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Apfelschau in Bobersen

Ein Obstkenner will mehr als 100 Früchte zeigen. Die Besucher können auch ihre alten Sorten bestimmen lassen.

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© Lutz Weidler

Von Stefan Lehmann

Bobersen. Dem Apfelbaum ist sein Alter anzusehen. Im Grunde ist vom Stamm nur noch die Rinde übrig, und doch trägt er reichlich Früchte. Lange wird es der „Roten Eiser“ im Schlossgarten Bobersen aber wohl nicht mehr machen, vermutet Holger Niese. Höchste Zeit also, Reißer zu ziehen, ehe die jahrhundertealte Sorte verloren geht.

Es war ein kompliziertes Apfeljahr, erklärt Niese. Er fürchtet, dass viele Bäume den Winter nicht überstehen, weil sie ihre Kräfte schon über den trockenen Sommer aufgebraucht haben. Die lange Hitzeperiode habe dafür gesorgt, dass die Äpfel frühzeitig von den Bäumen fielen. Das sei nicht gut für die Haltbarkeit. „Man sagt: Eine Woche eher reif heißt ein Monat weniger lagerfähig. Und wir sind nun bei etwa drei Wochen.“ Hinzu komme, dass das Wetter auch für Insekten paradiesisch gewesen sei, die den Äpfeln zugesetzt haben.

Die Tische werden trotzdem voll sein, wenn Holger Niese am 21. und 22. September in Bobersen seine Obstsortenschau eröffnet. Mehr als 100 alte Apfelsorten will der Experte im Vereinshaus der Gartensparte in der Lindenallee präsentieren. Ein guter Teil davon wächst in seinem hauseigenen Garten, einige Sorten musste der Hobby-Pomologe im Bundessortenamt in Wurzen besorgen. Seit vielen Jahren beschäftigt sich Niese mit Äpfeln, zum Fest in der Gartensparte möchte er auch eine Sortenbestimmung anbieten. „Voraussetzung dafür ist, dass genügend Früchte mitgebracht werden.“ Fünf Stück sollten es schon sein, besser mehr. Denn die einzelnen Äpfel könnten sich zum Teil deutlich unterscheiden. „In diesem Jahr sind die Früchte sehr unterschiedlich.“ Außerdem liege die Betonung auf „alt“, sagt Niese. „Es geht nicht um Bäume aus dem Baumarkt, bei denen die Besitzer das Schild verloren haben.“ Eher wolle er das Bewusstsein für den Wert der alten Sorten schaffen – und darauf hinweisen, dass die Leute „ihren“ Apfel am Leben erhalten können.

Vielleicht ergibt sich während der Veranstaltung auch ein weiterer Hinweis auf die regionale Sorte Modivchen, nach der Niese schon einige Monate fahndet. Nach mehreren Artikeln in der SZ hatte sich eine Reihe von Lesern gemeldet, die meisten Bäume hat sich der Kenner nun bereits angeschaut. Neun davon konnte er als Modivchen einordnen, von Bobersen über Bloßwitz bis Treben. Andernorts, beispielsweise in Großrügeln, sind die Bäume schon gefällt gewesen. Ansonsten aber verdichten sich die Anzeichen, dass es sich um eine ehemals recht weit verbreitete Sorte handelt. „Ich würde tippen, jeder Zweite, der viele Apfelbäume besaß, hatte auch einen Modivchenbaum stehen“, sagt Niese. Von einigen Berichten kann er auch erahnen, wie alt die Sorte sein müsste. „Wir gehen auf 1930 oder weit früher zu.“ Gut möglich also, dass die ersten Modivchen um die Jahrhundertwende gepflanzt wurden. Welche Baumschule wiederum die Apfelbäume verkauft hat, ist nicht ganz klar. Bisher habe es lediglich einen vagen Hinweis auf die Gärtnerei Tamme bei Meißen gegeben.

Klarheit, ob es sich beim Modivchen wirklich um eine eigenständige Sorte handelt, sollen nun Genanalysen bringen. Bestätigen sich die Vermutungen, dann wird das in der Fachwelt bislang relativ unbekannte Modivchen ins Register des Sortenamts aufgenommen.

Die Sortenschau findet Freitag, 21. September, von 15 bis 17 Uhr sowie am Sonnabend, 22. September, von 9 bis 17 Uhr im Vereinshaus der Gartensparte Bobersen statt.