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Anwohner kritisieren Wacker-Umfahrung

Einige Leckwitzer schimpfen über die geplante Trasse durch ihr Dorf. In Nünchritz dagegen freut man sich über die Pläne.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Nünchritz. Es „scheppert“ ganz schön, wenn die Lkw am Haus von Bernd Zickler in Leckwitz vorbeirauschen. Er sieht in dem Verkehr auf der S 88 durchaus eine Belastung für die Anwohner, zumal sich nur wenige an das Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde im Ort halten würden. Und auch die geplante Umverlegung der Staatsstraße, die sogenannte Wacker-Umfahrung, wird zumindest für ihn keine Entlastung bringen – da rausche der Verkehr dann nur an der anderen Seite des Hauses vorbei, sagt er. Dafür würde sich aber sein Arbeitsweg um mehrere Kilometer verlängern, weil die Straße parallel zur Elbe dichtgemacht werden soll. „Und mit einer Lärmschutzwand wie in Großenhain will ich auch nicht leben“, sagt Bernd Zickler. Er hofft deshalb nicht nur auf einen Grüngürtel, sondern auch auf eine Lösung für die riesige Dorfeiche und das Krieger-Denkmal. Die stehen direkt an jener Kreuzung in Leckwitz, wo die neue Umgehung mit einem Kreisverkehr starten soll.

Wenige Meter weiter, im alten Leckwitz am Dorfring, haben einige Anwohner das Hoffen indes längst aufgegeben. „Die Straße braucht kein Mensch“, schimpft Dietmar Protze, „die Häuser können sie hier dann ganz zuschütten.“ Der Ur-Leckwitzer sieht mit dem Bau nicht nur eine weitere Entwertung der Immobilien auf die Anwohner zukommen, sondern befürchtet vor allem noch mehr Lärm. Schon jetzt gebe es ein Grundrauschen durch das Chemiewerk und die nahe gelegene Zugstrecke. „Das ist schon jetzt eine große Belastung“, sagt er. Und mit der Verlegung der Straße nur einen Steinwurf von seinem Grundstück entfernt werde die noch größer. Die Nachbarn werden deshalb ihre Flächen nicht ohne Weiteres für das Bauprojekt verkaufen, ist er überzeugt. Zumal seiner Meinung nach weder das Verkehrsaufkommen den Neubau für mehrere Millionen Euro rechtfertigt, noch die Voraussetzungen an anderer Stelle dafür geschaffen werden. „Da rollt dann noch mehr Verkehr über die B 98 durch Glaubitz. Es wäre doch sinnvoll, dort zuerst die Umgehung zu bauen.“ Noch besser wäre seiner Meinung nach der einst geplante Bau einer Elbbrücke in Höhe der Leckwitzer Schanze gewesen, da hätte der Verkehr gleich Richtung B 6 abfließen können. „Das hat man damals verpasst. Und nun lässt sich die Gemeinde für die Interessen der Industrie vor den Karren sparren“, schimpft der Leckwitzer – während die Straßen in seinem Dorf manchmal nur bessere Feldwege seien.

In Nünchritz, an der heutigen S 88, kann man den Frust in dem Nachbardorf nur erahnen. „Die Leckwitzer müssen dann schon weiter fahren. Wir fahren ja fast alle mehr in Richtung Riesa als nach Meißen“, sagt eine Anwohnerin. Sie selbst wohnt einige Meter von der S 88 weg und empfindet die Verkehrsbelastung eher als gering. „Mich stört es aber natürlich nicht, wenn hier weniger Verkehr lang läuft.“ Das kann ein anderer Nachbar nur bestätigen. Dank der Schallschutzfenster sei die Belastung aushaltbar, nur die Kieslaster würden ganz schön Lärm machen. „Wir haben es dann ruhiger“, sagt auch Anwohner und Gemeinderat Udo Schmidt (SPD). Das Gremium sei über die Planungen für die S 88 informiert gewesen. Und auch wenn man durchaus die Belastung für die Alt-Leckwitzer sieht, könne man der aktuellen Variante zustimmen, sagt er – zumindest wenn der Schallschutz und der Lückenschluss am Elberadweg kommen.

Zwei Kilometer neu

Die neue S88 soll künftig zwischen Leckwitz und der S40 einen großen Bogen um das Werk der Wacker Chemie AG machen. Die jetzige Trasse parallel zur Elbe – Teil der Meißner Straße – wird dann dichtgemacht.

Wann gebaut wird ist noch unklar. Bis Ende 2019 soll der Vorentwurf stehen. In Sachsen Landesverkehrswegeplan 2025 wird das Projekt als dringend eingestuft.

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