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Angst vor Gewalt am Wiener Platz

Die Bürgerumfrage zur Sicherheit zeigt: Dresdner fürchten sich im Dunkeln, in Prohlis, Gorbitz und der Neustadt. Auch am Hauptbahnhof haben sie Angst. Zum Teil zu Unrecht.

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© Christian Juppe

Von Andreas Weller

Die meisten Dresdner fühlen sich in ihrer Wohnung am sichersten und tagsüber auch in der Stadt und in Bussen und Bahnen. Dennoch ist das Sicherheitsgefühl schlechter geworden, das zeigen die Ergebnisse der kommunalen Bürgerumfrage der Stadt. Die wichtigsten Ergebnisse und Einordnungen:

Das Gefühl der Sicherheit hängt auch vom Alter ab.

Das Sicherheitsgefühl in der Gesamtstadt sackt immer weiter ab: Im Jahr 2012 bewerteten die Dresdner die Sicherheit in Dresden noch mit der Note 2,2, 2014 sank dieser Wert auf 2,4 und nun auf 2,5. Nur die Hälfte der Dresdner fühlt sich noch sicher. Vor allem ältere Menschen fühlen sich unsicher. Nur 36 Prozent der Befragten ab 75 Jahren gaben an, sich sicher zu fühlen. Bei den 16- bis 24-Jährigen fühlen sich 64 Prozent sicher.

Neustadt, Prohlis und Gorbitz sind Problemviertel der Stadt.

Fast jeder zweite Befragte nannte mindestens einen Ort in Dresden, an dem er sich unsicher fühlt. 2012 waren es nur 41 Prozent. Außerdem gibt es mehr Frauen als Männer, die sich irgendwo unsicher fühlen. Am häufigsten wurden hier die Stadtteile Prohlis, Gorbitz und die Äußere und Innere Neustadt genannt. Das war auch bei den vorherigen Befragungen so. Die Bewohner der Problemviertel sehen das etwas anders. So empfinden Neustädter Prohlis und Gorbitz als besonders gefährlich, ihren eigenen Stadtteil aber weniger. Die Prohliser stufen die Äußere Neustadt als noch etwas unsicherer als Prohlis ein. Die Gorbitzer sehen ihren Stadtteil und Prohlis/Reick am kritischsten.

Prohlis und Gorbitz sind besser als ihr Ruf.

Zumindest bei der Neustadt stimmt die Einstufung als unsicherer Stadtteil mit der Realität überein. Die Polizei bewertet das Ausgehviertel als Kriminalitätsschwerpunkt. 2015 sind dort viele Straftaten verübt worden. 3 656 waren es insgesamt. Nur im Bereich Seevorstadt-Ost/Großer Garten/Strehlen-Nordwest waren es mit 5 122 Taten mehr. Das besagt der Kriminalitätsatlas für 2015 vom Landeskriminalamt. „Prohlis und Gorbitz liegen da eher im Durchschnitt“, sagt Polizeisprecherin Jana Ulbricht. „Der schlechte Ruf lässt sich dort statistisch nicht belegen.“ Diese Stadtteile werden schlechter bewertet als sie sind.

Bahnhöfe, Wiener Platz und Innenstadt sind neue Unsicherheitsfaktoren.

Für die Statistiker sind Orte wie der Wiener Platz, Bahnhöfe insgesamt und die Innenstadt allgemein neu als unsichere Orte dazugekommen. Spielten sie bisher so gut wie keine Rolle, machen sie jetzt bis zu 26 Prozent an den von Befragten genannten unsicheren Orten aus. Aus dem Kriminalitätsatlas lasse sich das laut Ulbricht nicht nachprüfen, da am Wiener Platz beispielsweise mehrere Stadtteile aneinandergrenzen und der Atlas Straftaten nicht auf konkrete Plätze eingrenze. „Statistisch ist aber der Anteil an Straftaten insbesondere am Wiener Platz gestiegen“, erklärt die Hauptkommissarin. „Das liegt an den häufigeren Kontrollen.“ Zudem habe die Polizei das Drogenproblem dort öffentlich gemacht, sodass die gefühlte Unsicherheit steige. „Aber es ist klar ein Schwerpunkt, den wir auch immer im Blick haben.“

Latente Angst vor Ausländern, aber mehr vor den Bewohnern der Viertel.

Nach den Gründen für die eigene Unsicherheit gefragt, antworteten die Teilnehmer am häufigsten, es liege an der sozialen Struktur der Bewohner im Viertel. Dieser Grund und Kriminalität, Gewalt, Überfall und radikale Personen wurden jeweils zu 44 Prozent genannt. Der Grund Ausländer/Flüchtlinge erhielt 19 Prozent. Bezogen auf die problematischen Orte, kam der Punkt Ausländer/Flüchtlinge am Wiener Platz auf 30 Prozent.

Kriminalität und Gewalt wurden dort sogar von mehr als der Hälfte der Befragten genannt, bezogen auf die gesamte Innenstadt sind es sogar 63 Prozent. In Prohlis und Gorbitz liegt es eher an der sozialen Struktur der Bewohner (58 und 57 Prozent). Ausländer/Flüchtlinge spielen dort eine eher untergeordnete Rolle (16 und 20 Prozent).

Dresdner fühlen sich bei Dunkelheit unsicher – vor allem Ältere.

Das Sicherheitsgefühl der Dresdner hat auch etwas mit Licht zu tun. So erhalten die Stadt, Busse und Bahnen tagsüber für die Sicherheit die Noten 2,1 und 2. In der Dunkelheit sinken diese Werte rapide ab auf 3,2 und 3. Jeweils 49 Prozent nannten Parks und die Dresdner Heide als besonders unsichere Orte im Dunkeln. Bis zu 40 Prozentpunkte schwanken diese Angaben zwischen den Altersgruppen, die Ältesten fühlen sich am unsichersten.

Dresdner wünschen sich mehr Polizisten, einige auch härtere Strafen.

Um das Sicherheitsgefühl zu steigern, ist mehr Polizei nötig. Darin sind sich 62 Prozent der Befragten einig. Jeweils 15 Prozent wünschen sich härtere Strafen und schärfere Gesetze. „Eine stärkere Präsenz würden wir gerne umsetzen. Aber wir können nur das vorhandene Personal einsetzen“, erklärt Ulbricht. Das Land arbeite daran, 1 000 zusätzliche Polizisten für Sachsen auszubilden. Wie viele davon nach Dresden kommen, ist aber unklar.

„Es ist uns wichtig, dass die Bürger sich sicher fühlen“, so die Hauptkommissarin. Dresden sei aber im Vergleich zu ähnlich großen Städten sehr sicher. „Dass dies anders empfunden wird, ist nachvollziehbar, und es ist unser Anliegen, auch das subjektive Sicherheitsgefühl zu verbessern.“ Deshalb sind vor allem die Schwerpunkte im Fokus.