Von Romy Altmann-Kühr
Ebersbach-Neugersdorf. Häkeln und stricken ist was für ältere Damen – diese Ansicht ist längst überholt. „Handarbeiten liegen voll im Trend, auch bei jungen Leuten“, sagt Claudia Lindner. Sie muss es wissen, denn Frau Lindner betreibt in Ebersbach die Handarbeitsstube. Hier gibt es Wolle zum Stricken und Häkeln und allerhand anderes Zubehör, das man für das Hobby Handarbeiten benötigt.
Handarbeiten ist heute weit verbreitet, die Volkshochschule Dreiländereck bietet etwa Kurse im Gestalten mit Textilien an. Dort wird zum Beispiel auch Sticken und Nähen vermittelt. Es gibt sogar eine Häkel-Weltmeisterschaft. Und einen speziellen Tag, der sich dem Hobby widmet. Am 9. Juni ist Tag der Handarbeit. Er wird organisiert von der Initiative Handarbeit, einem deutschlandweiten Verband. Ziel ist es, mehr Menschen dafür zu begeistern, mit Handarbeiten selbst etwas herzustellen. Claudia Lindner öffnet an diesem Tag ihren Laden und hält allerhand Tipps zu den verschiedensten Handarbeitstechniken bereit. „Ich habe auch viele Modelle da, um zu zeigen, was man mit Wolle und Co. so alles selbst herstellen kann.
Frau Lindner hat mit ihrem Laden bei diesem Aktionstag schon mehrfach mitgemacht – und verzeichnet eine gute Resonanz. „Ich habe Kunden in allen Altersgruppen“, erzählt Frau Lindner. Das gilt nicht nur für den Tag der Handarbeit. Generell sei das Publikum in ihrem Laden sehr gemischt. Unterschiede gibt es allerdings schon zwischen Jung und Alt, so Frau Lindner. „Die jungen Leute wollen lieber dickes Garn und große Nadeln, damit sie schnell fertig sind. Die Älteren bevorzugen dünnes Garn und Nadeln, damit sie länger beschäftigt sind.“ Junge Frauen kommen nach der Erfahrung von Frau Lindner oft zum Handarbeiten, wenn sie das erste Mal Mutter werden. „Sie fertigen dann etwas für‘s Baby an und bleiben bei dem Hobby.“ Nicht wenige empfinden das Hobby als sehr entspannend, zum Beispiel nach einem stressigen Arbeitstag.
Der Trend zum Selbermachen begründet sich darin, dass die Leute einfach wieder mehr individuelle Sachen haben wollen, die nicht jeder trägt, weiß Claudia Lindner. Und viele haben Freude daran, selbst etwas herzustellen. „Darauf ist man dann besonders stolz, wenn man es geschafft hat“, weiß Frau Lindner. Und: Selbstgemachtes ist auch immer eine beliebte Geschenkidee. Und mit kreativer Freizeitbeschäftigung kann man durchaus eine politische Aussage treffen, wie Frau Lindner beweist. Sie bietet unter anderem gehäkelte Beutel an mit der Aufschrift „Luxus statt Plastik“ – und zielt damit auf die aktuelle Diskussion um das Verbot von Plastik ab. Die Fachfrau aus Ebersbach weiß, dass auch das Hobby Handarbeiten Trends unterliegt. Derzeit sind Halstücher der Renner unter den Selber-Machern. Sie werden gestrickt oder gehäkelt. Auch Häkel-Figuren sind ein großer Trend. „Das machen vor allem junge Mädchen und Frauen gern.“ Ein Klassiker sind derweil Socken und Strümpfe. Sie werden im Sommer genauso wie im Winter gestrickt. „Strümpfe gehen schnell und sind einfach, man muss sich nicht allzu sehr konzentrieren und kann das Strickzeug zwischendurch auch mal problemlos beiseite legen.“ Viele Leute nehmen sich das Strickzeug zum Beispiel im Urlaub mit an den Strand. Ein Hobby nur für den Winter sei Stricken und Häkeln keinesfalls. Gerade macht sich ein neuer Trend breit: das Häkeln von Bade- und Spülschwämmen. Dazu braucht man spezielle Garne. Dieser Trend ist so beliebt, dass er im vorigen Jahr sogar Frau Lindners Laden gerettet und ihr trotz Baustellenproblemen Umsätze beschert hat, verrät die Unternehmerin. Denn 2017 war die B 96 Baustelle, die sich schon über mehrere Jahre zieht, direkt vor ihrer Haustür. Kunden fanden den Laden nicht – oder keine Möglichkeit zum Parken. „Das ist nun vorbei, die Baustelle ist weitergerückt. Man kann das Geschäft wieder gut erreichen und auch hier parken“, erzählt Frau Lindner.
Tag der Handarbeit in der Handarbeitsstube Ebersbach, Hauptstraße 67, 9. Juni von 9 bis 17 Uhr.