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Anrempeln erwünscht

Zur Traditionsveranstaltung des MSC Hartha strömen auch 2018 zahlreiche Fahrer und Fans. Crashs sind vorprogrammiert.

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© Dietmar Thomas

Von Christian Kluge

Hartha. Das Wetter war den Organisatoren vom MSC Hartha bei der 16. Auflage ihres Stock-Car-Rennens zumindest am Sonnabend hold – denn Regen gab es erst am Sonntag. Dafür gab es aber wieder packende Duelle auf der Sand- und Schlammbahn am Südwestrand von Hartha. Überschläge und demolierte Renner waren an der Tagesordnung, aber: „Dass den Fahrern dabei etwas passiert, kommt kaum vor“, grinst Stephan Schäfer, der Vereinschef des veranstaltenden Motorsportclubs. Dabei kann er sich auf über 40 Helfer, eine professionelle Streckencrew, die Feuerwehr und die Johanniter völlig verlassen.

Ohne Rücksicht auf Verluste geht es auf der Strecke in Hartha durch die Schlammpfützen. Hier ist Sebastian Anker (vorn) auch mal in Aktion zu sehen.
Ohne Rücksicht auf Verluste geht es auf der Strecke in Hartha durch die Schlammpfützen. Hier ist Sebastian Anker (vorn) auch mal in Aktion zu sehen. © Christian Kluge
Wenn es mal schiefgeht – und es geht beim Stock-Car-Rennen oft schief – dann kommt erst mal die rote Flagge, bis der lädierte Renner weggeräumt ist.
Wenn es mal schiefgeht – und es geht beim Stock-Car-Rennen oft schief – dann kommt erst mal die rote Flagge, bis der lädierte Renner weggeräumt ist. © Christian Kluge

Ansonsten ist der 34-Jährige während der Veranstaltung unter anderem dafür zuständig, dass die Rennen live im Internet zu verfolgen sind. Schäfer sitzt im Chef-Container oberhalb der Strecke vor seinen großen Computer-Bildschirmen und sagt: „Auf Youtube und Facebook ist das kein Problem. Einfach MSC Hartha suchen.“ Kann sein, aber viele Fans zogen es vor, sich live von den zerstörerischen Aktivitäten der Stock-Car-Fahrer zu überzeugen.

Stellt sich die Frage, was Menschen veranlasst, mit einem Auto Rennen zu fahren und dabei absichtlich Schäden bis hin zur Totalverschrottung in Kauf zu nehmen. Otto Normalverbraucher hyperventiliert ja schon, wenn jemand den Lack am liebgewonnenen SUV leicht ankratzt. Aber nicht so in Hartha. Was auf der dortigen Rennstrecke unterwegs ist, hat schon so viele Beulen im Fahrzeug, dass eine oder zwei oder zehn mehr gar nicht mehr auffallen. Hauptsache, der Motor läuft und das Auto fährt noch!

Einer, der den Spagat zwischen gepflegtem Trabant und einem Stock-Car-Trabant problemlos auf die Reihe bekommt, ist Sebastian Anker vom MSC Hartha. Gleich hinter dem Eingang zur Rennstrecke hat der 29-Jährige sein Trabi-Prunkstück geparkt. Einen 601er mit alten Skiern und Koffer auf dem Dachgepäckträger. Ein Stück weiter hinten – im Fahrerlager – da steht sein Stock-Car-Trabi. Kaum zu glauben, dass dieses Gefährt noch funktioniert. Ist aber so. Bisschen lauter allerdings als die gepflegte Variante.

„Den Stock-Car-Trabi habe ich von einem Kumpel übernommen. Den anderen habe ich schon seit 2005. Außerdem habe ich noch zwei in der Garage, die ich für den normalen Straßenverkehr aufbauen möchte“, erzählt Sebastian Anker und ergänzt: „Die Autos, die hier beim Rennen unterwegs sind, waren nicht mehr zu retten. Die kommen quasi vom Schrottplatz.“

Über den Kumpel mit dem Stock-Car-Trabi kam Anker überhaupt erst zum Rennsport. „Ich habe KFZ-Mechatroniker für Nutzfahrzeuge gelernt und bin früher nur als Mechaniker zu den Rennen mitgefahren. Bis mein Kumpel mich gefragt hat, ob ich auch mal fahren möchte. Dann habe ich es probiert und später seinen Stock-Car-Trabi übernommen.“ So erfolgte also der Einstieg in diese Art von Rennsport für Sebastian Anker, der im „normalen Leben“ einen Golf 4 bewegt und in seinem erlernten Beruf im benachbarten Waldheim arbeitet.

Seit zehn Jahren ist Anker Mitglied beim MSC Hartha, der derzeit 26 Mitglieder hat. Vereinschef Stephan Schäfer: „Sechs davon fahren Stock-Car-Rennen, drei sind bei der Ostdeutschen Autocross-Meisterschaft unterwegs. Und dann haben wir noch Kartsportler. Die nächste Strecke liegt da für uns in Grimma.“