Merken

Angler mag keinen Fisch auf dem Tisch

Seit 1968 schaut Georg Machoy den Angelfreunden in der Region auf die Finger. Damit hat er sich manchmal unbeliebt gemacht.

Teilen
Folgen
© André Braun

Von Heike Heisig

Leisnig/Wiesenthal. Dass jemand mehr als ein halbes Jahrhundert dem Angelsport die Treue hält, zudem lange und selbst im hohen Alter noch Verantwortung übernimmt, das ist selten und dem Landesverband sächsischer Angler eine Auszeichnung wert. Die geht an Georg Machoy vom Angelverein Wiesenthal, der schon geangelt hat, als es seinen jetzigen Verein noch gar nicht gab.

Zum Angeln selbst ist der heute 83-Jährige durch seinen Schwiegervater gekommen. Machoy kommt aus einem kleinen Ort bei Leibnitz, zog 1955 nach Wiesenthal – der Liebe wegen. Vor der Hoftür hat er seitdem sozusagen die Freiberger Mulde. Und so konnte und wollte er sich auch gar nicht dagegen wehren, dass ihn der Vater seiner Frau mit zum Angelverein nach Leisnig genommen hat. Seit 1960 hat er dort an Versammlungen teilgenommen, acht Jahre später begann sein Einsatz für die Fischereiaufsicht. Die damalige Bestellung hat immer noch Gültigkeit. Seinen neuen Ausweis hat Georg Machoy erst vor kurzem in Empfang genommen. Dieses Ehrenamt aufzugeben, hätte ihm wirklich leidgetan. „Ich hab ja die Zeit dafür und Lust dazu“, begründet er.

1975 gehörte der Wiesenthaler mit zu den Gründungsmitgliedern des Angelverbandes in seinem Wohnort. Auch da begnügte er sich nicht mit dem reinen Angelvergnügen. Zeitweise übernahm er die Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden. Als Gewässerwart kümmerte er sich um den regelmäßigen Fischbesatz der Vereinsgewässer. Sogar auf Kreisebene war er mit dafür zuständig, dass die Angelfreunde in der Region „dicke Fische“ an Land ziehen konnten. Dafür reisten er und seine Mitstreiter fast durch die halbe Republik, um die Setzlinge zu ergattern. Diesen Ämtern als Gewässerwart geht der 83-Jährige inzwischen nicht mehr nach. Die hat er Ende der 1990er-Jahre aufgegeben und Jüngeren die Verantwortung überlassen.

Wiederholungstäter droht Sperre

Als Vertreter der Fischereiaufsicht ist es Machoys Aufgabe, die Papiere der Angler zu kontrollieren. Er muss aufpassen, dass die Maße der Fische und deren Schonzeit eingehalten werden. Und auch andere Dinge, die den Tierschutz betreffen, muss er kontrollieren. „Beliebt mache ich mich damit nicht“, weiß der Senior selbst. Wenn er eine Unregelmäßigkeit feststellt, dann spricht er darauf zunächst den Vorsitzenden des Angelvereins an, in dem derjenige Angler Mitglied ist. „Stelle ich beim nächsten Mal wieder Verstöße fest, dann muss der Betreffende durchaus mit einer Sperre rechnen“, sagt der Wiesenthaler.

Große Scherereien hatte er mit den Sportlern in der Region aber noch nicht. „Die Angler halten sich überwiegend an die Regeln“, bescheinigt der langjährige Fischereiaufseher. Mit seinen Angelfreunden freut sich Georg Machoy darüber, dass die Gewässer im Vergleich zu DDR-Zeiten viel sauberer geworden sind. Da sei es sicher vielmehr ein Genuss, einen in der Region gewachsenen und geangelten Fisch auf dem Teller liegen haben. Doch: So genau weiß das der 83-Jährige gar nicht. „Ich esse keinen Fisch“, sagt er und verblüfft damit sicher jeden, der zuvor von seiner „Karriere“ im Angelverein gehört hat.

Aber worin liegt dann der Reiz des Angels für ihn, wenn es nicht um ein leckeres Mittagessen oder Abendbrot geht? „Ich bin einfach gern in der Natur“, begründet der Wiesenthaler. Auch für seine weiteren Hobbys muss Georg Machoy nicht großartig den heimischen Hof verlassen. „Ich habe ein Grundstück von einem Hektar Größe, das muss ich nicht aufzählen, wieviel Arbeit dort anfällt.“ Darüber hat es ihm das Handwerk angetan. Für die Urenkel baut Georg Machoy Kindermöbel. Die Enkel haben bei ihm einen Ecktisch bestellt, den er gern nach deren Wünschen tischlern möchte.

Von Hause aus ist er Handwerker, Heizungsbauer genau genommen. Bis zur Frühpensionierung hat er dann jedoch in einem regionalen Schweinezuchtbetrieb gearbeitet, sich dort um Instandhaltungen gekümmert. Sein Arbeitsleben fand 1995 durch einen schweren Unfall ein jähes Ende. Danach musste er sich langen Behandlungen unterziehen, um wieder einigermaßen auf dem Posten zu sein.

Zu den Veranstaltungen „seines“ Wiesenthaler Angelvereins geht Georg Machoy noch regelmäßig. Sind die Treffen außerhalb, dann nimmt ihn einer der Angelfreunde mit. Die Gemeinschaft und das Fachsimpeln tun dem Rentner gut – und halten ihn fit, auch für sein Ehrenamt.