamera läuft, der Scheinwerfer sorgt für das richtige Licht.

„Ich stand gerade im Baumarkt und habe Pinsel gekauft als der Anruf von der Uniklinik Dresden gekommen ist“, erinnert sich Frank Dippmar. So schnell es ging, sei er losgefahren. Gerade rechtzeitig genug – bereits um 14 Uhr wurde seine Frau in den Kreißsaal gefahren. „Für mich ging das alles ein wenig zu schnell. Aber am Ende war ich total glücklich, dass die Kinder gesund gewesen sind“, erzählt Sandy Dippmar. Auch wenn die kleinen Leichtgewichte mit 1 070 beziehungsweise 1 320 Gramm noch für ein paar Wochen in der Klinik verbleiben mussten. Hauptsache es ging ihnen gut.

Ein alles beherrschender und für Eltern nachvollziehbarer Gedanke, der jedoch bald von einer großen Sorge überschattet werden sollte. Uwe Nitschke richtet die Kamera auf Frank Dippmar. Was der Vater der Zwillinge empfunden habe, als das Schreiben der Bayerischen Beamtenkasse im Briefkasten steckte? Als der Wechsel in einen höheren Tarif und damit die Versicherung der Kinder abgelehnt worden ist? Frühestens nach fünf Jahren, so der freundliche Behördenhinweis, könne die Familie, wieder vorstellig werden – und nach einer erneuten Gesundheitsprüfung eine Versicherung anstreben.

Auch an diesem Oktobertag sind die Dippmars sichtlich erschüttert, was ihnen da widerfahren ist. Auch wenn das Problem letztlich gelöst worden wäre, Abby und Amy bei der Mutter freiwillig gesetzlich versichert seien. „Es geht mir einfach ums Prinzip!  Wie kann es sein, dass Kinder und Eltern angesichts einer Frühgeburt von einer Krankenkasse, in die jahrelang eingezahlt worden ist, auch noch bestraft werden“, erklärt Frank Dippmar sichtlich empört. So ein Schicksal habe sich niemand freiwillig ausgesucht. Ganz im Gegenteil! Diese Vorgehensweise prangere er an. „Denn da muss sich was ändern!“