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Anwohner lärmen gegen neue Motocross-Piste

Nachdem Bannewitz sich für das Projekt an der B 170 ausgesprochen hat, machen jetzt Flugblätter die Runde.

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© Andreas Weihs

Von Verena Schulenburg

Bannewitz. Noch touren keine Quads und Crossmaschinen über den Acker an der B 170. Dafür sorgt der Krawall einiger Anwohner gegen das Projekt zurzeit für Unruhe in Bannewitz. Seitdem bekannt wurde, dass auf einer etwa 30 000 Quadratmeter großen Fläche im äußersten Norden der Gemeinde eine neue Piste für Motocross und Mountainbiker entstehen soll, ist eine Diskussion um Traditionserhalt, Lärmbelästigung und Lebensqualität entfacht. Das Projekt spaltet die Bannewitzer.

Vor allem Anwohner im unweit entfernten Nöthnitz, die bereits durch B 170 und die nahe Autobahn A 17 lärmgeplagt sind, fürchten nun gänzlich um ihre Ruhe. Mehr als 70 Unterschriften gegen die Motocross-Piste haben sie bereits der Bannewitzer Rathausspitze vorgelegt. Umsonst?

Vor einigen Tagen haben die Gemeindevertreter nach hitziger Debatte ihre Zustimmung erteilt, für das betreffende Gebiet einen Bebauungsplan erstellen zu lassen. Dieser soll prüfen, inwieweit das Areal für die Zwecke des Motocross’ taugt. Obwohl sich Mitglieder des Bannewitzer Motocross-Clubs (MCC), für welche die Strecke künftig zur Verfügung stehen würde, zur besagten Sitzung interessierten Anwohnern vorstellten und Fragen zu den Nutzungsabsichten beantworteten, sind die Sorgen der Anwohner benachbarter Wohngebiete nicht ausgeräumt. Sie fürchten, künftig vom Lärm der Crossmaschinen geplagt zu werden und machen nun erneut mobil. In den Briefkästen vieler Einwohner landete jetzt ein Schreiben von „betroffenen Bannewitzer Bürgern“. Darin wird gebeten, sich noch bis zum 13. Juli gegen die Motocross-Pläne an der B 170 zu bekennen.

Der Grund: Parallel zum Bebauungsplan, der nun für den Motocross aufgestellt wird, überarbeitet die Gemeinde derzeit auch ihren Flächennutzungsplan. Darin wird festgelegt, welche Flächen in der Gemeinde in Zukunft für Wohnbebauung, Gewerbe und andere Zwecke zur Verfügung stehen. Das für Motocross diskutierte Grundstück unterhalb des Bannewitzer Gewerbegebietes, das aktuell noch als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen ist, soll dabei in Zukunft als Sport- und Freizeitfläche genutzt werden können.

Dem Entwurf des Papieres hatten die Gemeindevertreter bereits zugestimmt. Aktuell haben die Bannewitzer die Möglichkeit, ihre Meinungen zu dem Planentwurf schriftlich bei der Rathausspitze einzureichen – nämlich exakt noch bis zum Freitag, dem 13. Juli. Anschließend werden alle eingegangenen Stellungnahmen gesichtet und abgewogen, bevor der Planentwurf erneut dem Gemeinderat zum Beschluss vorgelegt wird. Auf dem Portal, das über die Internetseite der Gemeinde Bannewitz zu erreichen ist, sind bisher neun Stellungnahmen zum Flächennutzungsplan eingegangen.

„Es geht um die Wohnqualität in Bannewitz“, heißt es in dem anonymen Flugblatt der besorgten Anwohner. Niemand wisse, was passiert, wenn die Crossfahrer einmal grünes Licht auf dem betreffenden Areal bekämen. Die Anwohner fürchten zudem, dass „aufgrund der großen Nachfrage aus der Region der Druck auf eine Erweiterung der Trainings- und Wettkampfzeiten wächst“. Außerdem sei unklar, inwiefern das Areal künftig nicht nur vom Nachwuchs genutzt werde, sondern auch Erwachsene mit größeren und folglich lauteren Maschinen die neue Piste für sich gewinnen würden. Ungeklärt sei auch, wie oft die Biker fahren und wie laut die Lärmkulisse letztlich tatsächlich ist.

Es sind Ängste, welche die Motocross-Sportler gern nehmen möchten. „Unser Wunsch ist es, einen Trainingstag in der Woche oder alle 14 Tage durchzuführen“, sagt MCC-Vorsitzender Frank Zirnstein. Geplant seien 26 Trainingstage im Jahr, wobei Sonn- und Feiertage und tageszeitliche Ruhephasen eingehalten würden. Außerdem soll das Grundstück eingezäunt und damit verhindert werden, dass Unbefugte die Piste missbräuchlich nutzen. „Sicherheit hat oberste Priorität“, sagt Zirnstein. Ziel des Vereins sei es, die Motorsporttradition in Bannewitz wieder mit einer eigenen Strecke dauerhaft aufzunehmen, um diese vor allem Kindern und Jugendlichen zur Verfügung zu stellen. Die Bedenken einiger Bannewitzer nehme der Verein ernst. Deshalb wolle man einen Konsens erzielen und sei auch bereit, sich hinsichtlich der Nutzung der Strecke den Wünschen anzupassen, insofern dies möglich ist.

Nach den ersten beiden erfolgreichen Veranstaltungen, die seit 2016 wieder in Bannewitz durchgeführt werden, wird es am 23. September wieder ein großes Rennen geben, dann erstmals auf der neuen Piste an der B 170. Kritiker werden dann genau hinhören, weiß Frank Zirnstein. Diese Veranstaltung, die einmal im Jahr geplant ist, sei allerdings nicht maßgeblich für die Arbeit des Vereins. „Da wird es natürlich laut“, sagt er. Bei den Trainings, die übers Jahr verteilt stattfinden, sei das anders. Damit sich Skeptiker davon überzeugen können, wollen die Motocross-Freunde noch vor dem großen Rennen im September zu einem Trainingstag an die neue Strecke einladen. „Dann können die Leute horchen, wie laut es ist“, sagt Zirnstein.