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Arbeiten an Brunnen gehen voran

Ein Holländer möchte das abgerissene Schloss wieder aufbauen. Zuvor packt er aber ein anderes Projekt an.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Christoph Scharf

Tiefenau. Die Rosen haben dank reichlicher Pflege den trockenen Sommer überstanden. Dafür klaffen nun direkt neben den Beeten große Löcher im Tiefenauer Rosengarten: Besitzer Henry de Jong hat die barocken Brunnen per Kran demontieren lassen. Säuberlich aufgereiht stehen die halbrunden Brunnenfassungen, die Bodenplatten und die verwitterten Sandstein-Figuren am Rand der Anlage. „Es war gar nicht so einfach, die bis zu einer Tonne schweren Teile per Kran rauszuheben“, sagt Objektmanager Holger Wolf, der die Arbeiten im Auftrag des Besitzers betreut.

Sanierungsbedürftig: Objektmanager Holger Wolf zeigt einen Brunnen mit einem stark verwitterten Triton.
Sanierungsbedürftig: Objektmanager Holger Wolf zeigt einen Brunnen mit einem stark verwitterten Triton. © Klaus-Dieter Brühl
Ausgebaut: Dieser Brunnen ist bereits demontiert. Die Anlage soll ein neues Fundament erhalten, abgedichtet und anschließend neu montiert werden.
Ausgebaut: Dieser Brunnen ist bereits demontiert. Die Anlage soll ein neues Fundament erhalten, abgedichtet und anschließend neu montiert werden. © Klaus-Dieter Brühl

Denn beim ersten der vier kleineren Brunnen hatte man es mit einem Portalkran versucht. Das war schwierig, weil der Untergrund nicht beschädigt werden darf. Dafür nahm man sich für den nächsten Brunnen eine Variante mit einem Teleskoplader samt Sieben-Meter-Ausleger vor. So oder so: Die Brunnen mussten ganz raus. Denn sie sollen künftig wieder so sprudeln, wie es schon seit Jahrzehnten nicht mehr funktionierte. „Bei den Parkfesten in der späten DDR-Zeit haben wir uns mit einem Gartenschlauch beholfen“, erinnert sich der Tiefenauer. Denn die unterirdisch verlegte Rohrleitung zwischen den vier kleinen und dem großen zentralen Brunnen war schon lange marode.

Nun soll jeder Brunnen separat versorgt werden und seine eigene Pumpe bekommen. Doch dafür muss das Becken erst einmal ein neues Fundament bekommen und anschließend abgedichtet neu montiert werden. Und da führt an der kompletten Demontage kein Weg vorbei. Mittlerweile habe man sich auch mit den Denkmalschützern einigen können, sagt der 54-Jährige: Die hatten vor der Genehmigung erst einmal ein Konzept vorgelegt haben wollen, wie es mit der Restaurierung der Brunnen vonstattengehen solle.

Holger Wolf ist allerdings nicht bange: Mit der polnischen Firma Wrobud habe man renommierte Restaurations-Profis engagiert. Ohnehin sind die vier kleinen Brunnen nur noch teilweise original, weiß der Objektbetreuer: Wer nur halbwegs genau hinsieht, erkennt, dass die Tritonen – die Figuren oben – aus anderem Sandstein gefertigt und später aufgesetzt wurden. „Während die Brunnen noch aus dem 18. Jahrhundert stammen, sind die Figuren Kopien aus der Nachkriegszeit.“ Damals sei ein Original nach Dresden gegangen, wo es im Großen Garten zu sehen war. Nach der Wende sei es an die einstige Besitzerfamilie zurückerstattet worden – und sofort im Antiquitätenhandel gelandet.

„Schade, eigentlich gehört es doch hier in den Rosengarten“, sagt Holger Wolf. Was noch fehlt, ist nach wie vor das in der Nachkriegszeit abgebrochene Schloss: Das möchte Henry de Jong als Zentrum eines in Tiefenau geplanten Ferienresorts neu errichten lassen – mit historischem Äußeren, aber angepasstem Inneren. Mittlerweile kann man zwischen Rosengarten und Wirtschaftshof sogar über den steinernen Fußboden der einstigen Eingangshalle laufen, nachdem der Wildwuchs dort gerodet wurde. Auch der Grundriss des Schlosses ist an seinem Fundament deutlich erkennbar. Und warum fängt der Besitzer nicht mit dem Schloss an, sondern widmet sich jetzt erst den Brunnen?

„Beim Schloss wird noch am Bauplan gearbeitet“, sagt Holger Wolf. „Wir machen das, was wir derzeit schon machen können.“ Die Restaurierung der Brunnenanlage ist dabei ein wichtiger Punkt, aber nicht der einzige. Gleichzeitig kämpft man um den Erhalt der Buchsbaumhecken, die von einem Schädling bedroht sind. Man beräumt Schutt und Müll, der jahrzehntelang auf dem Areal abgekippt wurde. Man bereitet die Dachreparatur einer riesigen Scheune vor. Man sichert Fensteröffnungen vor dem Eindringen von Feuchtigkeit. Man plant die Restaurierung der Pavillons.

Dabei soll grundsätzlich der Rosengarten öffentlich zugänglich bleiben, sagt Holger Wolf. Aktuell aber gehe das nicht: Von den im Boden klaffenden Löchern der Brunnenfundamente gehe eine Gefahr aus. Weil der Besitzer eine Sicherungspflicht habe und bei Unfällen hafte, müsse der Rosengarten vorübergehend zu bleiben. Man hofft allerdings, in wenigen Wochen die Anlage wieder öffnen zu können.