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Anlagenbauer räumt auf

Die Firma Konnerth & Co. baut neue Sozialräume. Damit ist Platz für weitere Maschinen. Doch wer bedient die einmal?

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© André Braun

Von Heike Heisig

Leisnig. Nächste Woche rückt der Bagger hier an, erzählt Klaus Ziegenbalg. Er ist der Produktionsleiter der Leisniger Niederlassung der Firma Konnerth & Co. Ihm gegenüber sitzt Henning Homann. Der SPD-Landespolitiker hat sich am Dienstag in Leisnig mit dem Rathauschef, Schulleitern, Vertretern des Hospizvereins „Lebenshilfe“, Bürgern und eben einem Vertreter aus der Wirtschaft getroffen.

Was Klaus Ziegenbalg ihm berichtet, hört sich überwiegend gut an. 1996 hat der Anlagenbauer seine Produktionsstätte im Leisniger Gewerbegebiet bezogen. „Seitdem läuft’s“, sagt der Produktionschef. Zwar sei nicht jede Krise schadlos am Unternehmen vorbeigegangen. Doch insgesamt sei der Trend positiv. Daher auch die nächste Investition. „Das ist dann die vierte Erweiterung“, so Ziegenbalg.

Jedes Jahr zwei Lehrstellen

Zunächst entsteht in Richtung der Nachbarfirma Heiche ein neuer Sanitärtrakt. In dem bekommen die Mitarbeiter Umkleide- und Pausenraum. Das Büro und der Meisterraum werden dorthin verlagert. „Das ist die schnellste Variante für uns, über freie Produktionsflächen zu verfügen“, erklärt Ziegenbalg. Wegen des Gewichts der Maschinen werden an die Bodenbeschaffenheit in den Hallen besondere Anforderungen gestellt. Ist in der jetzigen Produktion Platz frei geworden, zieht dort neue Technik ein: im Spätsommer eine Drehmaschine, 2019 eine weitere Fräsmaschine.

Anfangs wird Konnerth & Co. alles aus eigener Tasche bezahlen, zumindest die Erweiterung. Der bisherige Antrag auf Zuschüsse ist negativ beschieden worden, weil das Unternehmen nicht nachweisen kann, dass es permanent einstellt. Dabei würde es den Personalbestand gern aufstocken. Doch: „Wir finden keine geeigneten, guten Mitarbeiter“, sagt der Produktionsleiter. Dass im Moment viele Mitarbeiter mittleren Jahrgangs an den Maschinen stehen, führt Klaus Ziegenbalg auf eine kontinuierliche Ausbildung zurück. „Zwei Zerspanungsmechaniker beginnen eigentlich jedes Jahr ihre Lehre bei uns“, sagt er. Trotzdem fehlt Personal.

Für die nächsten Investitionen dagegen macht Henning Homann Hoffnung. Vor anderthalb bis zwei Jahren habe der Landtag das Wirtschaftsförderprogramm GAW überarbeitet. „Weil ein beachtlicher Teil der Fördergelder nicht abgerufen worden ist, haben wir geschaut, woran das liegt“, erklärt Homann. Zwei Hauptgründe seien ausgemacht worden: zu bürokratisch und zu hohe Ansprüche. Nach der Änderung sei es ausreichend, dass Unternehmen zusichern, keine Arbeitsstellen abbauen zu wollen, wenn sie denn staatliche Unterstützung erhalten. Daher könne sich der SPD-Politiker vorstellen, dass Konnerth nun bessere Chancen auf Förderung hat als vor der Novellierung.

Seiteneinsteiger können’s schaffen

Potenzial sieht der Landespolitiker auch, was die Nachwuchswerbung betrifft. Nach einem Kurzbesuch in der Produktion und den Erklärungen des Produktionschefs ist er sich sicher, dass die jungen Leute etwas beigebracht bekommen, womit sie gut durchs Leben kommen, sich eine Familie aufbauen können. „Damit müssen sie noch mehr werben“, animiert er den Anlagenbauer. Der ist bislang auf Ausbildungsmessen präsent, freut sich aber genauso über den Besuch von Oberschülern. „Wir müssen noch etwas tun, um unseren Betrieb bei potenziellen Auszubildenden bekannt zu machen“, gibt Klaus Ziegenbalg zu. Er ist überzeugt, dass kaum ein Jugendlicher aus Leisnig weiß, was bei Konnerth produziert wird – die meisten Erwachsenen sicherlich auch nicht. Daher begrüßt er, dass es künftig mindestens zwei Praktika in der Zeit der Berufsorientierung geben soll. „Ich bin ein absoluter Fan von Praktika. Da sehen die jungen Leute, was von ihnen erwartet wird und wie hart es mitunter auch ist, sich zu bewähren.“ Für Saubermänner und -frauen ist der Job bei Konnerth & Co. nichts. „Man wird schmutzig, und es ist laut in den Produktionshallen.“ Daraus macht Klaus Ziegenbalg keinen Hehl. Dafür sind die Aufgaben für alljene etwas, die sich beinahe täglich einer neuen Herausforderung stellen wollen. Sogar Seiteneinsteiger können das schaffen, wie Mitarbeiter dem Landtagsabgeordneten erzählen. „Auch Frauen haben wir in unserem Team und schon ausgebildet“, sagt Ziegenbalg.

Stolz auf Made in Leisnig

Er steht noch fast täglich mit den Kollegen an den Maschinen. „Ich will abends sehen, was ich geschafft habe“, so der gelernte Zerspaner. Er hatte nach der Wende erheblichen Anteil daran, dass sich die Familie Konnerth für einen neuen Standort in den neuen Bundesländern entschieden hat. Denn Klaus Ziegenbalg wollte nach einer Anlernphase im Hauptwerk auf jeden Fall zurück nach Sachsen. „Wir haben bis zur Wende einen Mehrseithof landwirtschaftlich genutzt. Zuletzt habe ich als Landmaschinenschlosser gearbeitet, musste mich dann neu orientieren“, erzählt der Produktionschef. Dass sich seine und die Wege von Hans Konnerth gekreuzt haben, nennt er mehr als einen Sechser im Lotto. Die ersten Kunden habe er durch Anrufe in Firmen gewonnen, deren Nummern er aus dicken Telefonbüchern hatte. „Einige sind noch heute Kunden“, so Ziegenbalg.

Die 40 Mitarbeiter des Anlagenbauers fertigen kleine Stückzahlen. „Motoren für Autos werden zum Beispiel mit Sondermaschinen hergestellt, für die wir wiederum Teile produzieren“, veranschaulicht der Produktionsleiter. Auch in die Problemlösung in der Entwicklung werde sein Team häufig einbezogen. Manchmal entdecke er Jahre später an einem Serienprodukt ein Bauteil, an dem er mitgearbeitet habe – ein Türschloss in einem Mercedes etwa. „Das macht stolz“, sagt Klaus Ziegenbalg.