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„An Schlammschlachten beteilige ich mich nicht“

Meißens Linken-Fraktionschef Ullrich Baudis sieht den OB-Wahlkampf kritisch.

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© Claudia Hübschmann

Herr Baudis, wie beurteilen Sie den derzeit in Meißen stattfindenden Wahlkampf um den Posten des Oberbürgermeisters?

Mir fehlen vor allem Farbe und ein persönliches Engagement der Kandidaten. Es werden immer viele Vorschusslorbeeren verteilt, aber dann passiert nichts. Wann entwickelt denn einer der Bewerber mal seine Vision für Meißen? Das hat die Stadt schließlich verdient. Ich sehe sie immer noch als ein großes Einkaufszentrum, nur ohne Dach. Wenn es so weitergeht wie bisher, wird davon allerdings bald nicht mehr viel übrig sein. Da hilft es auch nicht , dass jetzt ein Gründerwettbewerb ausgeschrieben wird, der erst im nächsten Jahr Ergebnisse bringen soll. Es müsste viel schneller etwas passieren, vor allem um die hier schon längere Zeit ansässigen Gewerbetreibenden zu unterstützen.

Amtsinhaber Olaf Raschke scheint gleich ganz auf einen Wahlkampf zu verzichten oder welchen Eindruck haben Sie?

Das Motto für den nicht vorhandenen Wahlkampf von Olaf Raschke könnte lauten: Weiter so! Dieses Prinzip findet auch nicht meinen Beifall. Trotz aller Erfolge hat die Stadt mit vielen ernst zu nehmenden Problemen zu kämpfen. Die Misere im Einzelhandel und der Gastronomie habe ich ja bereits angedeutet. Als Unternehmer konnte ich den Niedergang in den letzt zweieinhalb Jahrzehnten sehr genau beobachten und kann die Lage beurteilen.

Dem amtierenden Oberbürgermeister wird vorgeworfen, offizielle Termine als Werbung für sich zu missbrauchen. Was sagen Sie dazu?

Der Amtsinhaber hat immer einen Bonus. Etwas Anderes anzunehmen, wäre naiv. Ich halte das auch durchaus für legitim. Die Aufregung darum kann ich nicht so richtig nachvollziehen.

Derzeit zoffen sich vor allem die Unterstützer der einzelnen Kandidaten. Ist das Niveau in Ihren Augen noch vertretbar?

Teilweise sind die Diskussionen schon sehr grenzwertig. Ich sehe die Gefahr, dass dadurch das Amt des Oberbürgermeisters beschädigt wird. Daran sollten doch bitte alle denken und Schlammschlachten vermeiden. Ich plädiere für einen sauberen Wahlkampf, gerade auch vonseiten der Unterstützer. An Schlammschlachten werde ich mich nicht beteiligen. Letztlich muss es darum gehen, den Wählern das eigene Programm plastisch zu erklären und dafür zu werben. Mir fehlt bei den jetzt mitunter laufenden Auseinandersetzungen auch oft das nötige Hintergrundwissen. Da werden Dinge behauptet, die nicht stimmen und falsche Zusammenhänge hergestellt.

Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die sozialen Netzwerke?

Keine gute. Die Verknappung und Schnelligkeit tragen eher dazu bei, dass die Diskussionen zumeist nur an der Oberfläche bleiben und schnell persönlich werden.

Wie bewerten Sie es, dass die AfD einen eigenen Kandidaten aufgestellt hat?

Die Partei sitzt im Bundestag und hat in Sachsen ein erhebliches Wählerpotenzial. Wir sollten sie ernst nehmen und müssen lernen, mit ihr umzugehen. Auch wenn mir die politischen Aussagen nicht passen.

Das Gespräch führte Peter Anderson.